FinTech-Unternehmen verdrängt ein "klassisches" Geldhaus

Banken weiterhin selbstbewusst FinTechs immer noch nicht als Konkurrenz akzeptiert

In wenigen Tagen dürfte die Commerzbank-Aktie längste Zeit dem DAX angehört haben. Stattdessen wird der digitale Zahlungsdienstleister Wirecard in den Index aufrücken. Es handelt sich um einen symbolträchtigen Vorgang. Wird doch augenscheinlich, wie ein FinTech-Unternehmen ein "klassisches" Geldhaus verdrängt.

Beim Börsenwert hat Wirecard inzwischen sogar die Deutsche Bank überrundet - bis vor wenigen Jahren undenkbar. Gemessen an vielen anderen FinTech-Unternehmen ist Wirecard geradezu ein "Oldie". Das Unternehmen wurde 1999 gegründet. Viele Start-ups der FinTech-Szene können ihre Unternehmensgeschichte erst in Monaten zählen. Doch wie das Beispiel Wirecard zeigt, kann aus einem kleinen Pflänzchen schnell ein Riesenbaum werden.

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Der Erosionsprozess eines Geschäftsmodells

Sicher ist bei den zahlreichen FinTech-Gründungen auch mit Fehlschlägen zu rechnen. Nicht jedes "hippe" Geschäftsmodell wird sich auf Dauer rechnen. Aber eine ernsthafte Bedrohung für Banken sind die digitalen Finanzdienstleister schon. Sie besetzen Geschäftsfelder, die lange als ureigenes Terrain der Geldhäuser galten und sind dabei oft schneller, einfacher, flexibler, bequemer und auch kostengünstiger. 

Der Erosionsprozess des Geschäftsmodells Bank begann im Zahlungsverkehr. Online-Bezahldiensten wie PayPal & Co gelang in Zeiten des prosperierenden Internet-Handels erstmals der Einbruch in das klassische Geschäftsfeld Zahlungsabwicklung. Viel zu spät reagierte die Kreditwirtschaft mit ihrer Lösung paydirekt. Sie konnte sich bis heute nicht am Markt durchsetzen. Und längst ist die Entwicklung weitergegangen. Kreditplattformen machen heute Kredite ohne Bank möglich. Andere FinTechs tummeln sich im digitalen Anlagegeschäft und in der Vermögensverwaltung.

Eine Mischung aus Hochmut und Herablassung?

Angesichts dessen überrascht die Gleichmütigkeit, mit der mancher Bankenlenker auf die FinTech-Welt blickt. So erklärte Deutsche Bank-Chef Christian Sewing jetzt, er empfinde die innovativen Start-ups nicht als Bedrohung. Auch Martin Zielke von der Commerzbank möchte im DAX-Aus seines Hauses kein Alarmzeichen sehen und will am hergebrachten Geschäftsmodell festhalten.

Die FinTechs als potentielle Konkurrenz nicht ernst zu nehmen, könnte sich noch bitter rächen."

Ein Anflug von Hochmut und Herablassung spricht aus solchen Äußerungen. In den Etagen unterhalb der Vorstände wird die Gefahr der Konkurrenz eher gesehen. In einer Umfrage der Unternehmensberatung Sopra Steria gab mehr als die Hälfte der teilnehmenden Bankmanager an, dass sie erhebliche Marktanteilsverluste für die Banken durch FinTechs befürchten. 

Drei Viertel der Befragten sahen erheblichen Korrekturbedarf am eigenen Geschäftsmodell.

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