Am 12. Juni hat die EZB erstmals seit längerer Zeit die Leitzinsen gesenkt

EZB Profis erwarten schnelle Zinssenkungen

Am 12. Juni hat die EZB erstmals seit längerer Zeit die Leitzinsen gesenkt. Der Hauptrefinanzierungssatz als wichtigster Leitzins wurde auf 4,25 Prozent herabgesetzt. Davor hatte es zehn Zinsschritte nach oben gegeben. Wie wird die Euro-Notenbank weiter vorgehen?

Folgt man der Einschätzung von Experten, könnten die Zinsen schneller sinken als gedacht. Ursprünglich war man von einem behutsamen EZB-Kurs ausgegangen. Danach hatte man allmähliche Zinsschritte erwartet, so dass im zweiten Quartal 2026 ein Hauptrefinanzierungssatz von 2,25 Prozent möglich wäre. Das läge zwar immer noch deutlich über dem Niveau der langjährigen Niedrigzinsphase, würde aber fast die Halbierung des aktuellen Leitzinses bedeuten.

Der schwächelnden Konjunktur auf die Sprünge helfen

Inzwischen gehen die Erwartungen dahin, dass dieses Niveau bereits Ende nächsten Jahres erreicht werden könnte. Damit dies funktioniert, müsste die EZB in jedem Quartal einen Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten nach unten vollziehen. Eine Bedingung dafür ist, dass die Inflation sich weiter dem von der Zentralbank selbst gesetzten Stabilitätsziel von rund zwei Prozent annähert. In Deutschland ist die Inflation seit den Höchstständen von mehr als acht Prozent im vergangenen Jahr kontinuierlich rückläufig gewesen und lag zuletzt im Juli bei 2,3 Prozent.

Für die Börsen wäre eine lockerere Geldpolitik eine gute Nachricht."

Schnellere Zinssenkungen als ursprünglich vorgesehen dürften vor allem durch die schwächelnde europäische Konjunktur motiviert sein. Die OECD erwartet für dieses Jahr im Euro-Raum nur ein Wachstum von 0,7 Prozent und im nächsten Jahr einen leichten Anstieg auf 1,5 Prozent. Als Bremsklotz erweist sich dabei einmal mehr die deutsche Volkswirtschaft, die größte im Euro-Raum. In diesem Jahr dürfte das Wirtschaftswachstum hierzulande nur bei 0,1 bis 0,3 Prozent liegen, im kommenden Jahr könnte Deutschland ebenfalls 1,5 Prozent erreichen. Zinssenkungen würden Kredite verbilligen und so den privaten Konsum und Investitionen anregen.

Anhaltender Lohndruck als Risikofaktor

Auch für die Börsen wäre eine lockerere Geldpolitik eine gute Nachricht. Niedrige Zinsen beeinflussen Unternehmensgewinne positiv und machen Aktien im Vergleich zu verzinslichen Anlagen (noch) attraktiver. Ein Stolperstein auf dem möglichen schnellen Zinspfad könnte die weitere Inflationsentwicklung sein. Es herrscht nach wie vor hoher Lohndruck im Euro-Raum und die Lohn-Preis-Spirale ist ein gefürchteter Inflationstreiber. Schon die nächsten Inflationsdaten werden den Spielraum für Zinssenkungen zeigen.

Kontakt zu mir

Hallo!
Schön, dass Sie mich kennenlernen möchten.