Sachwerte wie Aktien und Immobilien bleiben in einem investitionsgetriebenen Umfeld attraktiver als nominale Spareinlagen

Gut für Aktien, schlecht fürs Sparbuch Deutsche Investitionsoffensive

Investitionen sind nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch sensibel. Sie betreffen Generationengerechtigkeit: Neue Schulden heute belasten künftige Steuerzahler.

Deutschland diskutiert eine neue Investitionsoffensive. Jahrzehntelang galt das Land als Musterknabe in Sachen Haushaltsdisziplin, doch marode Infrastruktur, der Umbau zur Klimaneutralität und der Druck durch geopolitische Unsicherheiten machen deutlich: Ohne höhere staatliche Investitionen wird der Standort zurückfallen. Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management, sieht darin Chancen für Aktienmärkte – aber Belastungen für Sparer. Die entscheidende Frage lautet: Können höhere Staatsausgaben ohne begleitende Strukturreformen nachhaltig wirken?

Hintergrund: Warum jetzt investiert werden muss

Die Liste der Investitionsbedarfe ist lang:

  • Sanierung von Straßen, Schienen und Brücken.
  • Digitalisierung von Verwaltung und Bildungssystem.
  • Transformation zur klimaneutralen Wirtschaft.
  • Stärkung von Energieinfrastruktur und Verteidigungsfähigkeit.

Jahrzehntelang wurden viele dieser Aufgaben verschoben oder kleinteilig behandelt.

Heute ist der Nachholbedarf so groß, dass ein „Weiter so“ nicht mehr möglich ist.

Die Politik signalisiert deshalb Bereitschaft, von der bisherigen Austeritätspolitik abzurücken.

Chancen für die Wirtschaft

Eine Investitionsoffensive wirkt wie ein Stimulus für die Wirtschaft. Öffentliche Aufträge schaffen Nachfrage, Unternehmen profitieren von Aufträgen, Arbeitsplätze werden gesichert oder neu geschaffen. Besonders profitieren könnten Branchen wie Bau, Infrastruktur, erneuerbare Energien und Technologie.

Für die deutsche Wirtschaft, die zuletzt von schwachem Wachstum und rückläufigen Investitionen geprägt war, könnte dies ein Befreiungsschlag sein. Langfristig entsteht zudem ein Multiplikatoreffekt: Jede investierte Milliarde zieht private Investitionen nach sich, wenn Planungssicherheit und Vertrauen bestehen.

Auswirkungen auf Kapitalmärkte

Kapitalmarktstratege Tilmann Galler betont, dass steigende Staatsausgaben klare Folgen für Portfolios haben.

  • Gut für Aktien: Unternehmen in Schlüsselbranchen profitieren direkt von neuen Investitionsprogrammen. Wachstums- und Infrastrukturwerte könnten stärker nachgefragt werden. Auch Banken, die Finanzierungen begleiten, gewinnen.
  • Schlecht fürs Sparbuch: Höhere Staatsausgaben bedeuten in der Regel mehr Verschuldung. Das kann die Inflation anheizen oder die Zinsen erhöhen. Für Sparer mit klassischen Sparbüchern oder Tagesgeldkonten bedeutet das langfristig: die reale Kaufkraft sinkt, selbst wenn die nominalen Zinsen leicht steigen.

Für Anleger ergibt sich daraus ein klarer Trend: Sachwerte wie Aktien und Immobilien bleiben in einem investitionsgetriebenen Umfeld attraktiver als nominale Spareinlagen.

Die Rolle der Strukturreformen

Wer als Anleger profitieren will, sollte nicht auf das Sparbuch setzen, sondern auf Sachwerte und Beteiligungen. Für Deutschland insgesamt entscheidet sich jedoch erst, ob aus der Investitionsoffensive ein Aufbruch oder nur ein Strohfeuer wird."

Doch Galler warnt: Investitionen allein genügen nicht. Ohne begleitende Strukturreformen verpuffen die Impulse. Deutschland leidet unter Bürokratie, langen Planungsverfahren und einer teilweise innovationsfeindlichen Kultur. Wenn öffentliche Gelder in ineffiziente Strukturen fließen, entsteht keine nachhaltige Dynamik.

Nur wenn parallel Bürokratieabbau, schnellere Genehmigungen und eine Modernisierung der Verwaltung umgesetzt werden, können Investitionen ihre volle Wirkung entfalten. Andernfalls droht, dass neue Schulden aufgenommen werden, ohne dass langfristige Wachstumseffekte entstehen.

Risiken der Investitionswelle

Neben Chancen gibt es auch Risiken. Steigende Staatsausgaben könnten zu höheren Haushaltsdefiziten führen. Die Einhaltung der Schuldenbremse steht infrage, und internationale Investoren beobachten kritisch, ob Deutschland fiskalpolitische Stabilität wahrt. Zudem kann eine unkontrollierte Investitionswelle Inflationstendenzen verstärken, was wiederum die Geldpolitik unter Druck setzt.

Politische Dimension

Investitionen sind nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch sensibel. Sie betreffen Generationengerechtigkeit: Neue Schulden heute belasten künftige Steuerzahler. Gleichzeitig erwarten Bürger sichtbare Verbesserungen – etwa bei Infrastruktur oder Klimaschutz. Misslingt die Umsetzung, droht Vertrauensverlust.

Für die Politik bedeutet das: Sie muss nicht nur Mittel bereitstellen, sondern auch klare Prioritäten setzen und Erfolge sichtbar machen. Nur so lässt sich eine Investitionsoffensive gesellschaftlich legitimieren.

Fazit

Die deutsche Investitionsoffensive ist ein notwendiger Schritt – aber kein Selbstläufer.

  • Ja, sie eröffnet Chancen für Unternehmen und damit für Aktienmärkte.
  • Ja, sie kann Wachstum und Modernisierung anstoßen.
  • Aber nein, ohne Strukturreformen wird sie nicht nachhaltig wirken. Für Sparer bleibt das Umfeld schwierig, da klassische Sparformen in Zeiten höherer Inflation und Staatsverschuldung an realem Wert verlieren.

Die Lehre lautet: Wer als Anleger profitieren will, sollte nicht auf das Sparbuch setzen, sondern auf Sachwerte und Beteiligungen. Für Deutschland insgesamt entscheidet sich jedoch erst, ob aus der Investitionsoffensive ein Aufbruch oder nur ein Strohfeuer wird.

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