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Finanzlexikon Innerer Wert (Option)

Der innere Wert einer Option ist die einfache, greifbare Komponente des Preises: Was ließe sich heute durch Ausübung verdienen?

Eine Option ist das Recht, etwas zu einem festen Preis (Basispreis/Strike) zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put). Der innere Wert ist der sofort realisierbare Teil dieses Rechts: Was wäre heute bei Ausübung wirklich drin? Alles, was darüber hinaus im Preis steckt, heißt Zeitwert – das sind Erwartungen und Restlaufzeit.


Innere Wertformel in Alltagssprache

  • Call (Kaufrecht): Innerer Wert = aktueller Kurs minus Basispreis, aber mindestens 0.
  • Put (Verkaufsrecht): Innerer Wert = Basispreis minus aktueller Kurs, aber mindestens 0.

Beispiel Call: Aktie 50 €, Basispreis 45 € → innerer Wert 5 €.
Beispiel Put: Aktie 50 €, Basispreis 55 € → innerer Wert 5 €.

Liegt der innere Wert über Null, ist die Option „im Geld“ (ITM). Liegt er bei Null, ist sie „aus dem Geld“ (OTM). „Am Geld“ heißt: Kurs und Basispreis sind nahe beieinander.

Wichtig: Der Optionspreis ist fast immer höher als der innere Wert – die Differenz ist der Zeitwert.


Zeitwert: Warum Optionen teurer sind als der reine Vorteil

Zeitwert spiegelt Chancen und Unsicherheit bis zum Verfall: Restlaufzeit, erwartete Schwankungen (Volatilität), Zinsen und ggf. Dividenden. Je länger die Restlaufzeit und je heftiger ein Kurs schwankt, desto mehr Zeitwert. Kurz vor dem Verfallstag schmilzt der Zeitwert – übrig bleibt praktisch nur der innere Wert.

Beispiel: Der Call aus oben (innerer Wert 5 €) kostet heute 6,20 €. Die 1,20 € darüber sind Zeitwert – die Chance, dass die Aktie bis zum Verfall noch weiter steigt.


Drei Begriffe, die Orientierung geben

  • Im Geld (ITM): Option hat inneren Wert.
  • Am Geld (ATM): Kurs ~ Basispreis, Zeitwert dominiert.
  • Aus dem Geld (OTM): Nur Zeitwert, kein innerer Wert.

Diese Einordnung hilft, Erwartungen zu sortieren: OTM-Optionen sind billiger, brauchen aber Bewegung, damit am Ende etwas übrig bleibt.


Ausüben oder verkaufen – die praktische Frage

Viele Einsteiger üben eine Option zu früh aus und verschenken Zeitwert. Faustregel:

Ausnahme: Dividenden.

Bei Calls kurz vor einem Dividendenstichtag kann eine Ausübung sinnvoll sein, wenn die Dividende größer ist als der verbleibende Zeitwert – sonst nicht.


Woran Sie sich im Alltag orientieren können

  • Preis zerlegen: Optionspreis = innerer Wert + Zeitwert. Sehen Sie beides getrennt.
  • Nähe zum Verfall: Je näher der Termin, desto weniger Zeitwert.
  • Beweglichkeit (Volatilität): Mehr Schwankung = mehr Zeitwert. Weniger Schwankung = weniger Zeitwert.

Typische Missverständnisse – schnell ausgeräumt

Der innere Wert ist der greifbare Teil eines Optionspreises – das, was sich heute aus der Option herausholen lässt. Der Zeitwert ist die Erwartung bis zum Verfall."

  • „Die Richtung stimmt, warum verdiene ich nichts?“ Wenn die Aktie nur leicht steigt, kann sinkender Zeitwert das Plus beim inneren Wert auffressen.
  • „OTM ist günstig, also kauf ich mehr.“ OTM braucht Bewegung bis zum Verfall. Bleibt der Kurs in der Nähe, kann die Option trotz „richtiger Story“ wertlos verfallen.
  • „Im Geld, also sofort ausüben.“ Prüfen Sie erst den Zeitwert. Wenn der noch da ist, Option verkaufen statt ausüben – oft besser.

Anwendung: Warum der innere Wert Ruhe bringt

Stellen Sie sich die Option wie ein Zwiebelmodell vor: Innen der sichere Kern (innerer Wert), außen die Hülle (Zeitwert). Der Kern zeigt Ihnen die Unterkante: Weniger als den inneren Wert ist eine Option nicht wert – außer bei Gebühren oder extremen Marktsituationen. Die Hülle kann wachsen oder schrumpfen. Wer beides getrennt denkt, bewertet Trades realistischer, übt nicht vorschnell aus und versteht, warum eine „richtige“ Richtung allein nicht reicht.


Fazit

Der innere Wert ist der greifbare Teil eines Optionspreises – das, was sich heute aus der Option herausholen lässt. Der Zeitwert ist die Erwartung bis zum Verfall. Erst die Trennung beider Teile macht Entscheidungen klar: kaufen, verkaufen, halten oder – nur wenn sinnvoll – ausüben. So wird aus Gefühl Logik: weniger Überraschungen, bessere Entscheidungen.

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