SAP wurde 1972 von fünf ehemaligen IBM-Ingenieuren gegründet

Neues Indexkonzept SAP, ein Gigant im DAX

SAP, das größte deutsche Softwareunternehmen, hat eine beispiellose Erfolgsgeschichte hinter sich. Mit einer Marktkapitalisierung von über 300 Milliarden Euro gehört SAP nicht nur zu den Schwergewichten im DAX, sondern dominiert den Index seit Jahren.

Doch diese Dominanz bringt auch Herausforderungen mit sich – sowohl für das Unternehmen selbst als auch für den deutschen Leitindex. Die Deutsche Börse arbeitet deshalb an einem neuen Indexkonzept, um auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren. Doch was steckt hinter den Überlegungen, und warum denkt SAP über eine Teilabwanderung nach?


1. SAP – Ein Gigant im DAX

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a) Marktführer mit globaler Reichweite

SAP wurde 1972 von fünf ehemaligen IBM-Ingenieuren gegründet und hat sich seitdem zu einem weltweit führenden Anbieter von Unternehmenssoftware entwickelt. Mit Produkten wie SAP S/4HANA und der SAP Business Technology Platform bedient das Unternehmen über 440.000 Kunden in mehr als 180 Ländern.

  • Weltmarktführer für ERP-Software: SAP hat einen Marktanteil von über 20 Prozent im Bereich der Enterprise Resource Planning (ERP)-Systeme.
  • Cloud-Transformation: Durch den strategischen Fokus auf Cloud-Dienste ist SAP zu einem der wichtigsten Akteure im Bereich der digitalen Transformation geworden.

b) Dominanz im DAX

Im DAX spielt SAP eine herausragende Rolle:

  • Höchste Marktkapitalisierung: Mit über 300 Milliarden Euro ist SAP das wertvollste Unternehmen im DAX.
  • Gewicht im Index: SAP macht rund 10 Prozent des gesamten DAX-Wertes aus. Kein anderes Unternehmen hat einen derart großen Einfluss auf die Performance des Indexes.
  • Stabiler Wachstumstreiber: Während andere Unternehmen mit konjunkturellen Schwankungen kämpfen, wächst SAP kontinuierlich und bleibt vergleichsweise krisenresistent.

Doch genau diese Dominanz bringt Herausforderungen mit sich.


2. Warum denkt SAP über eine Teilabwanderung nach?

a) Grenzen des Wachstums im DAX

Der deutsche Aktienmarkt gilt im Vergleich zu den USA oder China als relativ klein und konservativ. Für ein Unternehmen der Größenordnung von SAP gibt es daher begrenztes Wachstumspotenzial.

  • Enger Kapitalmarkt: Internationale Investoren orientieren sich eher an US-Indizes wie dem S&P 500 oder asiatischen Börsen.
  • Begrenzte Liquidität: Im Vergleich zu Technologie-Giganten wie Apple oder Microsoft sind die Handelsvolumina in Deutschland deutlich niedriger.

b) Internationalisierung und Global Player

SAP generiert über 70 Prozent seines Umsatzes außerhalb Europas.

  • US-Markt als Wachstumsregion: Besonders der US-Markt ist für SAP von strategischer Bedeutung, da dort die größten Wettbewerber wie Oracle, Microsoft und Salesforce ansässig sind.
  • Attraktivität des US-Kapitalmarkts: In den USA gibt es eine größere Risikobereitschaft und eine stärkere Akzeptanz von Technologie-Aktien, was zu höheren Bewertungen führt.

c) Teil-Listing an der NYSE?

Eine Möglichkeit für SAP wäre ein Zweit-Listing an der New York Stock Exchange (NYSE):

  • Zugang zu mehr Investoren: Ein Listing an der NYSE würde amerikanischen und internationalen Investoren den Zugang erleichtern.
  • Höhere Bewertung: Technologiekonzerne erzielen an der NYSE oft höhere Bewertungen als in Europa.

