Droht ein erneuter Anleihencrash?

Serie Geschichte: Könnte jetzt etwas ähnliches passieren? Anleihencrash 1994

Droht ein erneuter Anleihencrash? Ein Blick in die jüngste Geschichte zeigt Parallelen, die auf ein solches Szenario hindeuten könnten. Finanzexperten warnen eindringlich vor den schwerwiegenden Folgen schnell steigender Zinsen.

Der Regierungswechsel im Weißen Haus, die anstehende Abstimmung über die Verfassungsreform in Italien, Probleme bei einigen europäischen Banken und die allgemein erwartete Zinserhöhung in den Vereinigten Staaten - es gibt gegenwärtig einige Faktoren, die bei Investoren für Unruhe sorgen. Jetzt warnt Jaime Caruana, Generaldirektor der BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich), zusätzlich noch vor einem möglichen Bondcrash, wie er schon 1994 für erhebliche Verwerfungen auf den internationalen Finanzmärkten sorgte.

Anleihencrash 1994 kam ohne Vorwarnung

Zwar heißt es allgemein, dass sich Geschichte nicht wiederholen würde. Doch beim Rückblick in die jüngere Vergangenheit fallen durchaus Gemeinsamkeiten auf, die nachdenklich stimmen. Zu Beginn des Jahres 1994 waren die Renditen für Anleihen auf einem sehr niedrigen Niveau, und auch die Inflationsrate war zu vernachlässigen. Doch es gibt einen großen Unterschied zwischen 1994 und der gegenwärtigen Situation: Damals waren die Vereinigten Staaten auf dem Zenit einer dreijährigen Konjunktur. Der aktuelle Wirtschaftsaufschwung dauert bereits acht Jahre an.    

Signale des Anleihemarktes aufmerksam verfolgen

Nicht umsonst erinnert der BIZ-Chef an dieses Anleihencrash-Szenario und mahnt höchste Aufmerksamkeit an. Und auch die Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank, Claudia Buch, mahnte zur Vorsicht, als sie jüngst den Finanzstabilitätsbericht vorstellte. Sie sieht die Gefahr, dass das Risiko steigender Zinsen und fallender Preisen allgemein unterschätzt werden könnte. 

1994 schossen die Renditen für Anleihen ohne Vorwarnung innerhalb kurzer Zeit in die Höhe. Die Folgen für die Depots waren verheerend - 1994 ging als das Jahr mit den größten Verlusten am Anleihenmarkt in die Geschichte ein. Investoren und Vermögensverwalter sollten also sehr sensibel für die Signale des Anleihenmarktes sein. 

In den USA steigen bereits seit einigen Monaten die Renditen langfristiger Anleihen."

Renditen langlaufender Anleihen steigen bereits

Ein Blick in die aktuellen Charts zeigt, dass die Sorgen berechtigt sind. In den USA steigen bereits seit einigen Monaten die Renditen langfristiger Anleihen. Als klar war, dass Donald Trump die Wahl für sich entscheiden konnte, wurde diese Entwicklung noch weiter angefeuert. Viele Marktteilnehmer gehen davon aus, dass der neue Präsident eine expansive Finanzpolitik verfolgen wird. 

Leitzinserhöhung im Dezember gilt als wahrscheinlich

Janet Yellen, die Chefin der FED, machte bereits klar, dass es schon demnächst eine Erhöhung der Leitzinsen geben wird. Wie die EZB auf diese veränderten Bedingungen reagieren wird, ist unsicher. Erste Signale werden erwartet, wenn der Zentralbankrat im Dezember tagt. Ein abruptes Ende des laufenden Aufkaufprogramms von Anleihen erwarten die meisten Finanzexperten jedoch nicht.

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