Nicht nur Argentinien-Papiere sind wieder "in"

Argentinien im Trend Anleihen aus Schwellenländern sehr gefragt

Erst vor wenigen Tagen überraschte Argentinien mit der Platzierung einer 100jährigen Dollar-Anleihe. Das Papier mit einem Kupon von 7,125 Prozent bot bei einem Verkaufskurs von 90 Prozent 7,92 Prozent Rendite - und ging weg wie "warme Semmeln". Die Anleihe war gleich mehrfach überzeichnet und brachte fast drei Milliarden Dollar ein.

Ausgerechnet Argentinien - mancher Anleger wird sich noch schmerzlich an seine Argentinien-Erfahrungen erinnern. 2001 musste das Land seinen Bankrott erklären und stellte darauf die Bedienung seiner hochverzinsten Dollar-Anleihen ein. Für die Inhaber war das mit herben Verlusten verbunden. Die Streitigkeiten um die notleidenden Papiere zogen sich über viele Jahre hin, lange galt Argentinien als "Paria" auf den internationalen Finanzmärkten.

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Die Renaissance der Schwellenländer-Anleihen - zwei Gründe 

Doch die Zeiten haben sich geändert. Nicht nur Argentinien-Papiere sind wieder "in". Schwellenländer-Anleihen erleben auch sonst einen bemerkenswerten Nachfrageschub. Das hat vor allem zwei Ursachen: 

  • Die historisch niedrigen Anleiherenditen in vielen Industriestaaten. Hier ist es manchmal schwierig, überhaupt noch positive Renditen mit Staatsanleihen zu erzielen. Diese Extrem-Situation lässt viel Geld in Schwellenländer-Anleihen fließen, die wegen des größeren Risikos höhere Renditen bieten. Dabei wird mitunter wohl verdrängt, dass das Risiko des Ausfalls keineswegs nur theoretischer Natur ist. Gerade Argentinien sollte eigentlich ein warnendes Beispiel sein;
  • Die schwindende Angst vor einem allzu starken Dollar. Dafür sorgt alleine schon die schwankende Politik des neuen US-Präsidenten. Ein steigender Dollar würde Länder, die sich in der US-Währung verschulden, ihre Einnahmen aber in heimischer Währung erzielen, schnell in Schieflage bringen. Dieses Risiko wird offensichtlich derzeit gering bewertet. 

Schwellenland nicht gleich Schwellenland 

Auch Staaten, die man eigentlich nicht als Dollar-Emittent vermuten würde, tummeln sich am Anleihe-Markt - zum Beispiel Russland. Bereits im vergangenen Jahr hat "Putins Reich" mit zwei Anleihen drei Milliarden Dollar eingesammelt. Aktuell wurden wieder Anleihen für drei Milliarden Dollar verkauft. 85 Prozent der Käufer waren Nicht-Russen, davon wohl die meisten Amerikaner - und das trotz aller politischen Gegensätze und westlichen Sanktionen. 

Bereits im vergangenen Jahr hat "Putins Reich" mit zwei Anleihen drei Milliarden Dollar eingesammelt."

Im Unterschied zu Argentinien gilt Russland übrigens - wie auch die Vorgängerin Sowjetunion - als zuverlässiger Schuldner. Internationale Anleihen wurden und werden trotz aller Schwierigkeiten immer pünktlich und vollumfänglich bedient.

Russland und Argentinien zeigen exemplarisch, dass Schwellenland nicht gleich Schwellenland ist, was Bonität und Risiko betrifft. Es gibt hier markante Unterschiede. Mit die höchsten Renditen bringen derzeit Venezuela-Anleihen - dreißig bis vierzig Prozent. Auf deren ordnungsgemäße Bedienung sollte man allerdings nicht unbedingt setzen. Schwellenländer-Anleihen im Anlageportfolio können durchaus Sinn machen - Risikostreuung ist dabei aber erstes Gebot. Unabhängige Finanzberatung zeigt Ihnen, wie das gelingt.

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