Wer im Ausland lebt oder dort Kredite aufnehmen möchte, muss oft feststellen, dass Bonitätsbewertungen nicht übertragbar sind

Unterschiedliche Wege zum gleichen Ziel Bonitätsprüfungen im Vergleich

Warum Bonitätsprüfungen weltweit unterschiedlich ausfallen.

In nahezu allen Ländern gibt es Systeme zur Bewertung der Kreditwürdigkeit von Privatpersonen und Unternehmen. Ziel ist immer, das Risiko von Zahlungsausfällen zu minimieren. Doch die Methoden, Datenquellen und der Einfluss dieser Systeme auf das wirtschaftliche Leben unterscheiden sich teils erheblich. Während in Deutschland die Schufa dominiert, existieren in anderen Staaten konkurrierende Modelle mit eigenen Besonderheiten.


Deutschland – die Schufa als zentraler Akteur

In Deutschland ist die Schufa der wichtigste Anbieter von Bonitätsinformationen. Das System ist stark zentralisiert, die Berechnungsformel für den Score jedoch nicht öffentlich. Die Datenerhebung ist durch Datenschutzgesetze klar geregelt, und Verbraucher haben ein Recht auf kostenlose Selbstauskunft.
Der Fokus liegt auf vertragsbezogenen Daten – Einkommen oder Vermögenswerte fließen nicht direkt ein, sondern das Zahlungsverhalten und bestehende Verpflichtungen.


USA – ein wettbewerbsintensives Scoring-Umfeld

In den Vereinigten Staaten bestimmen vor allem drei große Auskunfteien – Equifax, Experian und TransUnion – den Markt.

Das bekannteste Bewertungssystem ist der FICO-Score, ergänzt durch neuere Varianten wie den VantageScore.

Die Datenbasis ist breiter als in Deutschland: Neben Kredit- und Leasingverträgen können auch Faktoren wie Strom- oder Mietzahlungen in die Bewertung einfließen.

Die Skala reicht meist von 300 bis 850 Punkten, wobei Scores unter 580 als „schlecht“ gelten.

Die Konkurrenz der Anbieter führt zu mehr Transparenz, aber auch zu teils abweichenden Ergebnissen je nach Auskunftei.


Großbritannien – mehrere Anbieter und individuelle Gewichtungen

In Großbritannien gibt es keine zentrale Bonitätsstelle. Stattdessen arbeiten Banken und andere Kreditgeber mit verschiedenen Anbietern wie Experian, Equifax oder TransUnion. Jeder Anbieter nutzt eigene Bewertungsmodelle, sodass ein Verbraucher bei unterschiedlichen Auskunfteien unterschiedliche Scores haben kann. Ein weiteres Merkmal: Der Zugang zu kostenlosen Online-Tools zur Bonitätsprüfung ist dort weiter verbreitet, und Verbraucher können ihre Scores in Echtzeit überwachen.


Frankreich – Bonität über Bankdaten statt Scores

Ob zentralisiert wie in Deutschland, wettbewerbsorientiert wie in den USA oder minimalistisch wie in Frankreich – jedes System spiegelt die wirtschaftlichen Strukturen, Datenschutzkulturen und Risikoeinschätzungen seines Landes wider."

Frankreich verfolgt einen deutlich restriktiveren Ansatz. Es gibt kein flächendeckendes Scoring-System für Privatpersonen wie in Deutschland oder den USA. Stattdessen existiert ein Negativregister bei der Banque de France, das Personen aufführt, die Zahlungsausfälle hatten oder überschuldet sind. Wer dort nicht gelistet ist, gilt als kreditwürdig. Diese „Alles-oder-nichts“-Logik schützt die Privatsphäre, bietet Kreditgebern aber weniger Differenzierung.


Skandinavien – Offenheit und Bürgernähe

In Ländern wie Schweden, Norwegen oder Finnland sind Bonitätsdaten oft leichter zugänglich – nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Privatpersonen, die einander prüfen wollen, etwa bei Vermietungen. Das System setzt stark auf Transparenz und bezieht auch Steuerinformationen ein. Diese Offenheit wird kulturell akzeptiert, könnte aber in Deutschland auf heftige Datenschutzbedenken stoßen.


Internationale Unterschiede mit praktischen Folgen

Wer im Ausland lebt oder dort Kredite aufnehmen möchte, muss oft feststellen, dass Bonitätsbewertungen nicht übertragbar sind. Ein guter Schufa-Score in Deutschland hilft in den USA oder Großbritannien nicht direkt weiter. Umgekehrt kann das Fehlen lokaler Daten die Kreditaufnahme erschweren, selbst bei einwandfreier Finanzhistorie.


Fazit

Ob zentralisiert wie in Deutschland, wettbewerbsorientiert wie in den USA oder minimalistisch wie in Frankreich – jedes System spiegelt die wirtschaftlichen Strukturen, Datenschutzkulturen und Risikoeinschätzungen seines Landes wider. Für Verbraucher lohnt es sich, die Unterschiede zu kennen, um bei internationalen Finanzgeschäften gezielt zu agieren und Missverständnisse zu vermeiden.

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