Bei seinen "Selfies" handelt es sich um langlaufende Staatsanleihen

Robert Merton Ein ganz anderes Rentenkonzept

Ein "Selfie" machen - dieses Wort ist vor allem als Bezeichnung für ein Selbstportrait per Smartphone bekannt. Vielleicht bekommt es aber bald noch eine andere Bedeutung, wenn sich eine Produktidee des US-Ökonomen und Wirtschafts-Nobelpreisträgers Robert C. Merton durchsetzt.

Bei seinen "Selfies" handelt es sich um langlaufende Staatsanleihen mit einem speziellen, auf Bedürfnisse der Altersversorgung zugeschnittenen Auszahlungsprofil. Die Abkürzung "Selfie" steht für "Standard-of-Living indexed, Forward-starting, Income-only Securities" - auf Deutsch etwa: "Lebensstandard-indizierte, zukunftsorientierte, ausschließlich einkommensbasierte Wertpapiere".

Staatsanleihen mit  regelmäßiger Zins- und Tilgungszahlung

Dieser komplizierte Name erklärt einerseits in wenigen Schlagworten das Grundkonstrukt der Merton-Papiere, ist aber wohl auch bewusst so gewählt, um eine Wortbasis für die sehr eingängige Abkürzung "Selfie" zu haben. Worin unterscheiden sich Selfies von herkömmlichen Staatsanleihen?

Bei normalen Anleihen finden während der Laufzeit vergleichsweise geringe regelmäßige Zahlungen in Form von Zinskupons statt. Am Schluss erfolgt dann eine große Zahlung, mit der die Schuld auf einmal getilgt wird. Diese Zahlungsstruktur ist für Zwecke der Altersversorgung ungünstig. Für finanzielle Alterssicherung werden vergleichsweise hohe laufende Zahlungen als Einkommensersatz benötigt. Die hohe Schlusszahlung ist weniger von Bedeutung und verzichtbar.

Darauf ist die Selfie-Idee von Robert C. Merton abgestellt. Selfies haben Laufzeiten von mehreren Jahrzehnten. Am Beginn steht eine große Auszahlung für den Erwerb des Papiers. Dann folgt eine lange Zeit, in der gar keine Zahlungen stattfinden. Es werden auch keine Zinskupons gezahlt. Dieser Zeitraum erstreckt sich idealerweise auf die Lebensphase der Berufstätigkeit. Erst mit dem Beginn des Ruhestands setzen Zahlungen ein. Merton kalkuliert mit einem Zeitraum von 22 Jahren. Die Rückflüsse bestehen aus regelmäßigen Raten mit einem Zins- und Tilgungsanteil. Die einmalige Schlusszahlung entfällt.

Indexierung und Leibrente

Um einen Inflationsausgleich zu gewährleisten und die allgemeine Entwicklung des Einkommens und des Lebensstandards zu berücksichtigen, schlägt Merton eine Indexierung der Raten vor. Diese würden dann fortlaufend angepasst. Damit tatsächlich eine lebenslange Zahlung garantiert ist - ggf. auch über 22 Jahre hinaus -, denkt der Nobelpreisträger an eine Versicherungslösung. Ein Lebensversicherer würde dann eine Leibrente versprechen.

Erst mit dem Beginn des Ruhestands setzen Zahlungen ein."

Selfies könnten in diesem Sinne eine Alternative zur Rentenversicherung darstellen, einem Klassiker der privaten Altersversorge. Allerdings gibt es bislang keine solchen Anleihen am Markt. Von daher werden Anleger mit Vorsorgebedarf sich noch etwas gedulden müssen.

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