Bankwesen Veränderungen in der Profitabilität
Die Zeiten, in denen die Zinsspanne eine maßgebliche Ertragskennziffer im Geschäft der Banken und Sparkassen bildete, sind lange vorbei. Heute müssen Finanzinstitute ihre Profitabilität anders begründen, wollen sie dauerhaft ansehnliche Renditen erwirtschaften.
Spätestens seit der Finanz- und Eurokrise bewegt sich die Branche unter ungünstigen Rahmenbedingungen. Die fortgesetzte Niedrigzinspolitik der EZB bescherte den Instituten kontinuierlich sinkende Zinsmargen. Kredite mussten immer "billiger" an die Kundschaft gebracht werden, Sparzinsen konnten aus Wettbewerbsgründen nicht so schnell sinken. Ergebnis: eine bis dahin lohnende Ertragsquelle trocknete mehr und mehr aus.
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Konsequenzen aus dem Zinsverfall und eine bescheidene Ertragswende
Die Konsequenzen aus dem "Zinsverfall" sind bekannt. Banken und Sparkassen entdeckten die "Gebührenschraube". Aber auch an der ließ und lässt sich nicht ad ultimo drehen. Die Provisionsüberschüsse stagnierten ebenfalls. Das Geschäftsfeld "Immobilien" erbrachte sogar im Umfeld der Euro- und Finanzkrise wegen hoher Abschreibungen Verluste. Angesichts dieser Ertragsmisere reagierte die Branche vor allem mit drastischen Kostensenkungs-Programmen. Das Filialsterben nahm ungeahnte Formen an und erlebte im Zuge von Corona noch mal einen neuen Höhepunkt.
Die Pandemie brachte aber auch eine - zumindest vorläufige - Ertragswende. Die Finanzinstitute konnten von dem boomenden Wertpapiergeschäft in Lockdown-Zeiten profitieren. 2021 stieg die Eigenkapitalrendite im Schnitt um 2,1 Prozentpunkte auf - allerdings immer noch bescheidene - 3,2 Prozent. Ob das mehr ist als ein Strohfeuer, bleibt abzuwarten. Inflation, geopolitische Risiken und die weiterhin gestörten Lieferketten könnten manche Ertragshoffnung enttäuschen. Trotz der wieder steigenden Zinsen ist auch nicht schnell mit einer positiven Drehung bei der Zinsmarge zu rechnen. Im Gegenteil: zunächst sorgt sie bei den Instituten eher für steigende Finanzierungskosten, auf der Aktivseite zeigen sich die Effekte dagegen erst nach und nach.
Die Konsequenzen aus dem "Zinsverfall" sind bekannt. Banken und Sparkassen entdeckten die "Gebührenschraube"."
Mit lohnenden Ansätzen bis zu neun Prozent Rendite?
Wo liegen angesichts dieser Gemengelage aussichtsreiche Felder für die Finanzwirtschaft? Experten sehen u.a. folgende Bereiche:
- weiterer Ausbau der Digitalisierung und Automatisierung;
- Nutzung von Web3-Technologien (Blockchain, Smart Contracts u.a.) für noch effizientere Prozesse;
- Ausschöpfung von Potentialen im ESG-Geschäft;
- Syndizierung und Verbriefung von Firmenkrediten;
- Angebote über klassisches Banking hinaus für Firmenkunden, z.B. Buchhaltungsservices.
Renditen von sieben bis neun Prozent seien mit solchen Ansätzen durchaus machbar, so eine optimistische Prognose. Gegenüber heutigen Erträgen würde das einen Quantensprung bedeuten.
Autor: Reiner Braun, Braun Finanzberatung GmbH & Co. KG Bamberg, www.braun-finanzberatung.de