Bitcoins fassen Fuß Wie die Blockchain-Technologie die Geschäftswelt erobert

Die sogenannten Blockchain wurde einst für die Cryptowährung Bitcoin erfunden und sollte als allumfassendes Tool klassische Banken überflüssig machen.

Mittlerweile trifft genau das Gegenteil zu und die Finanzwelt und die moderne Geschäftswelt haben die Blockchain-Technologie für sich entdeckt und experimentieren damit. Zwischenzeitlich setzen hier unterschiedlichste Branchen auf die Sicherheitsaspekte der dezentralisierten Blockchain-Technologie und experimentieren mit dieser.

Daimler startet Pilotprojekt: 100 Millionen Euro Schuldscheindarlehen via Blockchain

Der Anfangsgedanke von Bitcoin und der Blockchain umfasste, eine Währung einzuführen, die nicht über eine zentrale Verwaltung (Banken oder Staaten) verwaltet wird, sondern dezentralisiert über die einzelnen Teilnehmer des Netzwerks. Dafür wurde die sogenannte Blockchain eingeführt, bei der es sich um eine Art offen zugängliches Transaktionsbuch handelt, in der jede einzelne Bitcoin-Transaktionen aufgeführt ist. Beim sogenannten Bitcoin-Mining stellen Nutzer ihre Rechenleistung der Blockchain zur Verfügung und mithilfe komplizierter Algorithmen werden hier Berechnungen durchgeführt, die dann Transaktionen bestätigen. Da dieses Transaktionsnetzwerk öffentlich zugänglich ist, sind hier Manipulationen und Veränderungen durch einzelne Teilnehmer so gut wie ausgeschlossen. Man spricht auch von einem extrem sicheren Open-Source-Netzwerk.

Mithilfe der Blockchain wäre es möglich, Zahlungsausfälle eines geleasten Lkw vom Kunden automatisch zu bestrafen.

Genau diese Technologie machen sich nun große DAX-Unternehmen zu Nutze. So nutzte der Autobauer Daimler für ein 100 Millionen Euro Schuldscheindarlehen die Blockchain-Technologie. So ist es in dieser möglich, neben dem Austausch von Vertragsbedingungen und der Übermittlung von Zahlungsströmen über diese noch ganz anderen Optionen auszunutzen. Mithilfe der Blockchain wäre es möglich, Zahlungsausfälle eines geleasten Lkw vom Kunden automatisch zu bestrafen. Die Blockchain würde in diesem Fall das Tempo des Lkw drosseln oder komplett verhindern, dass dieser weiterfährt. Ein entsprechendes Vorgehen, sprich ein Fernzugriff auf vernetzte Fahrzeuge, wäre natürlich auch ohne Blockchain möglich. Das Besondere hierbei ist, dass sozusagen der Zahlungsstrom und die Leistungserbringung direkt miteinander verschmolzen werden.

Auch Energiesektor und Versicherungswirtschaft könnte profitieren

Dieses Prinzip ließe sich jetzt auch auf die moderne Energiegewinnung adaptieren. Wer in einem extrem sonnenreichen Gebiet eine Solaranlage betreibt und mehr Solarstrom generiert als er selbst verbrauchen kann, könnte diesen an seine Nachbarn verkaufen. Die Blockchain würde dies automatisch durchführen und vergüten.

Im Falle des Schuldscheindarlehens der LBBW wurden über die Blockchain Darlehensbedingungen ausgetauscht. An dem Netzwerknahmen Daimler, die Landesbank sowie die Kreissparkassen Esslingen Nürtingen, Ludwigsburg und Ostalb teil. Normalerweise müssen bei solchen Verträgen Ausweiskopien verschickt werden, durch die Nutzung der Blockchain, war dies nicht mehr nötig. In der Praxis wurden aber aufgrund zusätzlicher Sicherheitsbedenken die Verträge parallel zur Blockchain auch auf traditionellen Weg geschlossen. Entsprechendes setzen Aufsichtsbehörden vor, da eine alleinige Nutzung der Blockchain in diesem Fall nicht anerkannt werden würde. Es handelte sich sozusagen um ein Pilotprojekt. Im Zuge des Projekts konnte die Bearbeitungszeit eines entsprechenden Schuldscheindarlehens von zehn Wochen auf knapp zwei Wochen verkürzt werden. Oder anders ausgedrückt: Würde man die Blockchain-Technologie generell bei Finanzprozessen einsetzen, würden sich diese einfacher und effizienter gestalten lassen. Banken und Finanzdienstleister sehen hier enorm großes Potenzial.

