Der DAX notiert heute rd. 20 Prozent über dem Stand zu Jahresbeginn

Martin Hüfner, Chefvolkswirt von Assenagon Warum steigt die Börse eigentlich weiter?

Gemessen an den skeptischen Prognosen zum Jahreswechsel 2018/19 können sich die Besitzer deutscher Aktien wirklich nicht beklagen. Der DAX notiert heute rd. 20 Prozent über dem Stand zu Jahresbeginn. Das hätten viele Experten nicht erwartet. Zwar gab es zwischenzeitlich manches Auf und Ab, doch der Trend nach oben ist eindeutig.

Für Martin Hüfner, Chefvolkswirt des Asset Managers Assenagon, keine Überraschung. Er kann den bisher guten Lauf des DAX erklären und sieht durchaus Möglichkeiten für eine Fortsetzung der Erfolgsstory. Das, obwohl zuletzt eher negative Meldungen die Wirtschaftsnachrichten beherrschten: Keine Lösung des US-Handeskonfliktes mit China, Belastung der deutschen Exporte, Minuswachstum im 2. Quartal und einiges mehr.

Sechs gute Gründe für das DAX-Wachstum

Hüfner sieht trotzdem sechs Gründe für die gute DAX-Peformance: 

  • Die lockere Geldpolitik: sie ist zurück, noch ehe sie richtig beendet wurde. Die USA haben eine Zinswende nach unten eingeläutet, die EZB senkt abermals die Leitzinsen und nimmt ihre Anleihekäufe wieder auf - das heißt: frisches Geld für die Aktienmärkte (mangels Anlagealternativen).
  • Hoffnung auf die Talsohle: vielfach wurde erwartet, dass im Jahresverlauf der Tiefpunkt des konjunkturellen Abschwungs erreicht ist und es danach wieder aufwärts geht. So etwas gibt Aktien Auftrieb. Allerdings wurde die optimistische Stimmung zuletzt etwas verzagter. Der Aufschwung an den Börsen könnte länger auf sich warten lassen als gedacht.
  • Fortsetzung des Zinsverfalls: parallel zur Abschwächung der Konjunktur und im Vorgriff auf weitere geldpolitische Lockerung sind die Kapitalmarktzinsen weiter gesunken. Das ist immer eine Stimulanz für Aktienkurse. Höhere Zinsen sind auf absehbare Zeit nicht in Sicht.
  • Lage besser als die Stimmung: derzeit "kriselt" es vor allem in Deutschland, für den Euro-Raum wird ein 1,3 Prozent-Wachstum in diesem Jahr erwartet, die US-Konjunktur ist weiter robust. Von einer allgemeinen Krise kann keine Rede sein.
  • Kurswechsel eingeleitet: namhafte DAX-Unternehmen, die zuletzt weniger gut performten, haben sich inzwischen neu aufgestellt. In Zahlen schlägt sich das noch nicht nieder. Aber die Aussichten für einen gelungene Strategiewechsel sind nicht schlecht.
  • Technische Gründe: zum Jahreswechsel steckte der DAX in einem tiefen - auch psychologisch bedingten - Loch. Von da konnte es fast nur aufwärts gehen. Die Gefahr eines "Rückfalls" beurteilt Hüfner derzeit eher als gering.

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