Bereits andere europäische Unternehmen, wie Unilever oder Shell, haben Zweit-Listings in den USA erfolgreich genutzt, um ihre internationale Reichweite und Kapitalbasis zu erweitern.


3. Herausforderungen für den DAX und die Deutsche Börse

Für SAP bietet eine Teilabwanderung enorme Chancen: Mehr Wachstumspotenzial, höhere Bewertungen und eine größere internationale Reichweite. Doch sie birgt auch Risiken und könnte die Verbindung zum Heimatmarkt Deutschland schwächen."

a) SAPs Dominanz im Index

Durch die Dominanz von SAP im DAX ergeben sich mehrere Herausforderungen:

  • Klumpenrisiko: Ein starker Kursverlust von SAP hätte massive Auswirkungen auf den gesamten Index.
  • Einseitige Branchengewichtung: Durch SAPs Übergewichtung ist der DAX stark technologielastig und weniger breit diversifiziert als andere Leitindizes.

b) Wettbewerbsfähigkeit des DAX

Der DAX hat im internationalen Vergleich an Attraktivität verloren:

  • Geringere Performance: Im Vergleich zu US-Indizes wie dem Nasdaq oder S&P 500 wächst der DAX langsamer.
  • Fehlende Diversifikation: Während in den USA Tech-Giganten und innovative Start-ups stark vertreten sind, dominieren im DAX industrielle Schwergewichte und Old Economy-Unternehmen.

c) Neue Indexkonzepte der Deutschen Börse

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, prüft die Deutsche Börse neue Konzepte:

  • Erweiterung der Indexbasis: Ein möglicher DAX 50 oder DAX 60 könnte mehr Unternehmen einbeziehen und so die Abhängigkeit von wenigen Schwergewichten verringern.
  • Branchen-Neugewichtung: Um ein besseres Gleichgewicht zu schaffen, könnten Obergrenzen für einzelne Sektoren oder Unternehmen eingeführt werden.
  • Mehr internationale Listings: Um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, könnte die Deutsche Börse verstärkt um internationale Unternehmen werben, um den DAX globaler zu positionieren.

4. Risiken und Chancen einer Teilabwanderung

a) Risiken für SAP

  • Verlust des Heimvorteils: SAP könnte den Rückhalt in Deutschland verlieren und als „abgewandertes Unternehmen“ wahrgenommen werden.
  • Wechselkursschwankungen: Ein Listing in den USA würde SAP stärker Wechselkursschwankungen aussetzen, da die Aktie dann in US-Dollar gehandelt würde.
  • Mehr regulatorische Anforderungen: Die US-Börsenaufsicht (SEC) stellt strenge Anforderungen an Compliance und Berichterstattung, was zu höheren Kosten führen könnte.

b) Chancen und strategische Vorteile

  • Größere Investorennachfrage: Ein Zweit-Listing an der NYSE könnte mehr institutionelle Investoren anziehen und die Aktienliquidität erhöhen.
  • Höhere Bewertung: Durch die höhere Akzeptanz von Technologieaktien in den USA könnte SAP eine bessere Bewertung erzielen.
  • Bessere Kapitalbeschaffung: Als globaler Player könnte SAP leichter Kapital für Übernahmen und Innovationen beschaffen.

5. Fazit: Eine strategische Weichenstellung

Die Überlegungen von SAP, teilweise aus dem DAX auszuwandern, sind mehr als nur wirtschaftliches Kalkül. Sie zeigen die strukturellen Schwächen des deutschen Kapitalmarkts und stellen die Deutsche Börse vor große Herausforderungen. Für den DAX und die Deutsche Börse wäre der Verlust von SAP ein herber Schlag, da der Softwaregigant einer der wichtigsten Leistungsträger im deutschen Leitindex ist. Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, muss der DAX jedoch flexibler und diversifizierter werden. Die Zukunft des deutschen Leitindex und die strategische Ausrichtung von SAP hängen also eng miteinander zusammen. Eine Teilabwanderung könnte zum Weckruf für die Deutsche Börse werden, um den DAX langfristig fit für die Zukunft zu machen.

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