In der Finanzwelt gehört der Begriff „Korrelation“ zu den zentralen Größen der Portfolioanalyse

Warum sich Märkte gemeinsam oder gegensätzlich bewegen Korrelation zwischen Anlageklassen

Ein Schlüsselbegriff für strategische Diversifikation und intelligentes Portfoliomanagement.

In der Finanzwelt gehört der Begriff „Korrelation“ zu den zentralen Größen der Portfolioanalyse. Gemeint ist damit: Wie stark hängen zwei Anlageklassen in ihrer Wertentwicklung miteinander zusammen? Bewegen sich Aktien und Anleihen im Gleichschritt, gegenläufig oder unabhängig voneinander?

Technisch lässt sich Korrelation zwischen -1 und +1 ausdrücken. Ein Wert von +1 bedeutet: Zwei Anlageklassen entwickeln sich immer parallel. Ein Wert von -1 zeigt eine perfekte Gegenläufigkeit. Null steht für keinerlei Zusammenhang. Doch so eindeutig die Zahlen auch wirken – ihre Deutung ist alles andere als trivial. Denn Korrelationen sind nicht stabil. Sie verändern sich mit dem Marktumfeld, mit der Konjunktur, mit geldpolitischen Rahmenbedingungen und vor allem: in der Krise.


Warum Korrelationen für Anleger so wichtig sind

Das Prinzip der Diversifikation – also der Risikostreuung durch unterschiedliche Anlageklassen – beruht maßgeblich auf der Annahme, dass nicht alle Investments gleichzeitig gleich stark reagieren. Wenn Aktien fallen, sollen andere Bausteine im Portfolio – etwa Anleihen oder Gold – stabil bleiben oder gegenläufig wirken. Dadurch wird die Gesamtschwankung reduziert, ohne notwendigerweise die Rendite zu opfern.

Doch damit das funktioniert, müssen sich die Bestandteile eines Portfolios tatsächlich unterschiedlich verhalten. Hier kommt die Korrelation ins Spiel: Sie bestimmt, wie effektiv eine Diversifikation tatsächlich ist – und ob ein Portfolio wirklich stabiler wird oder nur vermeintlich.


Typische Korrelationen im klassischen Portfolioaufbau

Über lange Zeit galten bestimmte Korrelationen als verlässlich:

  • Aktien und Staatsanleihen in entwickelten Märkten bewegten sich oft gegenläufig: Fielen Aktien, stiegen Anleihen – weil Anleger in Krisen in sichere Häfen flüchteten. Diese negative Korrelation war ein zentrales Argument für das klassische 60/40-Portfolio.
  • Aktien und Rohstoffe zeigten tendenziell eine schwache oder leicht positive Korrelation – je nach Inflationsumfeld. Besonders Ölpreise wirkten sich oft direkt auf Unternehmensgewinne aus, was sich in den Kursen widerspiegelte.
  • Gold galt als Krisenwährung mit niedriger oder negativer Korrelation zu Aktien – besonders in Zeiten geopolitischer Unsicherheit oder hoher Inflation.

Diese Muster waren jedoch nie in Stein gemeißelt – und spätestens seit der globalen Finanzkrise 2008, der Nullzinsära und der Pandemie 2020 zeigen sich teils deutliche Verschiebungen.


Warum Korrelationen sich verändern – und oft dann steigen, wenn man es am wenigsten will

Ein zentrales Problem bei der Interpretation von Korrelationen ist ihre Dynamik. In stabilen Marktphasen verhalten sich Anlageklassen unterschiedlich. Doch in Stressphasen – etwa bei plötzlichen Zinswenden, geopolitischen Schocks oder Liquiditätsengpässen – neigen alle Märkte dazu, gemeinsam zu reagieren. Dann steigt die Korrelation oft sprunghaft an.

Das liegt weniger an fundamentalen Verbindungen, sondern an Verhaltenseffekten: Anleger verkaufen gleichzeitig unterschiedliche Assets, um Margin Calls zu bedienen, Verluste zu begrenzen oder Liquidität zu schaffen. Auch algorithmische Handelsstrategien und ETF-Abflüsse verstärken diese Bewegungsmuster.

Besonders deutlich wurde dieses Phänomen im März 2020: In der Frühphase der Corona-Krise fielen Aktien, Anleihen, Gold und Öl nahezu gleichzeitig – entgegen allen klassischen Diversifikationsannahmen.


Korrelation in der Praxis – hilfreicher Kompass, aber kein Garant

Wer die Korrelation zwischen Anlageklassen versteht, kann Portfolios robuster bauen, Risiken frühzeitig erkennen und in Krisenzeiten handlungsfähig bleiben. Doch Korrelationen sind keine Konstanten – sie sind beweglich, kontextabhängig und manchmal trügerisch. Deshalb gehören sie nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil eines ganzheitlichen Risiko- und Diversifikationsansatzes."

Trotz ihrer Volatilität bleibt die Korrelation ein wertvolles Analyseinstrument. Sie hilft, Portfolios so aufzustellen, dass sie in unterschiedlichen Marktlagen ausgewogen bleiben. Dabei gilt:

  • Eine niedrige Korrelation reduziert das Schwankungsrisiko.
  • Eine negative Korrelation kann das Portfolio stabilisieren, aber ist seltener dauerhaft zu beobachten.
  • Eine hohe Korrelation steigert die Gesamtrisiken – insbesondere in Krisenzeiten.

Wichtig ist aber: Korrelation ersetzt keine Fundamentalanalyse. Nur weil sich zwei Anlageklassen statistisch ähnlich bewegen, sind sie nicht automatisch gleichwertig. Und nur weil sie sich in der Vergangenheit unterschiedlich entwickelt haben, bedeutet das nicht, dass dies auch künftig so bleibt.


Der Einfluss von Geldpolitik, Zinsen und Inflation

Besonders stark beeinflusst werden Korrelationen durch das Zinsumfeld. In Zeiten niedriger oder fallender Zinsen haben Aktien und Anleihen oft negativ korreliert – was für Anleger günstig war. Doch bei steigenden Zinsen – wie zuletzt nach dem Ende der Nullzinspolitik – kehrt sich dieses Muster um: Dann verlieren sowohl Anleihen als auch Aktien an Wert, weil die Kapitalmarktzinsen steigen und Bewertungsmodelle neu kalkuliert werden.

Auch Inflation wirkt auf die Korrelationen: In einem inflationären Umfeld steigen oft die Korrelationen zwischen Aktien und Rohstoffen, während Anleihen eher verlieren – weil sie als zinssensitiv gelten.

Die Korrelation ist damit immer auch ein Spiegel der makroökonomischen Lage – und muss im Kontext aktueller Entwicklungen verstanden werden.


Fazit: Korrelationen sind kein starres Gerüst – aber ein nützliches Werkzeug

Wer die Korrelation zwischen Anlageklassen versteht, kann Portfolios robuster bauen, Risiken frühzeitig erkennen und in Krisenzeiten handlungsfähig bleiben. Doch Korrelationen sind keine Konstanten – sie sind beweglich, kontextabhängig und manchmal trügerisch. Deshalb gehören sie nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil eines ganzheitlichen Risiko- und Diversifikationsansatzes.

Für langfristige Investoren bedeutet das: Nicht nur nach Renditepotenzialen zu suchen, sondern nach sinnvollen Ergänzungen im Portfolio – mit Blick auf Korrelation, Liquidität und Belastbarkeit. Denn in stürmischen Zeiten zeigt sich, ob die scheinbare Streuung auch wirklich trägt.

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