Silberland Argentinien als Beispiel für schlechte Wirtschaftspolitik
Angesichts vieler Corona-Meldungen, ist Argentinien mal wieder knapp an einer Staatspleite vorbeigeschlittert. Anfang August kam fast in letzter Minute eine Einigung mit den Hauptgläubigern über eine Umschuldung zustande.
Ob das die Probleme von Lateinamerikas zweitgrößter Volkswirtschaft lösen wird, darf bezweifelt werden. Dagegen spricht alleine die Erfahrung. Hohe Verschuldung und latente bis akute Zahlungsunfähigkeit prägen Argentinien seit Jahrzehnten. Verantwortlich dafür ist eine schlechte Wirtschaftspolitik. Sie hat das Land gründlich ruiniert.
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Geschichte - eines der reichsten Länder der Welt
Heute ist kaum noch bekannt, dass Argentinien lange zu den wohlhabendsten Ländern der Welt gehörte. Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts legten strikte Exportorientierung, der Ausbau der Eisenbahn-Infrastruktur und die Einwanderung aus Europa die Grundsteine für ein dynamisches Wirtschaftswachstum. Die Landwirtschaft erwies sich als Boom-Sektor schlechthin und war lange Motor der argentinischen Wirtschaftsentwicklung. Die Weltwirtschaftskrise 1929 bedeutete dann einen tiefen Einschnitt. Dennoch blieb Argentinien bis in die 1950er Jahre - zu Zeiten von Juan Perón - ein Land des Wohlstands. Der Abstieg hatte aber schon begonnen.
Dabei hat das "Silberland" - so die Bedeutung des Namens "Argentinien" - eigentlich beste Voraussetzungen: reichlich Bodenschätze und Rohstoffe, hervorragende Agrarflächen, gemäßigtes Klima und eine vorteilhafte geografische Position. Außerdem haben die europäischen Einwanderer die Industrialisierung und Modernisierung bereits früh vorangetrieben. Doch das politische System hat nicht mitgehalten.
Argentinien hat die typischen Probleme, wenn nur wenige sich die Macht teilen: Korruption, Vetternwirtschaft und ein hohes Maß an Ineffizienz."
Spätestens seit Peróns Zeiten ist Argentiniens Politik durch Instabilität und ein hohes Maß an Unvermögen geprägt. Zwar scheint die Zeit der Militärdiktaturen überwunden, aber zur Ruhe gekommen ist das Land nicht. Das liegt u.a. an einer kleinen Oberschicht, die das Land regiert und für die Teilhabe ein Fremdwort ist. Gerade die Mittelschicht, die hart für ihr Auskommen arbeiten muss, sieht sich ausgeschlossen. Und es enstehen die typischen Probleme, wenn nur wenige sich die Macht teilen: Korruption, Vetternwirtschaft und ein hohes Maß an Ineffizienz.
Keine Ende der Misere in Sicht
An Reformversprechen mangelt es nicht, wohl aber an der Umsetzung - hohe Inflation, Kapitalflucht und das Hangeln von Pleite zu Pleite gehören zum argentinischen Bild. Es sind aber auch Defizite bei der Rechtssicherheit und fehlende verlässliche Rahmenbedingungen, die ausländische wie inländische Investoren abschrecken. Ein Ende der argentinischen Misere ist einstweilen nicht in Sicht.