Die Welt wird immer internationaler und bunter

Alles wird internationaler Verschwindet das Fremdsein?

Im Zeitalter der Globalisierung verlieren nationale Grenzen zunehmend an Bedeutung. Und dank moderner Verkehrsmittel ist fast jeder Punkt der Erde binnen Tagesfrist erreichbar.

Die Welt scheint kleiner geworden zu sein. Doch obwohl manches dadurch nivelliert wurde - kulturelle, ethnische, religiöse, sprachliche und andere Unterschiede, die das Leben prägen, sind nicht verschwunden. Daher gehört Fremdsein weiterhin zur Erfahrung des Menschen. Wird das auch in Zukunft so bleiben, wenn die Welt immer weiter zusammenwächst?

Nichts ist so stetig wie die Veränderung 

Das lebenslange Wohnen und Arbeiten an einem Ort, das noch für die Generation unserer Großeltern und Urgroßeltern kennzeichnend war, wird in einer Ära der Flexibilität und Mobilität zur Ausnahmeerscheinung. Heute wechseln wir im Laufe unseres Lebens häufiger unseren geografischen Lebensschwerpunkt - sei es in der Ausbildung oder durch den Beruf bedingt und nicht selten auch im Zusammenhang mit der persönlichen Lebenssituation. Daher sind wir immer wieder mal fremd oder erleben Fremde bei uns. 

Das Ausmaß der Standortveränderungen ist uns dabei nicht immer bewusst. Nur einige Zahlen zur Verdeutlichung jenseits der aktuellen Flüchtlings-Thematik: in unserem Land ziehen Jahr für Jahr schätzungsweise rund vier Millionen Haushalte um, davon etwa zwanzig Prozent über Regionen hinweg. Und trotz der Attraktivität Deutschlands als Ort zum Leben und Arbeiten - 140.000 Deutsche haben ihre Heimat binnen eines Jahrzehnts als Auswanderer verlassen und sind im Ausland zunächst zu Fremden geworden.

Und dass Ausländer in großer Zahl zu uns kommen und bleiben, haben wir spätestens seit den 1960er Jahren mit der Anwerbung von Gastarbeitern gesehen. 

Fremdsein hat viel mit der persönlichen Befindlichkeit, weniger mit einem objektiven Zustand zu tun."

Neue Formen des Fremdseins

Die Globalisierung hat die Orientierung und das Einleben in fremder Umgebung zweifelsohne leichter gemacht. Das gilt vor allem für urbane Ballungsregionen. Ob New York, London, Moskau, Berlin oder Tokio - die Abläufe und Organisation des täglichen Lebens sind überall fast gleich. Die Weltsprache Englisch macht praktisch an jedem Ort die Verständigung möglich. Und Kommunikation ist eine entscheidende Voraussetzung, um sich in fremder Umgebung zurechtzufinden.

Fremdsein hat viel mit der persönlichen Befindlichkeit, weniger mit einem objektiven Zustand zu tun. Das gilt sowohl für denjenigen, der neu hinzukommt als auch für sogenannte "Alteingesessene". Bildungsstand, Kultur und Erziehung spielen dabei eine nicht unbeträchtliche Rolle. In einer Zeit, in der die Wirklichkeit durch viele Lebenswelten geprägt wird, ist das Heimisch- oder Fremdsein zunehmend vieldimensional. Personen, die in allen Lebensbereichen fremd sind, gibt es immer weniger.

Und die Nationalität, Volkszugehörigkeit oder Religion verlieren als Bestimmungsfaktoren an Bedeutung. Das Fremdsein wird nicht verschwinden, aber es wird differenzierter, facettenreicher und partieller.

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