Inflationsrate steigt auf 2,2% Die gefühlte Inflation
Seit Dezember zieht die Inflationsrate in Deutschland wieder deutlich an. Im Februar hat sie mit 2,2 Prozent den höchsten Wert seit längerer Zeit erreicht. Damit scheint eine Phase der Preisstagnation zu enden. Die hatten viele Verbraucher ohnehin nicht empfunden.
Der Preisanstieg ist primär den höheren Energiepreisen zu verdanken. Vor allem Öl ist nach seinem Tief im Januar 2016 wieder kontinuierlich teurer geworden. Zuletzt brachte die OPEC-Verständigung auf Fördermengenbegrenzungen einen neuen Preisschub. Inflation über zwei Prozent ist ganz im Sinne von Mario Draghi, der diese Marke - bei der die EZB immer noch von Geldwertstabilität spricht - mit seiner lockeren Geldpolitik anpeilt. Jahrelang ging in Europa das Gespenst der Deflation um.
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Wenig erfreulich für Verbraucher
Verbraucher dürften sich über die Rückkehr der Inflation weniger freuen. Denn schließlich heißt das nichts anderes, als dass man weniger für sein Geld bekommt. Ohnehin erschien die in der Statistik ausgewiesene Preisstabilität manchem eher wie ein Märchen denn als erlebte Realität. Denn während die amtliche Inflationsrate nahezu bei Null verharrte, konnte man im täglichen Leben viele Preissteigerungen erfahren. Ob bei Mieten, Versicherungsbeiträgen, Fahrpreisen für öffentliche Verkehrsmittel oder vielen Lebensmitteln - überall gab es häufiger Preiserhöhungen. An der Spitze der Preissteigerungen standen zuletzt Gurken, deren Preis um 67 Prozent anzog.
Warum gefühlte und reale Inflation abweichen
Gefühlt ist die Inflation also schon länger da oder nie ganz verschwunden. Aber woran liegt es, dass persönliche Wahrnehmung und amtliche Statistik offenbar auseinanderklaffen? Dafür gibt es verschiedene Erklärungen. Zunächst einmal ist die Inflationsrate ein Durchschnittswert, der viele Preisveränderungen berücksichtigt. Eine Inflationsrate von Null bedeutet daher noch nicht, dass Preissteigerungen nicht stattfinden, solange höheren Preisen Kompensationen woanders gegenüberstehen.
Preiserhöhungen werden oft stärker wahrgenommen und empfunden als Preissenkungen."
Ein anderer Grund ist, dass die Berechnung auf einem fiktiven Warenkorb beruht, der einen "typischen" Durchschnittshaushalt abbilden soll. Die realen Warenkörbe vieler Bundesbürger weichen naturgemäß davon ab. Die Teuerung kann sich also persönlich durchaus anders darstellen als in der Statistik. Es gibt auch räumliche Unterschiede in der Preisentwicklung. In Ballungsgebieten und Großstädten steigen die Preise stärker als auf dem Land. Betroffenheit von Inflation hängt daher auch davon ab, wo man wohnt. Die zunehmende Digitalisierung macht es überdies schwieriger, Preisveränderungen korrekt zu erfassen. In der digitalen Einkaufswelt gibt es oft keine "Einheitspreise" mehr, sondern die Preise variieren je nach Kundenprofil. Diese Individualisierung ist für Statistiker eine echte Herausforderung.
Eine Frage der Wahrnehmung
Last but not least dürfte es noch eine weitere Ursache für gefühlt höhere Inflation geben. Preiserhöhungen werden oft stärker wahrgenommen und empfunden als Preissenkungen.
Es ist besser 1 Stunde über Geld nachzudenken, als 1 Monat dafür zu arbeiten