Nun ziehen erste Versicherungsgesellschaften nach und starten ebenfalls ein PilotprojektNamensb3i, bei dem ein Datenaustausch zwischen Rückversicherern und Erstversicherern ermöglicht werden soll.

US-Dienstleister setzt auf Blockchain-Technologie basierendem Transaktionsnetzwerk

In den USA bietet Dienstleister Ripple US-Banken an, Zahlungen via Blockchain-Technologie mit anderen Instituten abzuwickeln. Speziell bei Auslandsüberweisungen spart dieses Zeit und Geld. Dies liegt daran, dass Geldtransfers zwischen Banken in der Regel über deren Konten bei der Zentralbank abgewickelt werden. Das stellt sicher, dass das Guthaben für die Transaktion auch tatsächlich vorhanden ist. Noch komplexer wird es, wenn Zahlungen in Fremdwährungen an ausländische Banken fließen. Für eine Überweisung aus den USA nach Europa müssen zum Beispiel kleine Unternehmen neben der Zentralbank auch größere Geschäftsbanken einschalten. Es versteht sich von selbst, dass jede dieser eingeschalteten Stellen Gebühren verlangt. Teilnehmer des Ripple-Netzwerks sind an ein Netzwerk, das auf der Blockchain-Technologiebasiert, angeschlossen, über die alle Beteiligten jede Transaktion einsehen und verifizieren können. So dauert der Prozess, der normalerweise mehrere Tage in Anspruch nimmt, nur wenige Sekunden. Die Gebühren können von ca. 500 USD pro Überweisung auf rund 200 USD reduziert werden.

Blockchain-Netzwerk zu langsam für effizienten Einsatz in modernem Geschäftswesen? 

Dabei macht sich Ripple die Prinzipien des Bitcoin-Netzwerks folgendermaßen zu eigen: Im Bitcoin-Netzwerk fließt ein Zahlungsbefehl über die Blockchain. Ist diese Transaktion in der Blockchain einsehbar, weiß Ripple das Kandidat X Bitcoinsan Kandidat Z schickt. Die Zahlung kann nicht mehr gecanceled werden. Die Transaktion kann von jedem Rechner, der am Ripple-Netzwerk teilnimmt und die Software installiert hat, eingesehen werden. Gleichzeitig kann automatisch geprüft werden, ob der Sender überhaupt ausreichendes Guthaben besitzt. Schließlich sind auch alle bisherigen Transaktionen öffentlich einsehbar und können nicht manipuliert werden. Dieser Überprüfungsprozess nimmt bei Bitcoin zum Teil mehrere Stunden in Anspruch und ist relativ aufwendig.

Das ist auch wieder der riesige Nachteil eines offenen Systems, das jeder einsehen kann. Daher ist davon auszugehen, dass sich in der modernen Geschäftswelt und im Bankenwesen nicht die klassische Blockchain durchsetzt, sondern kleinere Netzwerk wie das von Ripple, das auf der Blockchain-Technologie basiert! Diese werden dann zukünftig von Banken und Großunternehmen als Standard genutzt. Aber auch Privatkunden, die regelmäßig Geldtransfers durchführen, könnten von der Einführung Blockchain-basierter Netzwerke im Finanzsektor profitieren. So stellt das Vergleichsportal Qomparo in seinem Geldtransfervergleich die aktuell wichtigsten Optionen vor, zu welchen Konditionen Geld ins Ausland überwiesen werden kann. Sowohl die Transaktionszeit wie auch die anfallenden Gebühren könnten durch den Einsatz der Blockchain-Technologie deutlich reduziert werden.