Larry Summers fürchtet Protektionismus Abschied vom regelgebundenen Kapitalismus
Nachdem Donald Trump zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden ist, macht sich der Ökonom Larry Summers große Sorgen um die Entwicklung des Landes. Er befürchtet, dass die USA sich vom regelgebundenen Kapitalismus entfernen und zu mehr Protektionismus tendieren wird.
Summers stand bislang jedem republikanischen Präsidenten kritisch gegenüber, aber die Wahl von Donald Trump bereitet ihm mehr Probleme als die Ernennung der Vorgänger aus der gleichen Partei. Summers Ansicht nach hat Trump zwar aktuelle Sorgen und Nöte der Amerikaner wahrgenommen und versprochen, Amerika wieder groß zu machen. Aber der Ökonom glaubt nicht, dass der zukünftige US-Präsident seine Versprechen einhalten wird.
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Der Fall Carrier
Bei Carrier handelt es sich um ein Unternehmen, welches im Bundesstaat Indiana Klimaanlagen herstellt. Die Firma wollte Arbeitsplätze in größerem Umfang nach Mexiko auslagern und wurde vom designierten Präsidenten zu einer Kursänderung bewogen. Summer glaubt nun, dass andere amerikanische Unternehmen aufgrund des Engagements von Trump vorsichtiger in den Vereinigten Staaten investieren würden. Im Ergebnis könnten viele wichtige Jobs überhaupt nicht geschaffen werden.
Aus der Sicht von Summers inszeniert sich der angehende Präsident in der Öffentlichkeit als Beschützer amerikanischer Arbeitsplätze. In Wahrheit praktiziere Trump jedoch eine Art von Erpressung, von welcher er sich politische Vorteile versprechen würde. Darin liegt nach Ansicht des Ökonomen eine nicht zu unterschätzende Gefahr.
An Regeln gebundener Kapitalismus
In den USA wird ein regelgebundener Kapitalismus praktiziert, bei welchem der Staat sein Gewaltmonopol dazu nutzt, dass vertragliche Vereinbarungen eingehalten werden. Unternehmen, die sich an bestehende Regeln halten, werden von staatlichen Institutionen meist in Ruhe gelassen.
Wenn nun ein Präsident sich erlaubt, seine politische Macht gezielt gegen bestimmte Unternehmen auszuüben, verfallen die USA in eine Vorgehensweise, die eher in Entwicklungsländern verbreitet sei: die sogenannte Deal-Ökonomie. Kurz und mit einfachen Worten erklärt, Larry Summers hat etwas gegen Absprachen, die in kleinem Kreis getroffen werden, auch wenn sie sehr effizient sind.
In Wahrheit praktiziert Trump eine Art von Erpressung."
Das Ende des Rechtsstaats?
Summers sieht in derartigen Aktionen eine Aushöhlung des Rechtsstaates. Daraus entstünde zunehmende Unsicherheit, welche letztendlich auch die politischen Freiheitsrechte in Gefahr bringen würde. Der Ökonom zieht zur weiteren Entwicklung der Vereinigten Staaten Vergleiche zur Amtszeit des italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi und befürchtet, dass in den USA künftig eine destruktive Politik dominieren wird.
Larry Summers bestreitet nicht, dass sich der regelgebundene Kapitalismus für viele Amerikaner nicht ausgezahlt hat. Aber er relativiert die Tatsache mit einem Vergleich: Sobald die Schulmedizin keine unmittelbaren Erfolge erzielt, haben die Wunderheiler Hochkonjunktur. Trump hat Summers Meinung nach nur ein Strohfeuer entfacht, welches den amerikanischen Arbeitern mehr schaden als nutzen könne.