Gute Wirtschaftsdaten stimmen optimistisch für ein weiteres erfolgreiches Börsenjahr

Ökonom Roland Leuschel "Der nächste Crash wird noch viel schlimmer"

Derzeit scheint der Börsenhimmel voller rosaroter Wolken zu hängen. Gute Wirtschaftsdaten stimmen optimistisch für ein weiteres erfolgreiches Börsenjahr. Da haben es Crash-Propheten schwer, Gehör zu finden. Einer, dessen Meinung immer Beachtung findet, ist Roland Leuschel. Er sieht die Crash-Gefahr keineswegs gebannt.

Seit er im Jahre 1987 den Schwarzen Montag exakt voraussagte, gilt der Ex-Banker und Ökonom als zuverlässiger Börsen-Guru. Auch im Vorfeld der Finanzkrise stellte er seine prophetische Gabe unter Beweis. Jetzt warnt er in einem viel beachteten Interview vor einem erneuten Crash. Was sind die Gründe, die er in den Vordergrund stellt?

Hohe Verschuldung und ultralockere Geldpolitik 

Leuschel sieht in der derzeitigen Entwicklung viele Parallelen zur Zeit vor der Finanzkrise. Damals habe letztlich die Überschuldung vieler Haushalte, Unternehmen und sogar Staaten den Kollaps verursacht. Seither sei die Lage nicht besser geworden. Im Gegenteil - sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich hätten sich im globalen Maßstab weitere Schuldenberge aufgetürmt. Außerdem seien derzeit - wie damals - viele Geldanlagen massiv überbewertet. Das gelte sowohl für Aktien, als auch für Immobilien und Renten. 

Möglich geworden sei das durch die ultralockere Geldpolitik der Notenbanken rund um den Globus. Deren Niedrigzinspolitik in Verbindung mit einer Geldflutung der Märkte habe die Spekulationsblase befeuert, anstatt sie einzudämmen. Den seit 2008 erfolgten Bemühungen, einer neuen Finanzkrise vorzubeugen, stellt Leuschel denn auch ein schlechtes Zeugnis aus. Die Notenbanken hätten diese Maßnahmen mit ihrer eigenen Geldpolitik selbst konterkariert. 

In der fortgesetzten Geldschwemme sieht Leuschel die Hauptursache dafür, warum es bisher noch nicht zum Crash gekommen ist. Dadurch werde das Platzen der Blase künstlich verlängert zum Schaden der "klassischen" Sparer, für die die niedrigen Zinsen faktisch einer Enteignung gleichkämen. Für Leuschel ist diese Politik der Zentralbanken verantwortungslos und auch als erfahrener Banker staunt er über das Beharrungsvermögens der Notenbank-Chefs. 

Leuschel sieht in der derzeitigen Entwicklung viele Parallelen zur Zeit vor der Finanzkrise." 

Crashs haben ihre eigene Dynamik 

Die derzeit gute Börsenlage beurteilt Leuschel nur als oberflächlich positiv. Die ausgezeichnete Stimmung decke die tiefer liegenden Probleme und Risiken zu. 

Tatsächlich könne es im Falle eines Crashs sogar noch schlimmer kommen als in der Finanzkrise. Erfahrungsgemäß entfalteten Krisen eine Eigendynamik, in der plötzlich Faktoren eine Rolle spielten, die vorher gar nicht im Blick gewesen seien. 

Das werde bei einem neuen Börsen-Crash nicht anders sein.

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