Inflationsrisiken überwiegen langfristig Staatsverschuldung - Preisdrucktreiber
Die Inflation bleibt eines der dominierenden Themen an den Finanzmärkten. Während die Teuerungsraten nach den massiven Anstiegen der letzten Jahre zuletzt wieder zurückgegangen sind, sieht nicht jeder Ökonom das als Entwarnung.
Besonders langfristig betrachtet, könnte die Inflation auf einem erhöhten Niveau verharren oder sogar erneut steigen. Der Chefökonom von Metzler Asset Management sieht in der steigenden Staatsverschuldung einen zentralen Treiber für anhaltenden Preisdruck. Seiner Einschätzung nach könnten sich die Inflationsrisiken mittelfristig weiter verstärken – eine Entwicklung, die sowohl für Sparer als auch für Investoren weitreichende Konsequenzen hat.
Die Rolle der Staatsverschuldung bei der Inflation
box
Historisch gesehen war hohe Staatsverschuldung oft ein Treiber für Inflation. Regierungen, die über ihre Verhältnisse leben, müssen entweder höhere Steuern erheben, um ihre Schulden zu bedienen, oder die Zentralbanken greifen unterstützend ein – sei es durch Zinssenkungen oder durch das Drucken neuen Geldes. Beide Szenarien bergen das Potenzial für anhaltenden Preisdruck.
Aktuell befinden sich viele Staaten in einer finanziellen Zwickmühle:
- Krisenbedingte Ausgaben: Die Covid-19-Pandemie und die Energiekrise haben Regierungen weltweit gezwungen, massive Konjunkturpakete zu schnüren. Diese Ausgaben sind nicht spurlos an den Staatsfinanzen vorbeigegangen.
- Zinskosten steigen: Während Regierungen in den letzten Jahren von historisch niedrigen Zinsen profitierten, steigen nun die Kosten für die Refinanzierung der Schulden erheblich. Dies könnte langfristig dazu führen, dass Staaten entweder ihre Ausgaben kürzen oder weitere Inflation in Kauf nehmen.
- Demografische Herausforderungen: Viele Länder stehen vor alternden Bevölkerungen, die die Sozial- und Rentensysteme belasten. Ohne strukturelle Reformen bleibt eine steigende Staatsverschuldung daher ein wahrscheinliches Szenario.
Der Investmentstratege von Metzler Asset Management argumentiert, dass in einer Welt steigender Schuldenstände die Wahrscheinlichkeit wachsender Inflation zunehmen wird. Die Staaten könnten sich zunehmend darauf verlassen, dass die Inflation einen Teil der Schulden entwertet – ein historisch bekanntes, aber nicht unumstrittenes Mittel.
Wird die Zentralbank gegensteuern können?
Die Rolle der Notenbanken ist entscheidend, wenn es darum geht, Inflation unter Kontrolle zu halten. Nach den massiven Zinserhöhungen, die die Inflation zunächst eindämmen konnten, stellt sich nun die Frage, wie weit Zentralbanken gehen können, ohne die Wirtschaft in eine tiefe Rezession zu treiben.
Langfristig könnten mehrere Faktoren eine erneute Lockerung der Geldpolitik erzwingen:
- Rezessionsrisiken: Sollte das Wirtschaftswachstum schwächeln oder gar eine Rezession drohen, könnten Zentralbanken gezwungen sein, die Zinsen wieder zu senken – selbst wenn die Inflation noch nicht auf das gewünschte Zielniveau gefallen ist.
- Finanzielle Stabilität: Hohe Zinsen belasten nicht nur Unternehmen und Verbraucher, sondern auch Regierungen. Steigende Schuldenlasten könnten politischen Druck auf die Zentralbanken ausüben, eine weichere Geldpolitik einzuschlagen.
- Inflation als „kleineres Übel“: Einige Ökonomen argumentieren, dass eine Inflation von vier oder fünf Prozent auf Dauer akzeptabler sein könnte als eine Rezession oder eine finanzielle Instabilität. In einem solchen Szenario würde die Inflation langfristig auf einem höheren Niveau verharren.
