Die Deutsche Bank kommt aus den negativen Schlagzeilen nicht heraus

Macht geht von Herstellern auf Händler über Deutsche Bank als Marktplatz

Auch zwei Monate nach dem Führungswechsel bei der Deutschen Bank kommt Deutschlands größtes Geldhaus nicht aus den negativen Schlagzeilen heraus. Aktuell drücken die FED-Einstufung der US-Töchter als "Problembanken" und die Herabstufung der Bonität durch die Rating-Agentur Standard & Poors schwer auf die Stimmung.

Christian Sewing, der Neue an der Spitze, hat daher alle Hände voll zu tun, den drohenden weiteren Vertrauensverlust aufzufangen. Dabei muss er sich gleichzeitig um die dringend notwendige strategische Neuaufstellung kümmern. Denn neben dem Investmentbanking steht auch das klassische Bankgeschäft mächtig unter Druck. Es werden mehr Antworten gefordert als Filialschließungen, Kostensenkung und Personaleinsparung.

Das klassische Geschäftsmodell bröckelt 

Tatsächlich stellt die digitale Revolution die Bankenwelt vor große Herausforderungen. Das herkömmliche Geschäftsmodell  rechnet sich im Online-Zeitalter immer weniger. Zuerst nahmen Direkt- und Online-Banken den Filialbanken Marktanteile weg. Internet-Zahlungsdienste erledigen inzwischen einen Teil des Zahlungsverkehrs, Kredit-Marktplätze machen Kredite ohne Bank möglich und Robo-Advisors brechen in das traditionelle Bank-Feld Vermögensberatung und -verwaltung ein. 

Bisher werden die Banken noch durch regulatorische Vorgaben vor überbordender Internet-Konkurrenz geschützt. Doch das wird auf Dauer nicht so bleiben. In dem Maße, in dem sich die Finanzwelt verändert, wird sich auch die Regulatorik anpassen und Internet-Anbietern mehr Spielräume eröffnen. Schließlich ist es ihre Aufgabe, für ein funktionsfähiges Finanzwesen zu sorgen, nicht für Marktabschottung. 

Vom Finanz-Produzenten zum Finanz-Händler 

Für Christian Sewing lautet die Antwort auf die digitale Herausforderung: die Deutsche Bank muss selbst zur führenden Plattform für Finanzen werden. Das erklärte er zumindest zu Jahresbeginn - noch in seiner Funktion als Privat- und Firmenkundenvorstand - beim Deutschen Medienkongress in Frankfurt. Seine These klingt dabei einleuchtend: im Internet-Zeitalter verlagere sich die Marktmacht zunehmend weg von Produzenten hin zu Händlern wie Amazon & Co. 

Im Internet-Zeitalter verlagert sich die Marktmacht zunehmend weg von Produzenten hin zu Händlern wie Amazon & Co."

Die logische Konsequenz daraus laute, die Deutsche Bank müsse sich weg vom Finanz-Produzenten hin zum Finanz-Händler entwickeln und selbst zum führenden Finanz-Plattformbetreiber werden. Ihr strategischer Vorteil sei dabei das umfassende Wissen aus millionenfachen Kundenbeziehungen, das es systematisch zu nutzen gelte. 

Allerdings muss sich die Deutsche Bank beeilen, wenn sie hier punkten will und einen spürbaren Mehrwert bieten wollen, denn Finanz-Plattformen im Internet gibt es schon. Und die nächste Herausforderung steht bereits an. Die Blockchain-Technologie könnte auch für Internet-Plattformen eine Gefahr bedeuten.

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