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Finanzlexikon Berufsunfähigkeit, ein erhebliches Risiko

Die Fähigkeit, den eigenen Beruf auszuüben, ist für die meisten Menschen die Grundlage ihrer wirtschaftlichen Existenz.

Doch Krankheit, Unfall oder psychische Belastungen können dazu führen, dass jemand dauerhaft oder vorübergehend seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Berufsunfähigkeit (BU) ist ein unterschätztes, aber erhebliches Risiko, das oft nicht ausreichend abgesichert wird. Dieser Text beleuchtet die Ursachen, Folgen und die Bedeutung einer adäquaten Vorsorge.


1. Was bedeutet Berufsunfähigkeit?

Berufsunfähigkeit liegt vor, wenn jemand aufgrund von Krankheit, Unfall oder Kräfteverfall seinen zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr oder nur eingeschränkt ausüben kann. Im rechtlichen und versicherungstechnischen Sinne wird von Berufsunfähigkeit gesprochen, wenn die Arbeitskraft in dem ausgeübten Beruf für voraussichtlich mindestens sechs Monate zu 50 Prozent oder mehr eingeschränkt ist.

Abgrenzung zur Erwerbsunfähigkeit: Während sich die Berufsunfähigkeit auf die Fähigkeit bezieht, den zuletzt ausgeübten Beruf auszuüben, betrifft die Erwerbsunfähigkeit die allgemeine Fähigkeit, irgendeiner Erwerbstätigkeit nachzugehen.


2. Ursachen für Berufsunfähigkeit

Die Ursachen für Berufsunfähigkeit haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Während früher körperliche Erkrankungen oder Unfälle dominierten, sind heute psychische Erkrankungen eine der häufigsten Gründe. Nach aktuellen Statistiken verteilen sich die Hauptursachen wie folgt:

  • Psychische Erkrankungen: Depressionen, Burnout, Angststörungen – rund 30 bis 40 Prozent der Berufsunfähigkeitsfälle gehen darauf zurück.
  • Erkrankungen des Bewegungsapparats: Rückenleiden, Gelenkerkrankungen und andere körperliche Beschwerden machen etwa 20 bis 30 Prozent aus.
  • Krebs und andere schwere Erkrankungen: Etwa 15 Prozent der Fälle werden durch schwere Krankheiten verursacht.
  • Unfälle: Etwa 10 Prozent der Berufsunfähigkeiten resultieren aus Unfallfolgen.

Diese Daten zeigen, dass niemand vor Berufsunfähigkeit gefeit ist – unabhängig vom Alter oder der beruflichen Tätigkeit.


3. Die Folgen von Berufsunfähigkeit

Berufsunfähigkeit hat nicht nur erhebliche finanzielle, sondern auch persönliche und gesellschaftliche Konsequenzen:

a) Finanzielle Belastungen

Ohne eine Absicherung droht ein erheblicher Einkommensverlust. Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente, die häufig mit Berufsunfähigkeit verwechselt wird, bietet lediglich eine Basisabsicherung und reicht in den meisten Fällen nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard zu halten.

Beispiel: Ein Arbeitnehmer, der ein Nettoeinkommen von 2.500 Euro hatte, erhält im Fall der vollen Erwerbsminderung oft nur etwa 800 bis 1.000 Euro pro Monat. Die Lücke kann existenzbedrohend sein.

b) Persönliche Belastungen

Der Verlust der beruflichen Tätigkeit kann zu Identitätsproblemen, sozialer Isolation und weiteren psychischen Belastungen führen.

c) Gesellschaftliche Auswirkungen

Berufsunfähigkeit hat auch volkswirtschaftliche Folgen: Geringere Einkommen und steigende Sozialausgaben belasten das Sozialsystem.


4. Berufsunfähigkeit in Zahlen

Statistiken zeigen, dass etwa jeder vierte Arbeitnehmer in Deutschland im Laufe seines Berufslebens berufsunfähig wird. Besonders betroffen sind körperlich belastende Berufe, aber auch Menschen in stressreichen Berufen wie im Gesundheitswesen, in der Bildung oder in der IT-Branche.

