Das Marx-Jahr 2018 rückt dessen Leben und Werk wieder in den Fokus des Interesses

Serie Zur Person: Ein geistreicher Träumer Der Romantiker Karl Marx

Das Marx-Jahr 2018 rückt dessen Leben und Werk wieder in den Fokus des Interesses. Mit "Greatness and Illusion" erschien eine Biografie von Gareth Stedman Jones, die erstaunliche Einblicke bietet.

Das "Kommunistische Manifest" und das heute noch als Standardwerk geltende "Kapital" sind die einschlägigen Werke, die sofort mit Karl Marx und seinen gesellschaftskritischen, philosophischen und ökonomischen Studien verbunden werden. Doch das ist deutlich zu kurz gegriffen, wie die neue Marx-Biografie von Gareth Stedman Jones belegt: Karl Marx begann seine abwechslungsreiche Laufbahn als echter Romantiker, um sie als Mythologe zu beenden.

Autorenbox (bitte nicht verändern)

Karl Marx - mehr Träumer als Marxist

Der am 5. Mai 1818 in Trier geborene Sohn eines Rechtsanwalts war ein echtes Kind seiner Zeit, die auch als Romantik bezeichnet wird. In Romanen und Gedichten, die zugegebenermaßen heute kitschig anmuten mögen, schwärmte Karl Marx für seine seit Kindertagen vertraute Geliebte Jenny, die später seine Frau werden sollte. Er verschlang die Klassiker der Weltliteratur und zeigte schon in jungen Jahren, dass er zum Träumen neigt - und diese Neigung wird er sein Leben lang nicht ablegen.

Diese romantische Ader lässt sich nur schwer mit dem Bild in Einklang bringen, in das Marx regelmäßig gepresst wird: das des Begründers des Marxismus. Er wies dies selbst von sich, seine frühen Schriften lassen denn auch eher liberale Ansichten vermuten. Er war ein Verfechter des Freihandels und der Globalisierung, die er mit der Abschaffung von Privilegien und Chancengleichheit verband.

Lebensbejahender Exzentriker mit heute noch aktuellen Botschaften

Jones macht auch kein Geheimnis daraus, dass Karl Marx permanent auf die finanzielle Unterstützung seiner Freunde, allen voran Friedrich Engels, angewiesen war. Er genoss das Leben und betätigte sich als Börsenspekulant - ohne großen Erfolg. Sein Werk ist demnach längst nicht so stringent, wie es immer wieder dargestellt wird. Es gibt durchaus Widersprüche in seinen Aussagen, ob nun die entfremdete Arbeit schuld am Privateigentum sei oder umgekehrt, oder wann sich der Kapitalismus überlebt haben wird.

Karl Marx war permanent auf die finanzielle Unterstützung seiner Freunde angewiesen."

Selbst die Themen, mit denen er sich auseinandersetzte, variierten je nach Laune oder Mode: Von der romantischen Dichtkunst über die Juristerei, die er schließlich studierte, bis hin zu Philosophie, Religionskritik und Ökonomie reichten seine Interessen. Insbesondere seine ökonomischen Theorien sind bis heute aktuell, veranlassten ihn aber auch, sich in seinen späten Jahren mit Alternativen zu befassen.

Er versenkte sich in Überlieferungen bezüglich archaischer Gesellschaften und damit in die Mythologie. Eine gangbare Lösung, die zur postkapitalistischen Gesellschaftsform taugt, hat er dabei nicht entdeckt - die Leser jedoch interessante Seiten von Karl Marx.

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