Finanzlexikon Produkte der Immobilienverrentung
Die Verrentung der eigenen Immobilie ist längst kein Nischenmodell mehr. Sie spricht eine wachsende Gruppe älterer Eigentümerinnen und Eigentümer an, die ihre Wohnsituation erhalten und gleichzeitig finanzielle Spielräume im Ruhestand gewinnen möchten.
Um diesem Bedarf gerecht zu werden, haben sich in den letzten Jahren verschiedene Produktlösungen am Markt etabliert – mit unterschiedlichen rechtlichen, finanziellen und psychologischen Implikationen. Wer eine Immobilienverrentung in Erwägung zieht, sollte die einzelnen Modelle gut kennen und die zugehörigen Vertragsmechanismen genau verstehen. Denn die Begriffe mögen ähnlich klingen, aber in der konkreten Ausgestaltung unterscheiden sich die Produkte teils erheblich.
Verkauf mit Leibrente und Wohnrecht: das klassische Modell
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Das traditionellste Produkt der Immobilienverrentung ist der Verkauf gegen eine monatliche Leibrente bei gleichzeitigem lebenslangen Wohnrecht.
Hierbei überträgt der oder die bisherige Eigentümer:in die Immobilie auf einen neuen Eigentümer – etwa einen privaten Käufer oder einen professionellen Anbieter – erhält im Gegenzug aber eine garantierte monatliche Zahlung bis zum Lebensende sowie ein gesichertes Wohnrecht in der Immobilie.
Der Vorteil liegt in der Planbarkeit: Die Rente ist berechenbar, das Wohnrecht ist grundbuchlich gesichert, die eigene Lebenssituation bleibt weitgehend unverändert.
Allerdings wird die Immobilie in diesem Modell vollständig veräußert, was zu einem emotional schwierigen Bruch führen kann – vor allem, wenn keine Rückübertragungsklauseln bestehen.
Einmalzahlung mit Wohnrecht: schneller Kapitalzugang bei Verbleib im Haus
In einer Variante des oben genannten Modells wird anstatt einer Rente eine größere Einmalzahlung vereinbart. Auch hier wird die Immobilie verkauft, das Wohnrecht bleibt jedoch beim bisherigen Eigentümer. Diese Lösung kann sinnvoll sein, wenn kurzfristig Kapital benötigt wird – etwa zur Schuldentilgung, für Umbauten oder zur Unterstützung Angehöriger – aber keine laufende Rentenzahlung gewünscht ist.
Die Bewertungskriterien ähneln denen der Leibrente. Der Wert des Wohnrechts wird vom Verkehrswert der Immobilie abgezogen, sodass der Kaufpreis in der Regel unter dem freien Marktwert liegt. Auch hier ist der rechtssichere Eintrag des Wohnrechts im Grundbuch zentral für den Schutz des Verkäufers.
Teilverkauf: Liquidität ohne vollständige Aufgabe des Eigentums
Der Teilverkauf ist eine jüngere Produktform, die in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen hat. Hier verkauft die Eigentümerin oder der Eigentümer einen prozentualen Anteil an der Immobilie – etwa 20, 30 oder 50 Prozent – an ein spezialisiertes Unternehmen. Im Gegenzug erhält man eine Einmalzahlung, bleibt aber weiterhin im Haus wohnen und trägt für die verkauften Anteile ein monatliches Nutzungsentgelt.
Der Vorteil liegt in der psychologischen Schwelle: Man bleibt Mehrheitseigentümer, hat weiterhin Entscheidungsbefugnis – etwa bei Umbauten oder beim späteren Verkauf – und kann sich in Teilen die Option offenhalten, den verkauften Anteil später zurückzuerwerben. Der Nachteil: Das Nutzungsentgelt stellt eine dauerhafte finanzielle Belastung dar, und viele Verträge sehen Mitspracherechte des Käufers vor, insbesondere bei größeren Maßnahmen oder bei Tod der Verkäuferperson.
