Der Jahresbeginn ist eine Zeit der Prognosen

Kaffeesatzlesen bringt mehr DAX-Prognosen immer wieder falsch

Der Jahresbeginn ist eine Zeit der Prognosen. Wie wird sich das Börsenjahr entwickeln? Das möchten Anleger wissen. An Vorhersagen mangelt es nicht, zutreffend sind die wenigsten. Auch für Experten gilt: es kommt oft anders als man denkt. Woran liegt es, dass Börsenauguren so häufig irren?

Eine Erklärung ist natürlich: nichts ist so unsicher wie die Zukunft. Trotz ausgefeilter Prognoseverfahren mit umfangreichen mathematisch-statistischen Analysen und komplexen Modellen - es bleibt eine hohe Irrtums-Wahrscheinlichkeit. Im Verlauf eines Jahres treten immer wieder unerwartete Ereignisse und Entwicklungen auf, die das Börsengeschehen nachhaltig beeinflussen und Prognosen über den Haufen werfen.

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Oft nur eine Verlängerung der Vergangenheit

Niemand hätte wohl zu Beginn des Jahres 2007 mit dem Ausbruch der Finanzkrise gerechnet, auch wenn es damals schon Hinweise auf kritische Entwicklungen gab. An der Börse herrschte allenthalben Optimismus, was sich im Jahresverlauf ändern sollte. 2008 - im folgenden Jahr - stürzte der DAX regelrecht ab und verlor mehr als 40 Prozent seines Wertes. Zum Glück gibt es nicht viele solcher Börsenjahre. Anfang 2019 waren die Börsenprognosen eher verhalten - der US-Handelskonflikt mit China und die schwächelnde Weltkonjunktur drückten auf die Börsenstimmung. Wider Erwarten entwickelte sich der DAX im Jahresverlauf erfolgreich und lag am Ende gut 20 Prozent über seinem Stand zu Jahresbeginn. Nur zwei Beispiele für Börsen-Irrtümer.

Viele Prognosen neigen dazu, eine zuletzt gegebene Entwicklung in die Zukunft zu verlängern - eine verständliche Vorgehensweise, wenn sonstige Informationen fehlen. Das ist auch nicht ganz falsch, denn zukünftige Entwicklungen bauen vielfach auf einer "Vorgeschichte" auf. Doch dieser Zusammenhang wird häufig übergewichtet.

Viele Prognosen neigen dazu, eine zuletzt gegebene Entwicklung in die Zukunft zu verlängern."

Auch die aktuelle Börsenstimmung spielt eine Rolle. Ist die Stimmung schlecht, fallen Prognosen eher pessimistisch aus und umgekehrt. Die Lehre daraus ist: man sollte beim Aktien-Investment nicht zu sehr auf Prognosen vertrauen. Wer danach agiert, geht ein relativ großes Risiko des Fehlschlags ein. Systematisches und regelmäßiges Aktiensparen braucht dagegen keine Prognosen und zahlt sich auf Dauer trotzdem oder gerade deswegen aus.

Die Zukunft ergründen wollen

Trotzdem werden Börsenprognosen weiter beliebt bleiben. Dahinter steht wohl der uralte Wunsch des Menschen, die Zukunft ergründen zu wollen - ob mit der Befragung eines Orakels, dem Blick in die Glaskugel, der Interpretation des Kaffeesatzes oder eben einer Börsenprognose.

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