Die Fuggerei, die älteste Sozialsiedlung der Welt

Serie Geschichte: Die ersten Financiers Die Fugger aus Augsburg

Nach wie vor ist im Stadtbild Augsburg das Wirken der Fugger präsent. Ihr Finanz- und Handelskonzern gehörte zu den mächtigsten und erfolgreichsten Unternehmen des ausgehenden Mittelalters. Sie gaben Kaiser und Königen Kredit - nicht immer ein gewinnbringendes Geschäft.

Die Geschichte begann mit der Niederlassung des schwäbischen Webermeisters Hans Fugger in der freien Reichsstadt im Jahre 1367. Durch Fleiß und vorteilhafte Heiraten gelangte er zu Vermögen. Er betrieb dabei gar nicht mehr selbst die Weberei, sondern handelte bereits mit anderen Webern. Unter seinem Sohn Jakob "dem Alten" wuchs das Geschäft, die Familie gehörte schon damals zu den größten Steuerzahlern Augsburgs.

Vom Webhandel zum Montan- und Bankkonzern

Den Durchbruch erlebte das Unternehmen aber erst in der dritten Generation unter Jakob "dem Reichen". Unter seiner Ägide entwickelte sich der Konzern zwischen 1495 und 1525 von einem regional erfolgreichen Unternehmen zum Global Player mit Schwerpunkten im Bergbau und Bankwesen. Silber und Kupfer aus Tirol, Kärnten, dem heutigen Tschechien und der Slowakei sowie Quecksilber und Zinnober aus Kastilien bildeten die Grundlagen der Fuggerschen Montanindustrie. 

Jacob Fugger (1459-1525) 

Das Handelshaus profitierte dabei von den engen Verbindungen zu den Habsburgern, die damals als römisch-deutsche Kaiser und spanische Könige fast weltumspannend herrschten. Die Fugger finanzierten politische Eheschließungen, Kaiser- und Königswahlen, die die Habsburger-Herrschaft absicherten und erweiterten. Es war die gelungene Verbindung von Politik und Großfinanz.

Daneben engagierte sich die Familie im Immobiliengeschäft und erwarb großen Grundbesitz. Unter Anton Fugger, einem Neffen Jakobs des Reichen, erlebte der Konzern 1546 seinen Höhepunkt. Mit einer Bilanzsumme von 5 Millionen Gulden übertraf er alle Handelshäuser seiner Zeit. 

Geschäfte mit Kaisern und Königen - Lust und Last 

Die Nähe zu den Habsburgern war allerdings nicht nur Segen, sondern auch Fluch. Er brachte das Haus als Gläubiger in eine starke Abhängigkeit. Kriege und Politik erforderten immense Summen, die zu immer neuen Kreditwünschen führten, denen sich das Handelshaus kaum entziehen konnte. Mehr als einmal wurden ausstehende Forderungen nicht beglichen oder einfach durch neue Kredite getilgt.

Dreimal brachte ein spanischer Staatsbankrott große Verluste. Doch insolvent wurden die Fugger nie. Nach dem Spitzenjahr 1546 begann aber ein Kurs der Konsolidierung, bei dem man sich nach und nach von riskanten Geschäftsfeldern verabschiedete und auf die Vermögenssicherung setzte. 1658 wurde das Unternehmen nach über 300 Jahren Existenz aufgelöst. 

Dass die Fugger nicht nur kapitalistisch handelten, sondern auch sozial und christlich dachten, beweist bis heute die Fuggerei in Augsburg, der älteste soziale Wohnungsbau der Welt. Er erfüllt auch noch nach fast 500 Jahren seine Funktion.

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