Heute ist kaum noch vorstellbar, welche Euphorie die Eisenbahn damals auslöste

Systeme Eisenbahn und Straße konkurrieren Die Eisenbahnaktien-Hausse

Über viele Jahrhunderte wurde der Transport über Land auf Straßen abgewickelt. Ein reines Vergnügen war das vor der Erfindung des Autos und moderner Asphaltrouten sicher nicht. Im 19. Jahrhundert brachte die Eisenbahn eine bequeme Alternative dazu.

Mit der Eröffnung der Ludwigseisenbahn am 7. Dezember 1835 im Königreich Bayern begann die deutsche Eisenbahngeschichte. Sie ist auch eine Aktiengeschichte, denn viele Bahngesellschaften finanzierten sich über die Börse. Der Eisenbahn-Boom führte so zu einem Aktien-Boom. Die erste Eisenbahn-Hausse erlebte aber nur eine kurze Blüte.

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Ein erster Höhenflug mit jähem Ende 

Heute ist kaum noch vorstellbar, welche Euphorie die Eisenbahn damals auslöste. Aber zu jener Zeit war sie eine Fortschritts-Technologie, mit der es möglich war, Entfernungen in Stunden zu überbrücken, wo zuvor Tage benötigt wurden. Überall schossen Eisenbahn-Gesellschaften aus dem Boden. Der Ausbau des Eisenbahnnetzes entwickelte sich nach der Inbetriebnahme der ersten Strecke Nürnberg-Fürth rasant. 1840 gab es auf deutschem Boden schon 580 Streckenkilometer, 1850 über 7.000 und 1870 nahezu 25.000. 

Für den Netzausbau wurden große Kapitalsummen benötigt. Die hoffte man an der Börse zu finden. Die Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Die Nachfrage nach Eisenbahn-Aktien überstieg das Angebot bei weitem. Neu-Emissionen waren dutzendfach überzeichnet, die Kurse schossen binnen kürzester Zeit in ungeahnte Höhen. Spekulation machte sich breit. Allerdings wurde der Höhenflug schnell abgebremst. Eine internationale Wirtschaftskrise zwischen 1836 und 1838 brachte die Kurse wieder auf den Boden der Realität. 

Auf und Ab - erst nach 1848 in ruhigeren Bahnen 

Das war allerdings nicht das Ende der Hausse. Obwohl sich die preußische Regierung damals bemühte, einer neuen Kursexplosion Riegel vorzuschieben, stiegen die Kurse ab Beginn der 1840er Jahre stark an. Gleichzeitig wurden viele weitere Eisenbahn-Gesellschaften gegründet. 

Die Nachfrage nach Eisenbahn-Aktien überstieg das Angebot bei weitem."

Wieder heizte die Spekulation die Kursentwicklung an. Zaghafte Gegenmaßnahmen der preußischen Obrigkeit blieben zunächst wirkungslos, aber eine massive Regulierung führte 1844 zu einem weiteren Kurssturz. Allerdings waren bereits 1845 die alten Höchststände wieder erreicht. 

Erst die gescheiterte Revolution von 1848 und die damit verbundene Phase der Unsicherheit sorgten für eine jähe Trendwende mit dem nunmehr dritten Kurssturz. Der reaktionäre Kurs Preußens und vieler deutscher Monarchien danach brachte dann eine Konsolidierung. Die Eisenbahn-Aktien entwickelten sich fortan in ruhigeren Bahnen.

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