Greenwashing wird schwieriger – zumindest in der EU

Ein wachsendes Problem Maßnahmen gegen Greenwashing

Die EU als Treiber strengerer Regeln.

Greenwashing ist im Finanzsektor längst keine Randerscheinung mehr. Mit dem Boom nachhaltiger Geldanlagen sind Fonds, ETFs und strukturierte Produkte, die mit ESG-Kriterien werben, zu einem Milliardenmarkt angewachsen. Doch die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist häufig groß. Die Politik und Aufsichtsbehörden haben darauf reagiert – mit einem zunehmend komplexen Regelwerk, das Anleger schützen und den Wettbewerb fair gestalten soll.


Die EU als Treiber strengerer Regeln

In Europa gilt die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) seit 2021 als Schlüsselmaßnahme gegen Greenwashing.

Sie verpflichtet Finanzmarktteilnehmer, offenzulegen, wie Nachhaltigkeitsrisiken in ihre Entscheidungen einfließen, und zwingt sie zur Einstufung ihrer Produkte in klare Kategorien:

  • Artikel-6-Produkte: keine besonderen Nachhaltigkeitsziele
  • Artikel-8-Produkte: fördern ökologische oder soziale Merkmale
  • Artikel-9-Produkte: verfolgen ein nachhaltiges Investitionsziel

Dieses System soll für mehr Transparenz sorgen und vage Nachhaltigkeitsversprechen verhindern.


Die EU-Taxonomie als verbindlicher Maßstab

Ergänzend zur SFDR definiert die EU-Taxonomie einheitliche Kriterien dafür, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als „ökologisch nachhaltig“ gelten. Sechs Umweltziele – von Klimaschutz bis Kreislaufwirtschaft – dienen als Bewertungsrahmen. Unternehmen und Finanzprodukte müssen berichten, in welchem Umfang ihre Aktivitäten diesen Kriterien entsprechen. Das Ziel: Vergleichbarkeit schaffen und grüne Etiketten mit klaren, überprüfbaren Standards verbinden.


Green Claims Directive und ESG-Labels

Die geplante Green Claims Directive soll künftig auch im Marketing strenger eingreifen. Vage Begriffe wie „klimafreundlich“ oder „CO₂-neutral“ dürfen nur noch verwendet werden, wenn sie mit überprüfbaren Daten belegt sind. Parallel arbeiten nationale und europäische Aufsichtsbehörden an der Standardisierung von ESG-Labels für Finanzprodukte, um Verbraucher vor verwirrenden Eigenkreationen von Banken und Asset Managern zu schützen.


Aufsicht durch nationale Behörden

Der Druck auf Finanzinstitute wächst. Mit zunehmender Verfügbarkeit standardisierter Nachhaltigkeitsdaten, verschärften Prüfungen und drohenden Strafen wird Greenwashing schwieriger – zumindest in der EU. Global jedoch bleibt das Problem bestehen, da einheitliche Standards fehlen."

In Deutschland überwacht die BaFin die Einhaltung der ESG-Vorschriften im Finanzsektor. Sie prüft nicht nur, ob Produkte korrekt klassifiziert sind, sondern auch, ob Marketing und Anlegerinformationen im Einklang mit der tatsächlichen Portfoliozusammensetzung stehen. Die Behörde hat mehrfach klargestellt, dass Verstöße als irreführende Werbung geahndet werden können.


Herausforderungen in der Umsetzung

Trotz dieser Maßnahmen bleiben Probleme:

  • Die Kriterien der EU-Taxonomie sind noch nicht für alle Sektoren vollständig definiert.
  • Viele Nachhaltigkeitsdaten basieren auf freiwilligen Unternehmensangaben.
  • Unterschiedliche nationale Auslegungen führen zu Unsicherheiten für internationale Anbieter.

Für Anleger bedeutet das: Auch bei regulatorisch abgesicherten Produkten lohnt sich ein genauer Blick auf die Detailberichte.


Ausblick

Der Druck auf Finanzinstitute wächst. Mit zunehmender Verfügbarkeit standardisierter Nachhaltigkeitsdaten, verschärften Prüfungen und drohenden Strafen wird Greenwashing schwieriger – zumindest in der EU. Global jedoch bleibt das Problem bestehen, da einheitliche Standards fehlen. Wer international investiert, muss deshalb weiterhin selbst kritisch prüfen, ob „grün“ auch wirklich grün ist.

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