Finanzlexikon Versicherungen: Dividendenbringer
Versicherungsaktien bleiben solide Dividendenbringer mit stabilen Aussichten
Versicherungsaktien gelten als stabile Einkommensbringer. Viele Konzerne zahlen seit Jahren regelmäßig Dividenden von rund 4 bis 6 Prozent. Dahinter steckt ein recht gut planbares Geschäft: Millionen von Verträgen, die Beiträge einbringen, und Kapitalanlagen, die diese Beiträge verzinst anlegen. Steigende Zinsen haben diesen Effekt zuletzt verstärkt. Gleichzeitig gibt es Risiken – zum Beispiel teurere Reparaturen nach Unwettern oder strengere Regeln.
Wo die Gewinne herkommen – zwei einfache Quellen
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1) Das Kerngeschäft („Beiträge rein, Schäden raus“)
Kunden zahlen Beiträge. Aus diesen Beiträgen reguliert der Versicherer Schäden und bezahlt Kosten (Mitarbeitende, IT, Vertrieb). Bleibt am Ende etwas übrig, ist das Betriebsgewinn aus dem Kerngeschäft. Eine hilfreiche Faustzahl ist die Schaden-/Kostenquote: Sie zeigt, wie viel von 100 Euro Beitrag für Schäden und Kosten draufgeht.
- Beispiel: Liegt die Quote bei 95 %, fließen 95 Euro in Schäden und Kosten – 5 Euro bleiben als Gewinn übrig.
- Liegt sie bei 103 %, reichen die Beiträge nicht – dann muss der Gewinn aus der Kapitalanlage kommen.
2) Die Kapitalanlage („Geld arbeiten lassen“)
Beiträge kommen vor einem möglichen Schaden. Bis dahin kann das Geld angelegt werden, vor allem in Anleihen. Steigen die Zinsen, steigen nach und nach die Anlageerträge, weil fällige Anleihen durch höher verzinste ersetzt werden. Dieser Rückenwind kommt schrittweise, aber verlässlich.
Die wichtigsten Sparten – ohne Fachwörtersalat
- Sach- und Unfallversicherung (Auto, Haus, Haftpflicht): Preise lassen sich meist jährlich anpassen. Das hilft, wenn Ersatzteile, Handwerker oder Löhne teurer werden.
- Lebens- und Rentenversicherung: Höhere Zinsen entlasten alte Zusagen und machen neue Produkte attraktiver (mehr garantiefreier Spielraum, höhere laufende Verzinsung).
- Rückversicherung (Versicherer für Versicherer): Nach großen Schadensjahren steigen oft die Preise für die Absicherung. Das kann die Gewinnmargen heben – vorausgesetzt, Risiken werden gut verteilt.
Gemeinsam gilt: Durch die Menge an Verträgen gleichen sich Ausreißer oft aus – das stabilisiert die Ergebnisse.
Warum Dividenden oft verlässlich sind
- Planbare Einnahmen: Millionen Verträge sorgen für gleichmäßige Beiträge.
- Starke Kapitalpuffer: Die Aufsicht verlangt hohe Sicherheitsreserven, bevor Geld ausgeschüttet wird.
- Zinsen als Rückenwind: Neue Anleihen bringen mehr Zins als vor ein paar Jahren.
- Ausschüttungspolitik: Viele Konzerne versprechen stabile oder steigende Dividenden, solange es die Lage erlaubt.
Typisch ist, dass 40 bis 60 Prozent des Jahresgewinns als Dividende ausgezahlt werden. Manche Unternehmen kaufen zusätzlich eigene Aktien zurück, wenn sie Kapital übrig haben.
Wie bewerte ich eine Versicherungsaktie – mit wenigen Zahlen
Schauen Sie auf drei Dinge, die man auch ohne Spezialwissen versteht:
- Schaden-/Kostenquote über mehrere Jahre: Unter 100 % ist gut (aus Beiträgen bleibt etwas übrig). Ein einzelnes schwaches Jahr ist kein Drama, Dauer zählt.
- Kapitalstärke: Die Solvenzquote (Sicherheitsreserve) sollte klar über 100 % liegen; je höher, desto robuster.
- Dividenden-Historie: Hat das Unternehmen durch schwierige Jahre durchgehalten oder fair erklärt, warum es eine Pause gab?
Ergänzend lohnt ein Blick auf den Buchwert je Aktie (vereinfacht: Eigenkapital). Notiert die Aktie nahe am Buchwert oder darunter, kann das Chancen bieten – falls die Gewinne stabil sind.
Typische Risiken – ehrlich und knapp
Versicherungsaktien bleiben solide Dividendenbringer, weil ihr Geschäft breit aufgestellt ist, starke Sicherheitsreserven vorgeschrieben sind und die Zinslandschaft aktuell hilft."
- Teure Schäden und teure Reparaturen: Unwetter, teure Ersatzteile und höhere Löhne drücken auf die Marge. Preise müssen nachziehen können.
- Großschäden: Seltene, aber große Fälle (Sturmserien, Industriebrände) treffen einzelne Jahre hart.
- Zinswende rückwärts: Sinken die Zinsen deutlich, flacht der Rückenwind bei der Anlage wieder ab.
- Regeln und Rechtsstreit: Höhere Anforderungen binden Kapital; Sammelklagen können teuer werden.
Praxis-Tipp: Achten Sie darauf, ob der Versicherer Preiserhöhungen in wichtigen Sparten durchsetzen kann und ob er Risiken breit verteilt (Wiederabsicherung, Limits, viele Länder/Sparten).
So gehen Sie pragmatisch vor – ein kurzer Fahrplan
- Breite statt Wette: Starten Sie mit großen, gemischten Anbietern (mehrere Sparten), nicht mit einer einzigen Nische.
- Mehrjahresblick: Mindestens 3–5 Jahre Entwicklung der Schaden-/Kostenquote und Dividenden ansehen, nicht nur das letzte Jahr.
- Konservativ dosieren: Versicherer sind ein Einkommensbaustein im Depot. Kombinieren Sie sie mit breiten Aktien-ETFs, damit nicht alles an einer Branche hängt.
- Kommunikation prüfen: Erklärt der Vorstand verständlich, warum die Dividende steigen, bleiben oder sinken soll? Gute Kommunikation ist ein Qualitätsmerkmal.
Beispiel zum Einordnen
Angenommen, ein Versicherer erzielt seit Jahren eine Schaden-/Kostenquote um 94–96 % und steigert langsam seine Anlageerträge, weil alte Anleihen auslaufen und neue höher verzinst sind. Bei einer Ausschüttungsquote von 50 % ergibt sich gut planbares Dividendenpotenzial. Dreht ein Jahr wegen Unwettern auf 101 %, ist das unschön – aber wenn Preise im Folgejahr angepasst werden, kann sich die Lage normalisieren. Entscheidend ist der Trend, nicht der einzelne Ausschlag.
Fazit
Versicherungsaktien bleiben solide Dividendenbringer, weil ihr Geschäft breit aufgestellt ist, starke Sicherheitsreserven vorgeschrieben sind und die Zinslandschaft aktuell hilft. Achten Sie auf eine mehrjährig unter 100 % liegende Schaden-/Kostenquote, eine komfortable Kapitalbasis und eine verlässliche Dividendenpolitik. Wer die Branche als Ertragsbaustein in ein gut gemischtes Depot einbindet und die Kennzahlen einfach, aber konsequent prüft, kann langfristig stabile Ausschüttungen mit überschaubarem Risiko kombinieren.
Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit motivierten Menschen auf beiden Seiten zusätzliche Energie freisetzt