Welche Auswirkungen hätte eine dauerhaft höhere Inflation?
Während viele Marktteilnehmer hoffen, dass die Inflation bald wieder auf das niedrige Niveau der vergangenen Jahrzehnte zurückkehrt, sieht der Chefökonom von Metzler Asset Management langfristig eher das Gegenteil: Steigende Staatsverschuldung, eine wachsende finanzielle Belastung für Regierungen und eine mögliche Abkehr von der straffen Geldpolitik könnten die Inflation in den kommenden Jahren hoch halten."
Sollte sich das Szenario einer anhaltend hohen Inflation bewahrheiten, hätte das weitreichende Konsequenzen für Investoren, Unternehmen und Verbraucher.
- Rentenmärkte unter Druck: Steigende Inflation bedeutet in der Regel höhere Zinsen – was dazu führt, dass Anleihen an Wert verlieren. Für viele institutionelle Investoren, die stark in Anleihen investiert sind, könnte das eine Herausforderung darstellen.
- Aktien als Inflationsschutz?: Historisch betrachtet haben Sachwerte wie Aktien besser abgeschnitten als festverzinsliche Anlagen, wenn die Inflation hoch war. Unternehmen, die Preismacht besitzen oder in Sektoren wie Rohstoffen oder Infrastruktur tätig sind, könnten langfristig profitieren.
- Sparer verlieren an Kaufkraft: Für private Haushalte bleibt Inflation vor allem ein Problem für die Ersparnisse. Wer sein Geld auf klassischen Sparbüchern oder in niedrig verzinsten Anleihen parkt, verliert real an Kaufkraft.
- Immobilien als Schutzschild?: Immobilien galten lange als guter Schutz vor Inflation, weil steigende Preise oft mit höheren Mieten einhergehen. Allerdings könnten hohe Zinsen die Finanzierungskosten so stark erhöhen, dass sich der Immobilienmarkt in den kommenden Jahren durch eine sinkende Nachfrage abkühlt.
Strategien für Anleger in einem inflationären Umfeld
Der Investmentstratege von Metzler Asset Management empfiehlt eine Anpassung der Anlagestrategie an ein Umfeld, in dem Inflation längerfristig bestehen bleibt. Dazu gehören:
- Sachwerte priorisieren: Aktien, Immobilien, Infrastrukturprojekte und Rohstoffe könnten bessere Wertaufbewahrungsmittel sein als Anleihen oder Bargeld.
- Inflationsgeschützte Anleihen: Anleihen mit Inflationsschutz (z. B. inflationsindexierte Staatsanleihen) bieten eine Absicherung gegen steigende Preise.
- Globale Diversifikation: In einem Umfeld, in dem sich Inflation und Geldpolitik weltweit unterschiedlich entwickeln, kann eine breitere geographische Streuung von Investitionen Vorteile bringen.
- Unternehmen mit hoher Preismacht: Firmen, die in der Lage sind, steigende Kosten an Kunden weiterzugeben, könnten sich als widerstandsfähiger erweisen.
Fazit
Während viele Marktteilnehmer hoffen, dass die Inflation bald wieder auf das niedrige Niveau der vergangenen Jahrzehnte zurückkehrt, sieht der Chefökonom von Metzler Asset Management langfristig eher das Gegenteil: Steigende Staatsverschuldung, eine wachsende finanzielle Belastung für Regierungen und eine mögliche Abkehr von der straffen Geldpolitik könnten die Inflation in den kommenden Jahren hoch halten.
Für Investoren bedeutet das, dass traditionelle Anlagestrategien überdacht werden müssen. Wer sich langfristig gegen Inflation absichern möchte, sollte gezielt auf Sachwerte und inflationsgeschützte Anlagen setzen. Die kommenden Jahre könnten zeigen, ob sich die Erwartung einer dauerhaft höheren Inflation bewahrheitet – oder ob die Zentralbanken doch noch einen Weg finden, den Teuerungstrend nachhaltig einzudämmen.

Ich repariere Versicherungsverträge und Finanzdienstleistungen!