Lufthansa überlegt Konsequenzen eines Schutzschirmverfahrens
Die Lufthansa befindet sich im wahrsten Sinne des Wortes am Boden. Der allergrößte Teil der Flugzeugflotte wird corona-bedingt geparkt; jeder Tag bedeutet Millionen-Verluste - eine Ende des Stillstands ist schwer absehbar. Sicher ist nur eins: Deutschlands Airline Nummer 1 braucht dringend eine finanzielle Lösung für die Zeit der Durststrecke.
Darum wird in diesen Tagen heftig gerungen. Staatshilfe ist in Aussicht gestellt, aber über die Bedingungen herrscht dem Vernehmen nach große Uneinigkeit zwischen Lufthansa und den Vertretern des Bundes. In dieser Situation hat der Lufthansa-Chef das sogenannte Schutzschirmverfahren als Alternative ins Gespräch gebracht - ob als Drohkulisse oder als ernstgemeinte Option, man weiß es (noch) nicht.
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Insolvenz in Eigenregie kann befreiend sein
Worum geht es dabei? Das Schutzschirmverfahren ist eine besondere Einrichtung des deutschen Insolvenzrechts. Sie soll es Unternehmen durch frühzeitige Vorlage eines Insolvenzplans ermöglichen, aus eigener Kraft und weitgehend in Eigenregie aus einer Krise herauszukommen und eine erfolgreiche Sanierung durchzuführen. Ziel ist die Fortführung des Unternehmens, nicht seine Zerschlagung wie sonst vielfach bei Insolvenzen.
Normalerweise versucht jedes Unternehmen, wenn irgend möglich, ein Insolvenzverfahren zu vermeiden. Aber außergewöhnliche Zeiten erfordern auch außergewöhnliche Maßnahmen. Das Schutzschirmverfahren könnte aus Lufthansa-Sicht Vorteile gegenüber einer (direkten) staatlichen Beteiligung bieten - finanzielle und strategische.
Finanziell wäre für die Lufthansa der Weg frei, um sich als dann insolventes Unternehmen elegant einiger Lasten zu entledigen. Drückende Pensionsverpflichtungen ließen sich an den Pensionssicherungsverein "outsourcen". Tarifverträge und andere bindende Verpflichtungen könnten zu neuen, im Zweifel günstigeren Konditionen verhandelt werden. Nicht abgeflogene Tickets - ein Milliardenbetrag - würden zu nachrangigen Gläubigerforderungen in der Insolvenzmasse und vermutlich im Verfahren "untergehen".
Das Schutzschirmverfahren könnte aus Lufthansa-Sicht Vorteile gegenüber einer (direkten) staatlichen Beteiligung bieten - finanzielle und strategische."
So befreit könnte die Lufthansa einen Neustart ohne Staatshilfe angehen - mit einer schlankeren Flotte, niedrigeren Kosten und einer neuen strategischen Ausrichtung. Überlegungen zur Neuaufstellung gibt es bereits. Allerdings hätte eine Insolvenz auch negative "Nebenwirkungen". Das Image der Lufthansa könnte leiden. Kunden, Mitarbeiter und Investoren dürften über die Flucht unter den Schutzschirm wenig begeistert sein.
Das Horrorszenario Verstaatlichung
Auf der anderen Seite steht das "Horrorszenario" einer direkten Staatsbeteiligung mit Stimmrecht im Aufsichtsrat. Alle bestehenden Verpflichtungen wären dann weiter zu erfüllen und der Bund könnte künftig Einfluss auf strategische Entscheidungen im Konzern nehmen. Es wäre eine Teil-Verstaatlichung mit allen Konsequenzen.
Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit motivierten Menschen auf beiden Seiten zusätzliche Energie freisetzt