Vermögensverteilung Deutschland Die deutsche Mittelschicht
In vielen Veröffentlichungen wird immer wieder über eine Erosion der deutschen Mittelschicht und eine zunehmende Vermögensverteilung zu Gunsten der Reichen geklagt.
Niedrigzinsen und andere Entwicklungen würden die "Mitte der Gesellschaft" besonders benachteiligen, so die These. Doch ganz so schlimm steht es nicht um die Mittelschicht. Eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung belegt eher das Gegenteil. Bei der Einkommens- und Vermögensverteilung konnte sie sogar Boden gut machen.
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Anteil der Mittelschicht an der Bevölkerung stabil
Dabei ist es nicht so ganz einfach zu definieren, was Mittelschicht eigentlich bedeutet. Eine "amtliche" Festlegung existiert nicht, daher wird der Begriff vielschichtig verwandt. Die Studie versteht darunter Privatpersonen mit einem Nettoeinkommen in einer Bandbreite von 60 bis 200 Prozent des mittleren Einkommens. Das mittlere Einkommen ist dabei der Betrag, bei dem genauso viele Deutsche mehr wie weniger verdienen.
Die so definierte Mittelschicht machte Ende 2012 rund 78 Prozent der Bevölkerung aus. Im Jahre 1999 betrug der Anteil noch 83 Prozent. Danach sank er bis 2006 stetig bis auf 77 Prozent, um danach nahezu stabil zu bleiben. Es ist sicher kein Zufall, dass die Jahre der Schrumpfung genau in die Zeit fielen, als in Deutschland Reformstau herrschte. Steigende Arbeitslosigkeit, wirtschaftliche Stagnation und eine zunehmende Lohnspreizung prägten die Regierung von Kanzler Gerhard Schröder. Seine Agenda 2010 sollte erst später Wirkung zeigen. Die Mittelschicht trafen die Jahre der Krise besonders hart. Wenn sie bedroht war, dann vor allem in dieser Zeit.
Bei der Einkommens- und Vermögensverteilung konnte die deutsche Mittelschicht sogar Boden gut machen."
Unterschiede bei Einkommens- und Vermögensverteilung
Seither hat sich die Situation deutlich gebessert. Selbst Finanzkrise und Eurokrise konnten der Festigung des Mittelstandes nichts anhaben. Rund drei Viertel des erzielten Nettoeinkommens entfielen 2012 auf die Mittelschicht. Sie ist daher nach wie vor maßgebend, wenn es um Konsum und ums Sparen geht. Bei der Vermögensverteilung fällt die Bilanz etwas differenzierter aus. Hier macht sich die stärkere Vermögenskonzentration in der Hand der "Reichen" bemerkbar. Der Vermögensanteil der Mittelschicht betrug 2012 68 Prozent. Das sind immerhin drei Prozent mehr als fünf Jahre zuvor.
In den Jahren 2002 bis 2007 war er noch von 70 Prozent auf 65 Prozent zurückgegangen. In diesem Zeitraum sank das preisbereinigte Nettovermögen der Mittelschicht-Angehörigen auch absolut, während es danach von weiteren Wertverlusten verschont blieb. Ende 2012 erreichte es 73.000 Euro pro Kopf. Davon entfielen 70 Prozent auf Immobilien - in erster Linie das Eigenheim, 10 Prozent auf Finanzanlagen und lediglich 5 Prozent auf Betriebsvermögen. Die Studie belegt mit ihren Zahlen eindrucksvoll: die Mittelschicht ist und bleibt das Rückgrat der deutschen Gesellschaft.