Die nordfriesische Insel Pellworm ist den meisten Deutschen vor allem als Ferienziel in der Nordsee bekannt

Eine gescheiterte Illusion Insel Pellworm als Musterbeispiel

Die nordfriesische Insel Pellworm ist den meisten Deutschen vor allem als Ferienziel in der Nordsee bekannt. Dass das Eiland auch ein Vorzeige-Projekt für erneuerbare Energien sein sollte, wissen nur relativ wenige Bundesbürger. Jetzt - fast vier Jahre nach dem Start - fällt die Bilanz ernüchternd aus.

Mit einem Bürgerwindpark, einer Fotovoltaik- und einer Biogasanlage deckt die Insel nahezu das gesamte Spektrum erneuerbarer Energien ab. 2013 startete die E.on-Tochter HanseWerk damit einen damals vielbeachteten Versuch. Es sollte gezeigt werden, dass es möglich ist, eine ganze Kommune ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen - nicht zuletzt auch als Beleg für die Erreichbarkeit der Zielsetzung der Energiewende. Die will bekanntlich langfristig die Stromerzeugung aus Kernkraft und fossilen Brennstoffen komplett durch "saubere" Energiequellen ersetzen. Bisher wurde deutschlandweit "nur" ein Deckungsgrad von 32 Prozent erreicht, vor fünf Jahren waren es erst 25 Prozent.

Ungelöstes Problem - wirtschaftliche Stromspeicherung 

Als das Projekt 2013 unter dem Titel "SmartRegion Pellworm" begann, kam sogar der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig eigens dafür auf die Insel. E.on, das Bundeswirtschaftsministerium und weitere Projektpartner investierten insgesamt zehn Millionen Euro in das Vorhaben - für die rund 1.200 Insulaner eine gewaltige Summe. Heute ist es wesentlich ruhiger um das Projekt geworden und die Zeichen stehen mehr auf eine sang- und klanglose Einstellung als auf die erfolgreiche Fortsetzung. Was ist passiert? 

Die Speicherung von Strom ist ein ebenso zentrales wie ungelöstes Problem."

An der erzeugten Energie liegt es nicht. Sie erreicht an Menge mehr als dreimal so viel wie die Inselbewohner selbst verbrauchen können. Dennoch können heute immer noch nur 97 Prozent des Pellwormer Energiebedarfs aus eigener Produktion gedeckt werden. Das scheint ein Widerspruch zu sein, erklärt sich aber aus dem Umstand, dass die Stromerzeugung insbesondere aus Wind starken Schwankungen unterliegt. Um Produktionsüberschüsse und -lücken zu überbrücken, bedarf es leistungsfähiger Stromspeicher. Daran krankte das Projekt. Um eine 100 Prozent-Abdeckung zu gewährleisten, wären Batteriekapazitäten erforderlich gewesen, die das Investitionsvolumen gesprengt hätten und wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen wären. 

Rückschlag über Pellworm hinaus 

Für die Energiewende ist das kein gutes Ergebnis. Denn die Speicherung von Strom, um eine gleichmäßige Energieversorgung sicherzustellen, ist auch hier nach wie vor ein ebenso zentrales wie ungelöstes Problem. Insofern bedeutet das Scheitern des Pellwormer Projektes einen Rückschlag, der über die Grenzen der Insel hinaus Bedeutung hat. Auch sonst hat der Versuch dort für Enttäuschung gesorgt. Die Investitionen kamen vor allem Firmen auf dem Festland zugute, Arbeitsplätze wurden auch nicht geschaffen. Mit dem Ende des Vorhabens fällt eine weitere Perspektive für das strukturschwache Pellworm weg.

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