Finanzlexikon Onshore- versus Offshore-Windkraft
Die Windenergie spielt eine entscheidende Rolle in der globalen Energiewende.
Die Windenergie zählt zu den saubersten und effizientesten erneuerbaren Energiequellen und trägt maßgeblich zur Reduzierung der CO₂-Emissionen bei. Dabei unterscheidet man zwischen Onshore-Windkraft, also Windkraftanlagen an Land, und Offshore-Windkraft, die auf dem offenen Meer oder in küstennahen Gewässern installiert wird. Beide Technologien haben ihre eigenen Stärken, Herausforderungen und spezifischen Anwendungsgebiete.
1. Definition und Funktionsweise
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Onshore-Windkraft
Onshore-Windkraft bezeichnet Windenergieanlagen (WEA), die auf dem Festland errichtet werden. Sie sind oft in windreichen Regionen wie Küstengebieten, Hochebenen oder landwirtschaftlichen Flächen zu finden.
Diese Windparks nutzen die natürlichen Windströmungen, um durch die Drehung der Rotorblätter elektrische Energie zu erzeugen.
Offshore-Windkraft
Offshore-Windparks werden im Meer errichtet – entweder in küstennahen Bereichen oder auf hoher See. Hier herrschen in der Regel stärkere und konstantere Windverhältnisse als an Land.
Die Turbinen sind auf festen Fundamenten im Meeresboden verankert oder schwimmen mithilfe von schwimmenden Plattformen.
Die erzeugte Energie wird über Seekabel an das Stromnetz an Land geleitet.
2. Vergleich der beiden Technologien
a) Energieertrag und Effizienz
Offshore-Windkraftanlagen produzieren aufgrund der höheren und stabileren Windgeschwindigkeiten deutlich mehr Energie als Onshore-Anlagen. Der Wirkungsgrad ist höher, da der Wind auf See weniger durch natürliche Hindernisse wie Berge, Wälder oder Gebäude beeinflusst wird.
Allerdings hat sich auch die Onshore-Technologie stark weiterentwickelt. Moderne, höhere Windräder mit großen Rotoren und verbesserter Technik ermöglichen auch an Land eine effiziente Nutzung der Windkraft.
Fazit: Offshore-Windkraft erzielt höhere Erträge pro Anlage, ist jedoch mit höheren Kosten verbunden.
b) Kosten und Wirtschaftlichkeit
Die Investitionskosten für Offshore-Windparks sind erheblich höher als für Onshore-Anlagen. Gründe dafür sind:
- Aufwendige Konstruktion und Installation auf hoher See
- Teure Unterwasserkabel zur Netzanbindung
- Kostenintensive Wartung und Reparaturen durch den schwierigen Zugang
Im Gegensatz dazu sind Onshore-Windkraftanlagen günstiger zu bauen und zu warten. Die Errichtung ist einfacher, und es existiert bereits ein gut ausgebautes Stromnetz, an das neue Anlagen leichter angeschlossen werden können.
Fazit: Onshore-Windkraft ist aktuell wirtschaftlicher, während Offshore-Windparks langfristig durch ihre hohe Energieausbeute punkten können.
c) Umwelt- und Landschaftsauswirkungen
Ein großer Kritikpunkt an Onshore-Windkraftanlagen ist die Veränderung des Landschaftsbildes. Viele Menschen empfinden Windräder als optische Beeinträchtigung oder befürchten negative Auswirkungen auf die Natur. Auch der Lärm der Rotorblätter kann in besiedelten Gebieten zu Problemen führen.
