Der Berliner Mietendeckel sorgte zuletzt für Diskussionen

Einkommen wachsen zu langsam Wohnkosten laufen davon

Der Berliner Mietendeckel sorgte zuletzt für Diskussionen. Viele sehen darin einen politischen Verzweiflungsakt, um bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen. Die Situation in Berlin und anderen begehrten Großstädten gilt allerdings nicht flächendeckend. Die Wohnkosten-Situation ist differenzierter - das zeigt zumindest eine Analyse der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

Die KfW-Experten stellten für den Zeitraum 2005 bis 2017 eine interessante Entwicklung fest. Der Anteil der Wohnungsmieten am verfügbaren Einkommen ist von 2005 bis 2014 von 18,8 Prozent auf 21,0 Prozent gestiegen, seither bewegt er sich leicht nach unten. Bei den Ausgaben für Wohnen, Energie und Instandhaltung verhält es sich ähnlich. Hier wurde ebenfalls 2014 ein Höhepunkt mit einem Anteil von 26,7 Prozent erreicht, 2015 sank er auf 26,2 Prozent, 2017 auf 25,9 Prozent.

Nur auf den Durchschnitt schauen reicht nicht

Das heißt: die finanzielle Belastung durch Wohnen ist zuletzt geringer geworden. Dazu haben wesentlich die deutlich gestiegenen Einkommen beigetragen. Selbst höhere Wohnungsmieten wurden so leichter verkraftbar. Im europäischen Vergleich müssen die Bundesbürger allerdings einen überproportional hohen Einkommensanteil fürs Wohnen aufwenden. Noch aufwändiger ist das nur in Dänemark und in Estland. Trotzdem: selbst Geringverdiener fühlen sich bei uns vergleichsweise wenig durch Mieten belastet - nur etwa jeder Vierte sagt das. In anderen EU-Ländern wie Polen, Italien, Spanien oder Griechenland sind es zwei Drittel der Niedrigverdiener und mehr.

Der Anteil der Wohnungsmieten am verfügbaren Einkommen ist von 2005 bis 2014 von 18,8 Prozent auf 21,0 Prozent gestiegen."

Sind die Klagen über zu hohe Mieten also übertrieben? Nein - denn bei den genannten Zahlen handelt es sich um Durchschnittswerte, bei denen Stadt und Land zusammen betrachtet werden. Schaut man auf die Metropolen und Ballungsgebiete, ergibt sich ein anderes Bild - zum Beispiel für den Berliner Wohnungsmarkt. Hier sind die Nettoeinkommen im Zeitraum 2010 bis 2017 im Schnitt um 28,6 Prozent gestiegen, die Angebotsmieten dagegen um 56,4 Prozent, während der Mietspiegel (Bestandsmieten) "nur" ein Plus von 22,6 Prozent zeigt.

Kostenexplosion bei Angebotsmieten

Mit anderen Worten: wer eine neue Wohnung in Berlin sucht, muss damit rechnen, deutlich höhere Anteile seines Einkommens für Wohnzwecke aufwenden zu müssen als bisher. Hier hat die Einkommensentwicklung mit den Wohnkosten nicht Schritt gehalten. Bestandsmieter haben dagegen sogar etwas mehr finanzielle Spielräume gewonnen. Das dürfte auch auf andere Großstädte zutreffen.

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