Stiftung Familienunternehmen Deutschland fällt weiter zurück

Alle zwei Jahre lässt die Stiftung Familienunternehmen - eine Einrichtung der größten deutschen Unternehmen in Familienbesitz - die Standort-Attraktivität europäischer Länder und einiger anderer wichtiger Industriestaaten untersuchen. Durchgeführt wird die Analyse vom renommierten Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Nach der neusten ZEW-Untersuchung ist Deutschland im Länder-Ranking deutlich zurückgefallen.

Auch bei der letzten Bewertung 2016 hatte die Bundesrepublik mit Platz 12 eher im Mittelfeld gelegen. Die TOP 5-Standorte waren demnach die Schweiz, Kanada, Großbritannien, die USA und die Niederlande. Das ist - bei geringfügig veränderter Reihenfolge - 2018 so geblieben. Deutschland ist dagegen abgerutscht und landet jetzt auf Platz 16. Für den Standort bedeutet das trotz positiver Wirtschaftszahlen kein gutes Zeugnis. 

Warum Deutschland schwächer wird 

Stiftungs-Vorstand Rainer Kirchdörfer stellt denn auch fest, dass die deutsche Wettbewerbsfähigkeit in den letzten beiden Jahren erheblich gelitten habe. Nur die gute Konjunktur überdecke derzeit noch die Wettbewerbsschwäche. Das ZEW nennt gleich mehrere Faktoren für das schlechtere Ranking: 

  • vergleichsweise hohe Arbeitskosten; 
  • eher niedrige Bildungsausgaben; 
  • eine allenfalls mittelmäßige digitale Infrastruktur;
  • exorbitant hohe Strompreise (hier belegt Deutschland den zweitletzen Platz); 
  • die relativ hohen Steuern. 

Die Steuerpolitik ist der Untersuchung zufolge Hauptursache für die schlechtere Bewertung 2018. Während andere Staaten die Unternehmenssteuern zum Teil deutlich gesenkt hätten, sei in Deutschland in dieser Richtung nichts geschehen. Die Auswirkungen der Trump'schen Steuersenkungen ebenso wie Macrons angekündigte Steuerreform wurden nicht einmal berücksichtigt. Besonders kritisch wird die 2016 erfolgte Erbschaftsteuerreform beurteilt, mit der entsprechende Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts umgesetzt werden mussten. 

Die Steuerpolitik ist der Untersuchung zufolge Hauptursache für die schlechtere Bewertung 2018.

Zeit zu handeln

Immerhin kann Deutschland auch mit Pluspunkten aufwarten. Die finanzielle Stabilität von Staat, Banken und Unternehmen wirkt sich positiv aus. Auch in Sachen (De-)Regulierung konnte man sich eine bessere Position erarbeiten. An der Verschlechterung des Gesamt-Rankings ändert das nichts. Hier musste sich die Bundesrepublik sogar vom ehemals krisengeschüttelten Portugal überholen lassen, das auf Platz 15 vorgerückt ist. 

Ganz unumstritten ist das ZEW-Ranking nicht - u.a. wegen seiner Betonung der Steuerpolitik. Aber auch im sogenannten Doing-Business-Index der Weltbank, der einen ähnlichen Antritt verfolgt, ist Deutschland zurückgefallen, obwohl es dort insgesamt recht weit vorne liegt. (Mangelnde) Digitalisierung und Komplexität von Unternehmensgründungen sind hier zwei besondere deutsche Schwachpunkte. Es gibt also genug Handlungsbedarf für die Politik.

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