Interessant ist, dass das Risiko, berufsunfähig zu werden, nicht allein vom Alter abhängt. Auch junge Menschen können durch Unfälle oder psychische Erkrankungen betroffen sein, was die Notwendigkeit einer frühzeitigen Absicherung unterstreicht.


5. Absicherung gegen Berufsunfähigkeit

Die Berufsunfähigkeitsversicherung bietet den besten Schutz, sollte jedoch frühzeitig und mit Bedacht abgeschlossen werden. Alternativen wie Grundfähigkeits- oder Dread-Disease-Versicherungen können ebenfalls sinnvoll sein. Angesichts der steigenden Zahl von Berufsunfähigkeitsfällen ist es umso wichtiger, dieses Thema nicht zu unterschätzen und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen."

a) Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung)

Die BU-Versicherung ist die wichtigste private Vorsorgemaßnahme. Sie zahlt eine monatliche Rente, wenn der Versicherte aufgrund von Berufsunfähigkeit seinen Beruf nicht mehr ausüben kann.

  • Vorteile:

    • Absicherung des bisherigen Lebensstandards
    • Individuelle Anpassung der Rentenhöhe möglich
    • Schutz unabhängig von der Ursache der Berufsunfähigkeit

  • Kosten: Die Prämien hängen von Faktoren wie Alter, Beruf, Gesundheitszustand und der gewünschten Rentenhöhe ab. Menschen in risikoreichen Berufen oder mit Vorerkrankungen zahlen in der Regel höhere Beiträge.

b) Alternativen zur BU-Versicherung

Für Personen, die keine BU-Versicherung abschließen können (z. B. aufgrund von Vorerkrankungen), gibt es Alternativen:

  • Grundfähigkeitsversicherung: Sie leistet bei Verlust bestimmter grundlegender Fähigkeiten (z. B. Sehen, Gehen, Hören).
  • Dread-Disease-Versicherung: Diese zahlt eine Einmalzahlung bei der Diagnose schwerer Krankheiten wie Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall.
  • Erwerbsunfähigkeitsversicherung: Sie sichert ab, wenn der Betroffene überhaupt keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen kann.

c) Staatliche Unterstützung

Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente bietet lediglich eine Basisabsicherung. Um Anspruch darauf zu haben, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, z. B. eine Mindestversicherungszeit von fünf Jahren.


6. Tipps für den Abschluss einer BU-Versicherung

  • Frühzeitiger Abschluss: Je jünger und gesünder man ist, desto günstiger sind die Beiträge.
  • Individuelle Absicherung: Die Rentenhöhe sollte dem aktuellen Einkommen und den Lebenshaltungskosten entsprechen.
  • Berufsspezifische Tarife: Manche Anbieter berücksichtigen spezielle Risiken bestimmter Berufe und bieten maßgeschneiderte Tarife an.
  • Gesundheitsprüfung: Ehrlichkeit ist hier entscheidend, um spätere Leistungsausschlüsse zu vermeiden.
  • Vergleich von Anbietern: Ein unabhängiger Vergleich kann helfen, den passenden Tarif zu finden.

7. Fazit

Berufsunfähigkeit ist ein Risiko, das jeden treffen kann – unabhängig von Alter, Beruf oder Gesundheit. Die finanziellen und persönlichen Folgen können gravierend sein, weshalb eine private Absicherung unverzichtbar ist. Die Berufsunfähigkeitsversicherung bietet den besten Schutz, sollte jedoch frühzeitig und mit Bedacht abgeschlossen werden. Alternativen wie Grundfähigkeits- oder Dread-Disease-Versicherungen können ebenfalls sinnvoll sein. Angesichts der steigenden Zahl von Berufsunfähigkeitsfällen ist es umso wichtiger, dieses Thema nicht zu unterschätzen und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen.

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