Umkehrhypothek: beleihen statt verkaufen
Die Produktlandschaft der Immobilienverrentung ist in den letzten Jahren deutlich vielfältiger geworden. Das ist eine Chance für ältere Menschen, die Liquidität brauchen, aber nicht aus dem eigenen Haus ausziehen wollen. Gleichzeitig steigt durch diese Vielfalt auch die Verantwortung, das richtige Modell für die eigene Lebenslage zu wählen."
Ein weiteres Produktmodell ist die Umkehrhypothek, auch als Immobilienrente auf Kreditbasis bezeichnet. Hier bleibt die Immobilie vollständig im Besitz des Eigentümers, wird aber mit einer Hypothek belastet. Die Bank zahlt eine regelmäßige monatliche Rate oder einen Einmalbetrag aus – eine Rückzahlung erfolgt erst beim Verkauf der Immobilie, etwa nach dem Tod oder Auszug der Besitzerin oder des Besitzers.
Die Umkehrhypothek bietet den großen Vorteil, dass keine Eigentumsübertragung stattfindet und somit volle Kontrolle über das Objekt erhalten bleibt. Allerdings können sich im Lauf der Zeit hohe Zinskosten aufbauen, die am Ende zu einem erheblichen Substanzverlust führen. Die transparente Darstellung der Gesamtkosten, des Rückzahlungsvolumens und der Absicherung etwaiger Erben ist daher zwingend notwendig.
Rückanmietung nach Verkauf: Sonderform mit Miete statt Wohnrecht
Bei der Rückanmietung verkauft der Eigentümer die Immobilie vollständig und schließt gleichzeitig einen Mietvertrag mit dem Käufer ab. Dieses Modell unterscheidet sich wesentlich von anderen Verrentungsformen, da es kein grundbuchlich gesichertes Wohnrecht gibt, sondern nur ein zivilrechtlicher Mietvertrag. Die Regelungen orientieren sich am allgemeinen Mietrecht – was Flexibilität, aber auch ein gewisses Kündigungsrisiko mit sich bringen kann.
Diese Lösung kann sinnvoll sein, wenn die Verkäuferperson ohnehin einen späteren Auszug plant, etwa in ein betreutes Wohnen, oder wenn bewusst Flexibilität gesucht wird. Für eine dauerhafte Altersvorsorgelösung mit Wohnabsicherung ist dieses Modell jedoch nur bedingt geeignet.
Vergleichbarkeit und Beratungsbedarf
Die verschiedenen Produkte zur Immobilienverrentung unterscheiden sich nicht nur in Bezug auf Eigentumsstruktur und Auszahlung, sondern auch in ihrer steuerlichen Behandlung, ihren Kostenmodellen und den Anforderungen an Bonität und Lebensdauer. Ein rein finanzieller Vergleich greift oft zu kurz – entscheidend ist die Passung zum individuellen Lebenskonzept, zur familiären Situation und zum gewünschten Maß an Kontrolle über das eigene Zuhause.
Zu beachten ist außerdem: Viele Produkte sind rechtlich komplex, zum Teil schwer verständlich formuliert, und nicht selten mit langfristigen Bindungen verbunden. Eine unabhängige rechtliche und steuerliche Beratung ist daher dringend zu empfehlen – besonders wenn es um Grundbucheintragungen, Rücktrittsrechte oder die Absicherung von Rentenzahlungen geht.
Fazit: Vielfalt mit Tücken – nur das passende Modell überzeugt
Die Produktlandschaft der Immobilienverrentung ist in den letzten Jahren deutlich vielfältiger geworden. Das ist eine Chance für ältere Menschen, die Liquidität brauchen, aber nicht aus dem eigenen Haus ausziehen wollen. Gleichzeitig steigt durch diese Vielfalt auch die Verantwortung, das richtige Modell für die eigene Lebenslage zu wählen.
Ob Leibrente, Einmalzahlung, Teilverkauf oder Umkehrhypothek – jede Lösung bietet Chancen, aber auch klare Grenzen. Wer sich Zeit nimmt, die Modelle zu verstehen, und professionellen Rat einholt, kann von dieser Form der Altersvorsorge profitieren – ohne unerwünschte Nebenwirkungen für sich selbst oder die Erben.

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