Gesamtübersicht nicht vernachlässigen Die richtige Depotmischung
Anleger schauen bei der Entwicklung ihres Wertpapierdepots in der Regel mehr auf die einzelnen Papiere als auf das Gesamtportfolio. Kursgewinne bei einzelnen Titeln lösen dann Zufriedenheit aus, während mäßige Entwicklungen oder gar Verluste das Gegenteil bewirken. Doch ist diese Betrachtung richtig?
Die Antwort lautet eindeutig: Nein. Denn wer nur auf das einzelne Papier achtet, vernachlässigt die Zusammenhänge, die zwischen den verschiedenen Depot-Titeln bestehen. Käufe und Verkäufe einzelner Titel können dann unter Umständen teure Fehlentscheidungen bedeuten. In vielen Fällen wäre es besser gewesen, die Depot-Zusammensetzung beizubehalten.
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Das Gesamtrisiko ist kleiner als der Durchschnitt der Einzelrisiken
Was vielen nicht bewusst ist: Das Gesamtrisiko eines Depots entspricht üblicherweise nicht dem Durchschnitt der Einzelrisiken der darin enthaltenen Wertpapiere. Meist ist es geringer. Das mag auf den ersten Blick verwunderlich erscheinen, erklärt sich aber dadurch, dass die Kurse der einzelnen Titel sich nicht hundertprozentig gleichläufig entwickeln. Weil das so ist, heben sich die Einzelrisiken zu einem gewissen Teil gegenseitig auf.
Im Idealfall findet der Risikoausgleich zu 100 Prozent statt. Das ist dann gegeben, wenn zwei Papiere sich stets genau in entgegengesetzte Richtung entwickeln. Das Gesamtrisiko eines daraus zu gleichen Teilen zusammengesetzten Depots ist null, auch wenn beide Papiere Kursschwankungen aufweisen. So etwas ist natürlich reine Theorie und in der Realität nicht anzutreffen. Das ist aber auch gar nicht nötig. Denn der Risikominderungseffekt ist bereits feststellbar, wenn Papiere sich zwar in die gleiche Richtung bewegen, aber unterschiedlich starke und nicht ganz gleichgerichtete Ausschläge aufweisen.
Es ist ein Nachteil, auf Streuung zu verzichten."
Ein Teil des Risikos lässt sich durch Streuung eliminieren
Dieser Fall ist in der Realität sehr häufig. Was das bedeutet, zeigt ein praktisches Beispiel. Nimmt man ein Depot, das zu gleichen Teilen aus internationalen Aktien, US-Standardwerten, US-Nebenwerten, Anleihen und Geldmarktpapieren besteht, und misst das Risiko anhand der Volatilität im Zeitraum 1970 bis 2016, ergibt sich Folgendes: Der gewichtete Durchschnitt der Volatilität der einzelnen Anlageklassen liegt bei 15,4 Prozent. Misst man aber die Volatilität des Gesamtportfolios, errechnet sich ein Wert von nur 10,7 Prozent. Das heißt, fast ein Drittel des durchschnittlichen Risikos ist durch Streuung eliminiert worden.
Das Beispiel beweist, dass es ein Nachteil wäre, auf die Streuung zu verzichten. Nichts anderes sagt die moderne Portfolio-Theorie, die die Zusammenhänge zwischen Rendite und Risiko wissenschaftlich analysiert hat. Danach lässt sich durch Streuung im Vergleich zur Einzelanlage entweder das Risiko bei gleichbleibender Renditeerwartung verringern oder bei gleichbleibendem Risiko ist eine höhere Renditeerwartung möglich. Hier gilt die geflügelte Redensart: "Die richtige Mischung macht's".