Finanzexperten des IWF Globale Schuldensituation wird unterschätzt
Die Politik des billigen Geldes ist keineswegs eine EZB-Erfindung. Japans Notenbank hat es nach der Jahrtausendwende als erste vorgemacht. Die Fed folgte spätestens mit der Finanzkrise, und Euroland schloss sich an. Seither haben die Zentralbanken Summen in Billionenhöhe in die Finanzmärkte gepumpt - mit gefährlichen Risiken in Bezug auf die Schulden, wie der IWF meint.
Die Geldflutung ist noch nicht zu Ende. Zwar ist die US-Notenbank inzwischen etwas restriktiver und die Zinsen wurden schrittchenweise angehoben. Aber in Japan und in der Euro-Zone geht die Geldvermehrung einstweilen unvermindert weiter. Zwar wird über eine Zinswende viel spekuliert, allein es fehlen die Taten. Und Ankündigungen dazu bleiben nebulös.
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Deutliche Zinswende hätte dramatische Folgen
Nicht ohne Grund, denn eine Zinswende könnte schmerzlich sein - insbesondere dann, wenn die Zinsen innerhalb kurzer Zeit deutlich steigen sollten. Tatsächlich haben die historisch niedrigen Zinsen in den vergangenen zehn Jahren die weltweite Verschuldung stark befördert. Das gilt nicht nur für die Schuldenaufnahme von Staaten, auch Privatleute und Unternehmen haben kräftig Kredite aufgenommen. In den Industriestaaten und manchen Schwellenländern ist die Verschuldung stärker gestiegen als die Wirtschaft gewachsen ist.
Nun ist Verschuldung an sich noch kein Problem, sofern die Raten bezahlbar bleiben und das Geld sinnvoll ausgegeben wird. Wenn die Kreditkosten sinken, weil die Zinsen niedrig sind, bedeutet stärkere Verschuldung eine normale Marktreaktion. Gerade für Schwellen- und Entwicklungsländer bedeutete die Geldflut eine Chance, Investitionen zu finanzieren und damit für Wachstum zu sorgen. Allerdings bereitet es dem IWF Sorge, dass trotz niedriger Zinsen ein wachsender Teil des Einkommens für den Schuldendienst aufgewendet werden muss.
Eine Zinswende könnte schmerzlich sein - insbesondere dann, wenn die Zinsen innerhalb kurzer Zeit deutlich steigen sollten."
Notenbanken in ihrer eigenen Politik gefangen
Sollte die Zinssituation plötzlich umschlagen, könnten die Folgen dramatisch sein. Viele Schuldner wären dann nicht mehr in der Lage, ihre Kredite zu bedienen. Es würde zu Zahlungsausfällen kommen - in großem Stil bedroht eine solche Entwicklung das weltweite Finanzsystem und eine globale Rezession wäre fast zwangsläufig.
Besonders kritisch schauen die IWF-Experten derzeit auf China. Hier haben gerade staatliche Unternehmen in gewaltigem Umfang Schulden gemacht. Das System der Kreditvergabe ist dabei sehr intransparent und kaum reguliert - was große Unwägbarkeiten bedeutet. Ein China-Crash würde sich wie ein Flächenbrand durch die Weltwirtschaft fressen. Das ist die Sorge.
In gewisser Weise zeigt sich jetzt die Kehrseite der ultralockeren Geldpolitik. Die künstliche Verbilligung der Verschuldung hat zu einer drastischen Schuldenausweitung geführt. Um die Situation nicht "eskalieren" zu lassen, können die Zentralbanken kaum anders, als die Zinsen weiter niedrig zu halten. Sie sind damit letztlich zu Gefangenen ihres eigenen Handelns geworden.