Frauen treffen oft bessere Finanzentscheidungen Anlegerinnen eher risikoaverser
Das Männer und Frauen unterschiedlich ticken, ist eine Plattitüde, die nun auch auf den Finanzmärkten angekommen ist: Banken entdecken Frauen als lukrative Kundengruppe, die mit einer besonderen Ansprache erobert werden soll.
Die Expertenmeinungen gehen in dieser Frage weit auseinander: Zeigen einige Analysen, dass Frauen offenbar in ihren Geldanlagen weniger Risiken eingehen und intensiver auf nachhaltige Investments achten, verschwindet dieser Unterschied bei anderen hinter der Erkenntnis, dass Menschen ohnehin unterschiedlich anlegen. Fakt ist jedoch, dass das Simplifizieren von Finanzprodukten nicht ausreicht, um die interessante Zielgruppe der Frauen für sich einzunehmen.
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Anlageverhalten: eine Frage der Prioritäten und Kompetenzen
Während Männer weniger emotional an Entscheidungen bei der Geldanlage herangingen, würden Frauen sich ausführlicher informieren und wären häufiger unzufrieden mit dem Service, den Vermögensberater bieten.
Aus diesen unterschiedlichen Erkenntnissen leiten Banken ab, dass sie mit mehr Einfühlungsvermögen an die Beratung herangehen müssten. Vor allem die teilweise technische Sprache wäre demnach ein Hindernis, Berater sollten besser zuhören.
Ein weiteres Ergebnis der diversen Studien: Frauen achten in großer Mehrheit darauf, in Unternehmen zu investieren, die ihre soziale Verantwortung wahrnehmen. Nachhaltige Investments rücken in der Folge verstärkt in den Fokus, die Portfolios werden entsprechend optimiert. Unter dem Strich stellt sich die Frage, ob das nicht grundsätzlich so sein sollte.
Frauen achten in großer Mehrheit darauf, in Unternehmen zu investieren, die ihre soziale Verantwortung wahrnehmen."
Berechtigter Anspruch: individuelle, bedarfsgerechte und nachhaltige Beratung
So ist es nicht verwunderlich, dass es auch Gegenstimmen gibt, wie beispielsweise die von Wolfgang Reittinger von der Frankfurt School of Finance and Management. Er ist selbst erfahrener Fachmann für das Private Banking und kann dieser Pauschalisierung nichts abgewinnen. Jeder Kunde sollte daher seinem individuellen Anlagebedürfnis entsprechend kompetent beraten werden - von der Ermittlung der Wünsche und Ziele über die Einstufung entsprechend der persönlichen Risikostruktur bis hin zur transparenten Empfehlung von Produkten. So schreibt es der Gesetzgeber vor, leider sieht es in der Praxis oft anders aus.
Da mögen nun die Hormone eine Rolle spielen oder die im Laufe der Evolution entwickelten unterschiedlichen Stärken - das ist vollkommen unerheblich, würde sich die Beratung an die existierenden Richtlinien halten. Frauen sind natürlich eine lukrative Zielgruppe, ihr Anteil am privaten Vermögen wächst. Allerdings befindet sich aktuell nur ein Drittel in weiblicher Hand, hier gibt es also noch Luft nach oben. Investmentmanager haben sich demnach auf die Fahne geschrieben, sich besonders um Kunden bis 30 zu kümmern - und um Frauen. Es bleibt zu wünschen, dass immer mehr Anlagekunden, und das ganz unabhängig von Alter und Geschlecht, selbstbewusst und kompetent die Beraterzunft mit ihren Ansprüchen konfrontieren und Qualität einfordern.