Vor ziemlich genau zehn Jahren markierte der Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers den akuten Ausbruch der Finanzkrise

Nach der Finanzkrise Trotz expansiver Geldpolitik keine Inflation?

Vor ziemlich genau zehn Jahren markierte der Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers den akuten Ausbruch der Finanzkrise. Die Folge war eine scharfe weltweite Rezession mit dramatischen Einbrüchen des wirtschaftlichen Wachstums.

Mit staatlichen Konjunkturprogrammen und Rettungsmaßnahmen zur Stabilisierung des angeschlagenen Bankensystems konnte damals das Schlimmste verhindert werden. Und die Notenbanken öffneten ihre Geldschleusen, um Kreditaufnahmen billig zu machen und die Wirtschaft wieder anzukurbeln. In den USA hat man sich inzwischen vom "billigen Geld" ein Stück weit verabschiedet, doch woanders folgt man diesem Rezept noch immer - zum Beispiel im Euro-Raum.

Autorenbox (bitte nicht verändern)

Trotz gigantischer Geldvermehrung weiter stabile Preise

Die EZB hat mittlerweile über ihre Anleihekäufe mehr als 2,5 Bio. Euro in den Markt gepumpt. Gleichzeitig sorgen Null- und Negativzinsen dafür, dass Kreditaufnahmen weiter günstig bleiben. Zwar soll das Ankaufprogramm auslaufen, aber an der Niedrigzinspolitik hält man einstweilen fest. Unter dem Strich bedeutet die EZB-Politik eine gigantische Geldvermehrung, der ein weniger stark ausgeprägtes wirtschaftliches Wachstum gegenübersteht. Nach der klassischen Lehre der Nationalökonomie müssten daraus steigende Preise - sprich Inflation - folgen. Doch die Geldentwertung hält sich in Grenzen und ist im historischen Vergleich niedrig. 

Tatsächlich hat die EZB seit Jahr und Tag Mühe, ihr selbst gesetztes Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen. Über längere Zeit wurde sogar ein Abrutschen in die Deflation befürchtet. Die Realität entwickelt sich offenbar anders als die Theorie voraussagt. Wie ist das zu erklären? Hierauf haben Wirtschaftswissenschaftler bisher keine eindeutige Antwort. Das liegt auch daran, dass der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisen komplex ist. Viele - keineswegs gleichläufige - Faktoren spielen eine Rolle.

Die EZB-Politik ist eine gigantische Geldvermehrung auf die eigentlich eine Inflation folgen müsste."

Es bleibt ein Rätsel

Manche Erklärungsansätze sehen die stark gestiegenen Immobilienpreise und Aktienkurse als Auswirkung der Geldschwemme. Demnach wäre die Inflation nicht verschwunden, sie hätte sich nur von den Konsumpreisen auf Vermögenspreise verlagert. Da die Inflationsmessung bislang auf die Konsumpreise zielt, bleiben solche Preissteigerungen außen vor. Das heißt: die Inflation ist zwar weiter da, wird aber nicht erfasst. 

Andere sehen in der Finanzkrise selbst die Ursache. Der dadurch bewirkte Schock habe klassische Zusammenhänge zwischen Geldpolitik und Inflation faktisch außer Kraft gesetzt. Allerdings müsste dies rund zehn Jahre nach der Krise allmählich "verdaut" sein. Die ausbleibende Inflation ist weiter ein Rätsel.

Kontakt zu mir

Hallo!
Schön, dass Sie mich kennenlernen möchten.