Für viele Aktionäre ist ein Allzeithoch Grund zur Freude, aber auch ein Alarmsignal

Gerd Kommer Keine Angst vor dem Allzeithoch

Gerd Kommer ist Chef der Honorar-Finanzanlagenberatung Gerd Kommer Invest. In dieser Funktion beschäftigt er sich tagtäglich mit Investments und Investment-Entscheidungen. In einem Gemeinschafts-Beitrag für einen Investment-Blog hat sich Kommer zusammen mit einem mathematisch versierten Mitarbeiter mit dem Thema "Allzeithoch" befasst.

Allzeithochs werden in der Börsenwelt häufig vermeldet. Sein letztes Allzeithoch markierte der DAX erst vor wenigen Tagen am 8. Februar mit 14.169,49 Punkten. Nicht mehr als eine Momentaufnahme - weitere Allzeithochs dürften früher oder später folgen. Für diese Vorhersage bedarf es keiner prophetischen Gaben.

Ein Wert mit begrenzter Aussagekraft

Für viele Aktionäre ist ein Allzeithoch Grund zur Freude, aber auch ein Alarmsignal. Mancher denkt an den Spruch "Wer hoch steigt, kann auch tief fallen" und Mythen-Kenner fühlen sich vielleicht an Dädalus und Ikarus erinnert. Kurscharts zeigen dabei häufig einen exponentiellen Anstieg, der dann im Allzeithoch seinen Kulminationspunkt zu finden scheint. Danach kann es eigentlich nur abwärts gehen, so legt das Bild nahe - ein Irrtum, wie Kommer nüchtern feststellt.

Tatsächlich haben Allzeithochs über die Anzeige des jeweiligen Kursstands hinaus kaum Aussagewert. Vor allem sagen sie nichts darüber, ob eine Aktie oder ein Index zu hoch, richtig oder immer noch zu tief bewertet ist. Das können nur Bewertungskennzahlen - zum Beispiel das Kurs-Gewinn-Verhältnis - und auch bei diesen bedarf es immer einer fundierten Interpretation.

Von daher lassen sich aus einem Allzeithoch auch keine Aussagen über den weiteren Kursverlauf ableiten, schon gar nicht die Aussage, dass nach einem Allzeithoch "automatisch" eine Kurskorrektur kommt.

Es lassen sich aus einem Allzeithoch keine Aussagen über den weiteren Kursverlauf ableiten."

Empirie gegen Investment-Ängste

Empirische Untersuchungen zeigen eher das Gegenteil. Zu diesem Zweck wurde die Entwicklung der Renditen des S&P 500-Index über einen Zeitraum von 95 Jahren (1926 bis 2020) jeweils nach Allzeithochs analysiert. Dabei lagen die durchschnittlichen Renditen nach Höchstständen über Betrachtungszeiträume bis zu drei Jahren durchweg sogar über der 95jährigen Durchschnittsrendite. Für einen "systematischen" Kurs- und damit Renditeverfall nach Allzeithochs gibt es daher keinen Beleg.

Fazit: so psychologisch naheliegend es sein mag, bei Allzeithochs vor einem Einstieg in Aktieninvestments zurückzuschrecken; sachlich lässt sich das alleine aus der Tatsache des Höchststandes nicht begründen. Es müssen schon bessere Argumente gegen ein Investment sprechen. Ansonsten empfiehlt sich eher, das Kurshoch zu ignorieren!

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