Serie Geschichte: Die Geschichte des Abgasskandals Der VW-Krimi
Obwohl inzwischen bereits ein Jahr seit der Entdeckung des VW-Abgasskandals vergangen ist, bleibt nach wie vor unklar, wie es genau zu den Manipulationen kam und wer darin verwickelt war. VW-Chef Martin Winterkorn kostete die Affäre das Amt. Dabei war der Skandal keineswegs die einzige spektakuläre Nachricht, mit dem VW in den letzten Jahren Schlagzeilen machte. Vorausgegangen war ein langer Machtkampf, ein wahrer VW-Krimi.
Zwei Konzerne - VW und Porsche - sowie drei Protagonisten - Martin Winterkorn, Ex-VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch und Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking - spielen darin Hauptrollen. Zwischen Piëch und Winterkorn war es im Vorfeld des Abgasskandals zu einem aufsehenerregenden Zerwürfnis gekommen, als Piëch überraschend öffentlich erklärte, kein Vertrauen mehr zu Winterkorn zu haben. In dieser Auseinandersetzung blieb Winterkorn zunächst der Sieger, Piëch zog sich aus dem VW-Aufsichtsrat zurück. Wenige Monate später stürzte Winterkorn dann selbst über die Abgasaffäre.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
Ein Kampf um die Macht
Die Gründe für das öffentliche Abrücken Piëchs von Winterkorn blieben damals im Dunkeln. In dem Buch "Volkswagen - eine deutsche Geschichte" von Marc C. Schneider werden die Hintergründe nun näher ausgeleuchtet. Dabei ging es wohl weniger um offene Konflikte als vielmehr um eine wachsende Entfremdung zwischen Winterkorn und Piëch, die schließlich in das öffentliche Abrücken Piëchs mündete. Es ist auch die Geschichte eines beispiellosen Übernahmekampfes zwischen Porsche und VW. Vieles in diesem VW-Krimi liest sich wie aus dem Zeitalter der Renaissance, als einflussreiche Familien mit allen Mitteln um Macht und Einfluss stritten.
Der VW-Krimi hat ein Anfangsdatum: den 28. Oktober 2008. An diesem Tag gab Porsche bekannt, seine Anteile am VW-Konzern auf 75 Prozent erhöhen zu wollen und damit faktisch die Übernahme zu realisieren. Der VW-Kurs schoss in ungeahnte Höhen. In den folgenden Monaten kam es zu einem erbitterten Ringen. In der VW-Belegschaft gab es Widerstände und auch seitens der Politik, die bei VW - über die Beteiligung des Landes Niedersachsens - ein wichtiges Wort mitzusprechen hat.
Die Geschichte eines beispiellosen Übernahmekampfes zwischen Porsche und VW."
Unklare Haltung säte Misstrauen
In den entscheidenden Wochen der Übernahmeschlacht fiel Piëch aus, weil er sich ins Krankenhaus begeben musste. Der Kurs von Winterkorn in dieser Zeit war auffallend schwankend und es konnte nicht genau ausgemacht werden, ob er mehr der VW- oder der Porsche-Seite zuneigte. Es dauerte, bis er wieder eindeutig auf VW-Kurs war. In dieser Zeit entstand wohl bei Piëch Misstrauen, das später nach außen kaschiert wurde, als alles anders kam. Porsche hatte sich beim Übernahmeversuch finanziell übernommen und musste schließlich von VW finanziell gestützt werden. Die Entfremdung zwischen Piëch und Winterkorn aber blieb.