Serie Geschichte: Die größte Krise der Nachkriegszeit Die Finanzkrise 2008
Die Finanzkrise des Jahres 2008 war das folgenreichste Desaster der Nachkriegszeit. Die involvierten deutschen Banken sind bis heute mit der Aufarbeitung beschäftigt. Im Rückblick stufen zahlreiche Experten die Misere als reine Bankenkrise ein; der folgende Beitrag fasst das Ereignis noch einmal zusammen.
Objektiv betrachtet sind es wir selbst, besser gesagt unser kapitalistisch geprägtes Finanzsystem, welches mit Vorlieben für Zins und Zinseszins immer wieder Finanzkrisen provoziert. Experten hielten damals eine Bankenkrise für ebenso wahrscheinlich wie überfällig. Direkter Auslöser für die Finanzkrise 2008 waren US-amerikanische Subprime-Kredite, welche von den nationalen Banken an Verbraucher mit unzureichender Bonität vergeben wurden. Sicher war den Instituten das hohe Ausfallrisiko bewusst, doch sie kalkulierten die faulen Darlehen mit entsprechend höheren Zinsen.
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Der Auslöser einer bis heute anhaltenden Krise
Dass zur Ankurbelung des US-amerikanischen Immobilienmarktes zu viele Kredite an Verbraucher mit ungenügender Bonität bewilligt wurden, erwies sich später als volkswirtschaftliches Problem. Der Immobilienmarkt der Vereinigten Staaten kann aus heutiger Sicht als der Auslöser einer Finanzkrise bezeichnet werden, die bis zur Gegenwart nicht verarbeitet ist. Die der Dotcom-Krise folgende Niedrigzinspolitik lies vor allem das Hypothekenzinsniveau auf einen historischen Tiefstand fallen.
Es begann in den USA
Die Banken gingen von steigenden Immobilienpreisen bei niedrigen Zinsen aus und weiteten die Vergabe von Subprime-Krediten aus. Die Darlehen wurden variabel gestaltet und sollten im Bezug auf Zinsen zu festgelegten Zeitpunkten an das aktuelle Niveau bei Hypothekenzinsen angeglichen werden. Das Hypothekenzinsniveau wurde durch die stufenweisen Leitzinserhöhungen ab 2004 angetrieben und lies die Immobilienpreise stagnieren. Die variablen Kredite wurden an das Zinsniveau angepasst und waren nicht mehr durch Preissteigerungen zu finanzieren. In der Folge kam es bei zahlreichen beliehenen Immobilien zu Zwangsversteigerungen. Die Subprime-Krise war der Auslöser der Finanzkrise, welche seit Ende 2007 in Deutschland Medien, Banken und Verbraucher beschäftigte.
Deutsche Landesbanken stark betroffen
Die staatlichen Landesbanken investierten aus Gewinnsucht enorme Summen in die Subprime-Papiere von US-amerikanischen Baufinanzierungsunternehmen. Als sich die faulen Kredite in Luft auflösten, waren die Bankhäuser zu hohen Abschreibungen gezwungen und stürzten in existenzielle Krisen.
Die Gier nach hohen Erträgen kann langfristig nicht funktionieren. Trotzdem geht es munter weiter."
Die milliardenschweren Verluste wurden mit Finanzspritzen der Länderregierungen aufgefangen, gleichwohl kamen einige Institute in ernsthafte Liquiditätsschwierigkeiten, bei denen auch die Maßnahmen der EZB nicht helfen konnten. Vielen Verbrauchern ist in diesem Zusammenhang die Hypo Real Estate als negatives Beispiel in Erinnerung.
Unterschiede zu früheren Finanzkrisen
Die Weltwirtschaftskrise und die Dotcom-Krise wurden von überbewerteten Papieren ausgelöst und führten zu jeweils einem Kollaps der Börsen. Die Finanzkrise, die eigentlich eine Bankenkrise war, hatte ihren Ursprung hingegen in bestimmten Forderungen, welche unter Wertverlust litten. Jede Krise ist wieder anders. Aus dieser Krise haben die Marktteilnehmer wieder etwas gelernt. Nicht aber, das die Gier nach hohen Erträgen langfristig nicht funktionieren kann. Das geht munter weiter.
von Matthias Böttcher