Japan hat Wasser aus dem Sumpf, in dem es steckte, abgelassen

Das Wasser stand bis zur Oberkante Unterlippe Japan hat Wasser aus dem Sumpf abgelassen

Als "Abenomics" wird in Japan die Wirtschaftspolitik von Ministerpräsident Abe bezeichnet. Der versucht, die lang anhaltende ökonomische Stagnation im Land der aufgehenden Sonne zu überwinden. Nach gut zwei Jahren seit seinem Amtsantritt zeigt sich: nicht alle Pläne ließen sich so umsetzen, manche Anpassung war nötig - aber es gibt verhaltenen Optimismus.

Abes Rezept besteht aus einer Kombination aus ultralockerer Geldpolitik, expansiver Fiskalpolitik und wirtschaftlichen Reformen, bei denen es um Deregulierung und Flexibilisierung geht. Ursprünglich war vorgesehen, mehr Wachstum alleine über die Geldpolitik zu erreichen. Das Primärdefizit im Staatshaushalt (Haushaltsdefizit ohne Zinsausgaben) sollte bis 2020 sogar auf Null sinken. Diese Absicht lässt sich nicht verwirklichen. Es zeigte sich, dass trotz einer ungeheuren Geldschwemme der gewünschte wirtschaftliche Effekt weitgehend ausblieb, weil die Banken die überschüssige Liquidität bei der Zentralbank parkten.

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Der Staat finanziert sich selbst 

Daher setzt man verstärkt auf eine Fiskalpolitik; über höhere Ausgaben für Bildung, Infrastruktur und Familien soll die Wirtschaft zusätzliche Impulse erhalten. Das Ziel der Haushaltskonsolidierung ist erst einmal in den Hintergrund gerückt. Jüngst wurde sogar die eigentlich fürs nächste Jahr geplante Mehrwertsteuererhöhung wieder verschoben. Dabei nimmt Japan bei der Staatsverschuldung einen Spitzenplatz ein. Sie liegt bei 240 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Mancher Ökonom spricht bei solchen Relationen von Überschuldung. 

Allerdings finanziert der japanische Staat seine Defizite quasi selbst. Die zur Deckung von Haushaltslücken emittierten Anleihen werden großteils von der Notenbank im Rahmen ihrer Geldpolitik wieder aufgekauft. Dies geschieht allerdings nicht direkt, sondern über eine Zwischenschaltung des Kapitalmarktes. Wenn man diese "Selbstfinanzierung" aus der Verschuldung herausrechnet, bleibt eine Verschuldungsquote von 115 Prozent. Berücksichtigt man die geplanten weiteren Käufe, könnte sie sogar auf 100 Prozent sinken. Dadurch relativiert sich das Überschuldungs-Problem. 

Die Abenomics haben Japan zu etwas mehr Optimismus verholfen. Japans Wirtschaft wächst wieder."

Ein Zaubertrick mit Schattenseiten 

Das klingt wie ein Zaubertrick. Doch diese Politik hat auch Schattenseiten. Extrem niedrige Zinsen belasten die Sparer in Japan. Betroffen sind vor allem viele Ältere, die Kapitalanlagen zur Altersvorsorge benötigen. Außerdem muss die Notenbank bei ihren Wertpapierkäufen bald auf die Anleihebestände institutioneller Investoren zurückgreifen, da der übrige Markt schon weitgehend leergekauft ist. Das könnte negative Folgewirkungen haben. 

Einstweilen haben die Abenomics Japan zu etwas mehr Optimismus verholfen. Japans Wirtschaft wächst wieder - zwar mit bescheidenen 0,5 Prozent , aber stabil. Und die Inflation liegt - energiepreisbereinigt - bei 0,6 Prozent, also jenseits der gefürchteten Deflation. Ein Ökonom skizziert die Lage mit folgendem Bild: Das Wasser stand Japan bis zur Oberkante Unterlippe. Dann hat Japan Wasser aus dem Sumpf, in dem es steckte, abgelassen und schickt sich an, daraus hervorzuklettern. Aber es fehlt an einem blühenden Garten außerhalb des Sumpfes.

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