Offshore-Windkraftanlagen sind dagegen kaum sichtbar und erzeugen an Land keine Geräusche. Allerdings gibt es auch hier Umweltauswirkungen:
- Beeinträchtigung der Meeresfauna, insbesondere von Vögeln und Meeressäugern
- Veränderung der Meeresströmungen und Fischbestände
- Eingriffe in die Unterwasserwelt beim Bau
Fazit: Offshore-Windparks haben geringere Auswirkungen auf das Landschaftsbild, können jedoch marine Ökosysteme beeinflussen.
d) Platzverfügbarkeit und Flächenbedarf
Da Windparks an Land Platz benötigen, kommt es oft zu Nutzungskonflikten mit Landwirtschaft, Naturschutz oder Siedlungsgebieten. In dicht besiedelten Regionen wird es zunehmend schwieriger, neue Onshore-Windkraftstandorte zu finden.
Im Gegensatz dazu gibt es auf dem Meer nahezu unbegrenzten Raum für Offshore-Windkraftanlagen. Dies ermöglicht eine großflächige und leistungsstarke Stromproduktion ohne direkte Konkurrenz zu anderen Nutzungsarten.
Fazit: Offshore-Windkraft bietet mehr Expansionsmöglichkeiten als Onshore-Anlagen.
e) Netzanschluss und Stromtransport
Ein entscheidender Faktor für die Wirtschaftlichkeit beider Technologien ist die Anbindung an das Stromnetz.
Onshore-Anlagen können relativ einfach an bestehende Netze angeschlossen werden, während Offshore-Windparks oft teure Hochspannungskabel über weite Strecken benötigen. Zudem entstehen durch den langen Transport über Seekabel höhere Energieverluste.
Fazit: Onshore-Windparks sind einfacher in bestehende Stromnetze zu integrieren, Offshore-Windparks benötigen teure Netzinfrastrukturen.
3. Zukunftsperspektiven und technologische Entwicklungen
Während Onshore-Anlagen weiterhin eine zentrale Rolle spielen, werden Offshore-Windparks insbesondere für küstennahe Länder wie Deutschland eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Energieversorgung übernehmen."
Sowohl Onshore- als auch Offshore-Windkraft haben großes Potenzial für die Energiewende. Zukünftige Entwicklungen könnten die Effizienz weiter steigern und Kosten senken.
Technologische Fortschritte in der Offshore-Windkraft
- Schwimmende Offshore-Windparks ermöglichen die Nutzung tieferer Meeresgebiete, in denen die Windverhältnisse noch günstiger sind.
- Größere Rotoren und leistungsstärkere Turbinen steigern die Stromerzeugung pro Anlage.
- Bessere Speichertechnologien und direkte Umwandlung in grünen Wasserstoff könnten den Transportaufwand verringern.
Innovationen in der Onshore-Windkraft
- Höhere Türme und größere Rotorblätter sorgen für bessere Energieausbeute, auch in Regionen mit geringeren Windgeschwindigkeiten.
- Optimierte Standortwahl und intelligente Steuerungssysteme verbessern die Effizienz.
- Kombination mit Speicherlösungen ermöglicht eine stabilere Netzeinspeisung.
4. Fazit: Welche Technologie ist die bessere Wahl?
Es gibt keine pauschale Antwort darauf, ob Onshore- oder Offshore-Windkraft die bessere Technologie ist – beide haben ihre Stärken und Herausforderungen.
- Onshore-Windkraft bleibt die wirtschaftlichere und leichter umsetzbare Lösung für die kurzfristige Energiewende.
- Offshore-Windkraft bietet langfristig ein enormes Potenzial für die großflächige, effiziente Stromerzeugung, ist jedoch mit höheren Kosten und technischen Herausforderungen verbunden.
Zukünftig wird es darauf ankommen, beide Technologien klug zu kombinieren. Während Onshore-Anlagen weiterhin eine zentrale Rolle spielen, werden Offshore-Windparks insbesondere für küstennahe Länder wie Deutschland eine Schlüsselrolle in der nachhaltigen Energieversorgung übernehmen. Die Investitionen in Forschung, Speichertechnologien und Infrastruktur werden entscheidend sein, um Windkraft als tragende Säule der erneuerbaren Energien weiter voranzutreiben.
Erst der Mensch, dann das Geschäft