Die Versicherungsbedingungen privater Berufsunfähigkeitsabsicherungen eröffnen einen enormen Spielraum bei der Leistungsprüfung

Neue Studie alarmiert Berufsunfähigkeitsversicherungen eher unsicher

Eine dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigung kann die finanzielle Existenz gefährden, empfohlen wird daher die private Berufsunfähigkeitsversicherung. Eine Studie belegt nun aber, dass diese nur unzureichend leisten - wie sieht die Lösung aus?

Die Versicherungsbedingungen privater Berufsunfähigkeitsabsicherungen eröffnen einen enormen Spielraum bei der Leistungsprüfung, so das Fazit einer Studie, die der Informationsdienstleister PremiumCircle im letzten Herbst erhoben hat. Von den 62 befragten Versicherungen lieferten 15 belastbare Daten aus dem Jahr 2014 - die Branchengrößen, beispielsweise die Allianz, HUK oder die Ergo, hielten sich jedoch vornehm zurück. Die Ergebnisse sind ebenso erschreckend wie die Erfahrungen spezialisierter Anwälte, die von einer Ablehnungsquote von mehr als 50 Prozent ausgehen.

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Berufsunfähigkeitsabsicherung  - ein Buch mit sieben Siegeln?

Bis 2000 war die Einkommensabsicherung für den Fall, dass Versicherte wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen ihren Beruf nicht mehr ausüben können, Bestandteil der gesetzlichen Rentenversicherung. Die rot-grüne Bundesregierung setzte dem ein Ende, seither obliegt es jedem Bürger selbst, einen passenden Versicherungsschutz zu organisieren. Nun gehört es zu den Grundprinzipien der privaten Versicherungswirtschaft, dass Risiken individuell geprüft werden, um adäquate Beiträge berechnen oder den Versicherungsschutz auch ablehnen zu können. 

Insbesondere bei einer BU-Versicherung spielen demnach Eintrittsalter, Gesundheitszustand und der ausgeübte Beruf wichtige Rollen: Je älter und riskanter, desto teurer - überwiegen die negativen Risikomerkmale, wird der Versicherungsschutz gar nicht übernommen. Schon bei der Antragsannahme gibt es Unterschiede zwischen den Gesellschaften, bei der Leistungsregulierung ohnehin: Lehnen einige Gesellschaften jeden siebten Leistungsantrag ab, ist es bei anderen sogar die Hälfte. Allerdings liegt dies auch an den unterschiedlichen Bedingungen, die äußerst komplex sind. Hier irrt die Studie auch, wenn sie davon ausgeht, die rechtliche Grundlage wäre einheitlich: Kleine Unterschiede in den Formulierungen bewirken immense Leistungsunterschiede.

Kleine Unterschiede in den Formulierungen bewirken immense Leistungsunterschiede."

Komplizierte Versicherungsbedingungen - schwammige Begriffe

So belegt die Studie, dass die Bearbeitungsfrist von Leistungsanträgen regelmäßig einen bis sieben Monate in Anspruch nimmt. Das Klageverhalten ließe darauf schließen, dass einige Gesellschaften es darauf anlegen, dass Versicherte den Rechtsweg beschreiten, um ihre Leistungen einzufordern. Als Ursache werden die jeweiligen Versicherungsbedingungen ausgemacht, die eine große Anzahl schwammiger Begriffe aufweisen würden. Auf der anderen Seite ist es natürlich schwierig, ein Bedingungswerk zu kreieren, das einerseits dem unternehmerischen Ziel und andererseits der Marktfähigkeit gerecht wird. 

Der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist und bleibt wichtig, wobei das Hauptaugenmerk nicht nur auf den Preis, sondern vor allem auf die Formulierungen in den Bedingungen gerichtet werden soll. Dazu gibt es einschlägige Vergleiche und Bewertungen von Spezialisten, die auch die Leistungsfreude der einzelnen Gesellschaften mit einbeziehen. Unter dem Strich hätte der Politik jedoch diese Entwicklung von vornherein klar sein müssen, als die gesetzliche Rente gestutzt wurde.

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