Finanzlexikon Depotgebühren im Wandel
Von Fix- und Lagergebühren zur Preistransparenz.
Früher bedeutete Depotführung: jährliche Grundgebühr, Verwahrungspauschalen je Position, saftige Orderpreise. Die Direktbank-Ära brachte Wettbewerb in den Preiskatalog, die Neobroker-Ära drückte ihn Richtung Null – zumindest vordergründig. Der reine „Ticketpreis“ ist heute häufig klein. Entscheidend sind die Gesamtkosten über die Nutzungszeit.
Klassische, variable und implizite Kosten
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- Explizit: Depotführung (oft 0 €), Orderentgelt, Börsengebühren, Fremdkostenpauschalen.
- Implizit: Spreads (Geld/Brief), Ausführungsgüte, Zahlungsflüsse/Provisionen zwischen Brokern und Handelsplätzen (PFOF), FX-Margen bei Auslandsorders, Produktkosten (z. B. TER bei Fonds/ETFs), Market Impact bei großen Orders.
Die wahre „Gebührenwahrheit“ liegt in der Summe aus sichtbaren und unsichtbaren Komponenten. Ein „0-€“-Trade kann teurer sein als eine 4,90-€-Order, wenn der Spread ungünstig ist oder die Ausführung schlechter.
Orderqualität schlägt Mini-Preis
Billig ist nicht automatisch gut. Für Vieltrader, Auslands- oder Nebenwert-Investoren zählen Handelsplätze, Liquidität, Smart-Order-Routing, Teilausführungslogik, saubere Abwicklungs- und Corporate-Action-Prozesse. Für Sparplan-Investoren ist die Ausführungszeit (z. B. vormittags 9–11 Uhr), die ETF-Auswahl und Umlaufhäufigkeit wichtiger als der einzelne Cent Gebühr.
Wie man sinnvoll vergleicht
Betrachten Sie über ein Jahr: Anzahl Orders/Sparpläne, Produktmix (ETF/Einzeltitel/Anleihen/Derivate), Auslandsquote, typische Ticketgrößen. Prüfen Sie dazu Preisverzeichnis + implizite Faktoren (Spreads, FX, Handelsplätze) und die Qualität von Reporting (Steuerbescheinigung, Erträgnisaufstellung). So entsteht ein realistischer TCO-Vergleich („Total Cost of Ownership“) des Depots.
Erst der Mensch, dann das Geschäft