Innovative Unternehmen in der Kaiserzeit Deutschland wurde zur größten Industrienation
Deutsche Bank, ThyssenKrupp, Siemens, Bayer, BASF und andere - viele namhafte deutsche Unternehmen mit weltweiter Bedeutung wurden im 19. Jahrhundert gegründet, meist im Umfeld der Schaffung des Kaiserreiches durch Bismarck.
Tatsächlich kann fast die Hälfte der heutigen DAX-Unternehmen ihre Ursprünge in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen. Es war eine Zeit, die geprägt war von äußerster wirtschaftlicher Kraft und Dynamik, optimistischem Forschrittsglauben und Erfindergeist, gepaart mit sehr viel unternehmerischem Wagemut.
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Das Kaiserreich - auch eine Zeit der wirtschaftlichen Vereinheitlichung
Von England ausgehend hatte die industrielle Revolution in Deutschland erst relativ spät eingesetzt. Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 mit seiner Zersplitterung bildeten die napoleonische Neuordnung, die Gründung des Deutschen Bundes 1815 und des Deutschen Zollvereins 1833 Meilensteine für die wirtschaftliche Entwicklung hierzulande. Der Norddeutsche Bund unter preußischer Führung war dann 1866 die Vorstufe zum Kaiserreich, das 1871 den Einigungsprozess vollendete.
Im Kaiserreich wurden wichtige rechtliche Rahmenregelungen für Unternehmen geschaffen, die - in aktualisierter Form - bis heute Bestand haben. HGB, GmbH-Gesetz, das Aktienrecht und viele andere Gesetze wurden damals entwickelt. Gleichzeitig erlebte das Börsenwesen einen ungeheuren Aufschwung. Die Börse wurde als effizienter Marktplatz zur Kapitalbeschaffung entdeckt. 1900 gab es in Deutschland schon über 4.500 Aktiengesellschaften. Die Deutsche Bank, die 1870 unmittelbar vor der Reichsgründung ins Leben gerufen wurde, entwickelte sich damals zur größten Bank der Welt - eine Position, von der man heute nur träumt.
Die Deutsche Bank, die 1870 unmittelbar vor der Reichsgründung ins Leben gerufen wurde, entwickelte sich damals zur größten Bank der Welt."
Gründerzeit, Gründerkrach und Schutzzollpolitik
Die Jahre 1870 bis 1873 brachten eine ausgesprochene Hochkonjunktur, in der viele erst kurz zuvor gegründete Unternehmen ein starkes Wachstum erlebten. Nicht umsonst werden diese Jahre als "Gründerzeit" bezeichnet. Möglich wurde die wirtschaftliche Prosperität unter anderem durch französische Reparationszahlungen infolge des Krieges 1870/71. Sie brachten "frisches Geld" ins Land und heizten die Konjunktur an.
Allerdings währte die Euphorie nur kurz und bereits 1873 platzte die Blase. Es kam zum Gründerkrach. Da waren etliche junge Großunternehmen schon "too big to fail". Der wirtschaftliche Aufschwung setzte sich dann aber langsamer fort, eine Ära des Protektionismus löste den Freihandel ab. Schutzzölle schirmten die deutsche Industrie vor unerwünschter Konkurrenz ab. Der Erste Weltkrieg sollte dann das Kaiserreich wie auch die Wirtschaftsordnung der Vorkriegszeit zu Fall bringen. Die großen Unternehmen aber blieben.