Draghi bleibt seiner Strategie treu "Whatever it takes"
"Whatever it takes": "Alles Notwendige" wolle er tun, um den Euro zu erhalten, hatte Mario Draghi vor ziemlich genau fünf Jahren erklärt. "Und glauben Sie mir, es wird genug sein", setzte er damals noch hinzu. Eine Ankündigung, die er zweifelsohne umgesetzt hat - mit offenem Ende.
Draghis Versprechen erfolgte zu einem Zeitpunkt, als der Euro hoch gefährdet schien. Die "Südschiene" der Eurozone - Portugal, Spanien, Italien, Griechenland - stöhnte damals unter hohen Schulden und steigenden Zinsen wegen des Risikos. Die Volkswirtschaften der Südländer kamen nicht aus der Rezession heraus und die Märkte verloren zunehmend das Vertrauen in den Euro. Die Angst vor einem Zerfall der Gemeinschaftswährung ging um.
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Bisher nur weniger mehr Geld
In dieser Situation bewirkte das "Whatever it takes" eine starke Beruhigung. Locker war die EZB-Geldpolitik schon vorher gewesen. Seit der Finanzkrise waren die Leitzinsen auf ein Prozent gesenkt worden. Aber erst nach der Ankündigung begann der Einstieg in die Nullzinspolitik, noch getoppt von Negativzinsen bei EZB-Bankeinlagen. Mit dem Anleihekaufprogramm, das im März 2015 startete, setzte Mario Draghi dann noch eins obendrauf. Zunächst wurden monatlich 60 Milliarden Euro über Anleihekäufe in die Märkte gepumpt, ab April 2016 80 Milliarden Euro. Seit April dieses Jahres gelten wieder die ursprünglichen 60 Milliarden Euro.
Vor ein paar Wochen hat Draghi nun verkündet, dass ab Januar 2018 die Anleihekäufe auf 30 Milliarden Euro halbiert werden sollen, gleichzeitig wird das Kaufprogramm aber bis September nächsten Jahren verlängert. An der Nullzinspolitik will der EZB-Chef eisern festhalten - auch lange über ein Ende des Aufkaufprogramms hinaus.
Alles, was jetzt beschlossen wurde, bedeutet allenfalls "weniger mehr Geld", aber immer noch "mehr Geld". "
Die von vielen erhoffte Zinswende bleibt daher einstweilen ein Wunschtraum. Von einem Strategiewechsel der EZB kann trotz der angestrebten Reduzierung der Käufe keine Rede sein. Alles, was jetzt beschlossen wurde, bedeutet allenfalls "weniger mehr Geld", aber immer noch "mehr Geld".
Der wahre Grund des Beharrens
Das überrascht schon angesichts der Tatsache, dass die Eurozone inzwischen einen robusten wirtschaftlichen Aufschwung aufweist. Die Inflation bleibt allerdings mit 1,4 Prozent (Oktober 2017) immer noch unter dem anvisierten Zwei-Prozent-Zielwert. Eine Deflation droht derzeit jedoch nicht. Dafür drückt die Schuldenlast in Europas Süden umso mehr. Letztlich ist dies der wahre Grund für Draghis stoisches Festhalten an seiner Strategie.
Höhere Zinsen können sich unsere EU-Nachbarn schlicht nicht leisten.
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