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Finanzlexikon Wann sich aktives Management lohnt

Zwischen Marktineffizienz, Flexibilität und strategischem Mehrwert.

Die Debatte zwischen aktivem und passivem Management gehört zu den zentralen Fragen der modernen Geldanlage. Während Indexfonds mit niedrigen Kosten und transparenter Struktur punkten, versprechen aktiv gemanagte Fonds einen echten Mehrwert durch gezielte Auswahl von Einzeltiteln, taktische Allokation und Reaktionsfähigkeit auf Marktveränderungen. Doch in welchen Situationen entfaltet aktives Management tatsächlich seine Stärke – und wann ist der Aufwand vergebens?


Marktineffizienzen als Spielfeld der Aktiven

Ein wesentlicher Vorteil aktiver Strategien liegt in der Fähigkeit, Marktineffizienzen zu nutzen.

In Märkten, die weniger analysiert, weniger liquide oder stark von regionalen Informationsasymmetrien geprägt sind, bietet aktives Management Chancen.

Das gilt insbesondere für:

  • Nebenwerte (Small und Mid Caps), die nicht im Fokus großer Analystenhäuser stehen.
  • Schwellenländer, in denen politische Risiken, Währungsfragen und lokale Dynamiken hohe Expertise erfordern.
  • komplexe Anlageklassen wie Wandelanleihen, Rohstoffe oder Themeninvestments mit strukturellem Wandel.

Hier kann aktives Management durch gezielte Selektion und tiefere Analyse oft einen echten Informationsvorsprung nutzen – und gegenüber passiven Instrumenten eine Outperformance erzielen.


Krisenzeiten und Wendepunkte als Bewährungsprobe

In Phasen starker Marktverwerfungen – etwa bei geopolitischen Krisen, Finanzschocks oder abrupten Zinswenden – zeigt sich häufig, wie hilfreich Flexibilität sein kann. Aktive Fondsmanager können Positionen umschichten, Liquidität aufbauen oder Hedging-Strategien nutzen, um Verluste zu begrenzen.

Während passive Produkte ihre Benchmark zwangsläufig weiter abbilden – auch wenn einzelne Titel stark fallen –, ist aktives Management nicht an starre Replikation gebunden. Besonders in Übergangsphasen, in denen sich neue Trends herausbilden, können aktive Strategien einen Vorsprung erarbeiten.


Bei Nachhaltigkeit und ESG besonders relevant

Ein weiteres Feld, in dem aktives Management aktuell seine Berechtigung hat, ist die Integration von ESG-Kriterien und Impact-Ansätzen. Während viele ETFs noch auf pauschale Filter oder regelbasierte Ausschlüsse setzen, können aktive Manager tiefergehende Analysen durchführen, Engagement betreiben und bei Unternehmen direkten Einfluss auf nachhaltige Entwicklungen nehmen.

Gerade in der Übergangsphase hin zu einer „grüneren“ Wirtschaft, in der ESG-Daten noch nicht überall ausgereift oder vergleichbar sind, bleibt aktives Management im Vorteil. Es kann Zielkonflikte individuell abwägen, Fortschritte dynamisch bewerten und Reputationsrisiken gezielter steuern.


Aber: Hohe Kosten und Erfolgsdruck

Aktives Management ist kein Entweder-oder zur passiven Anlage, sondern eine strategische Ergänzung – wenn die Bedingungen stimmen. Wer bereit ist, höhere Kosten in Kauf zu nehmen und bewusst auf das Können eines Managers setzt, kann in bestimmten Segmenten tatsächlich profitieren."

Trotz der genannten Vorteile ist aktives Management keine Erfolgsgarantie. Viele Fondsmanager schaffen es nicht, nach Kosten dauerhaft besser abzuschneiden als ein passiver Vergleichsindex. Die Gebühren – oft deutlich über denen von ETFs – schmälern die Nettorendite.

Hinzu kommt: Wer aktiv managt, muss liefern. Anleger erwarten nicht nur Stabilität, sondern auch Überrendite. In Seitwärtsmärkten oder bei geringer Volatilität kann diese Erwartung zur Belastung werden – ebenso wie in Phasen, in denen sich Märkte synchron bewegen und Einzeltitelauswahl kaum Unterschied macht.


Wann sich aktives Management besonders lohnen kann

  • In Nischenmärkten, wo Informationsvorsprung realistisch ist.
  • In volatilen Phasen, wenn Flexibilität gefragt ist.
  • Bei komplexen oder hybriden Strategien, etwa Absolute Return oder Multi-Asset.
  • Bei ESG- und Impact-Fonds, wenn Engagement und Detailanalyse wichtig sind.
  • Für erfahrene Anleger, die gezielt Expertise einkaufen wollen.

Fazit: Selektive Nutzung statt dogmatische Entscheidung

Aktives Management ist kein Entweder-oder zur passiven Anlage, sondern eine strategische Ergänzung – wenn die Bedingungen stimmen. Wer bereit ist, höhere Kosten in Kauf zu nehmen und bewusst auf das Können eines Managers setzt, kann in bestimmten Segmenten tatsächlich profitieren.

Wichtig ist: Die Entscheidung sollte nicht aus Prinzip, sondern aus Analyse getroffen werden. Erfolgreiches aktives Management braucht Transparenz, Disziplin und Glaubwürdigkeit – und verdient dann auch einen Platz im Portfolio.

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