In der Vergangenheit ließ sich der Goldpreis mit einiger Verlässlichkeit auf fundamentale Einflussfaktoren zurückführen

Loys-Chef zum Goldpreis Die klassische Logik greift nicht mehr

Warum sich Gold vom Krisenmetall zum geopolitischen Machtanker wandelt.

Gold hat sich in den vergangenen Monaten beeindruckend entwickelt. Der Preis des Edelmetalls notiert auf Rekordniveau – und das, obwohl die traditionellen Treiber wie Inflation oder sinkende Realzinsen keine eindeutige Richtung vorgeben. Für Ufuk Boydak, Vorstandschef der Investmentboutique Loys, ist das kein Rätsel, sondern Ausdruck einer tiefgreifenden Veränderung im globalen Währungssystem. Die eigentliche Ursache der Goldpreisrally sieht er in geopolitischen Spannungen, Vertrauensverlust und einer wachsenden Absetzbewegung vom US-Dollar.


Wenn klassische Muster brechen

In der Vergangenheit ließ sich der Goldpreis mit einiger Verlässlichkeit auf fundamentale Einflussfaktoren zurückführen: steigende Inflation, expansive Geldpolitik, Finanzkrisen. Gold galt als Fluchtwährung, als Krisenschutz, als Absicherung gegen Geldentwertung. Diese Zusammenhänge bestehen weiterhin – aber sie reichen laut Boydak nicht mehr aus, um die aktuelle Dynamik zu erklären.

„Die klassische Logik greift nicht mehr. Wir sehen ein neues Narrativ, in dem Gold nicht nur Inflationsschutz, sondern geopolitisches Vertrauensbarometer ist“, so der Fondsmanager. Was sich früher als temporäre Schutzbewegung abspielte, werde nun zu einem strukturellen Trend.


Gold als Antwort auf geopolitische Unsicherheit

Die geopolitische Großwetterlage liefert den Rahmen für diese Neubewertung.

Der Ukrainekrieg, die Eskalationen im Nahen Osten, die strategische Rivalität zwischen den USA und China – all das hat dazu geführt, dass internationale Investoren und vor allem Notenbanken Gold verstärkt als politisch neutrales Reserveinstrument wahrnehmen.

Insbesondere Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien setzen auf Gold, um ihre Abhängigkeit vom Dollar zu reduzieren.

Diese tektonische Verschiebung wird laut Boydak oft unterschätzt:

  • Gold wird als systemunabhängige Reserve bevorzugt.
  • Die Nachfrage stammt zunehmend von Notenbanken und Staatsfonds.
  • Politisch neutrale Sicherheit gewinnt an Gewicht gegenüber marktbasierten Renditeerwartungen.

Vertrauen in den Dollar bröckelt

Die Aussagen des Loys-Chefs verdeutlichen, dass der Goldpreis längst nicht mehr nur durch ökonomische Einflussgrößen getrieben wird. Vielmehr spiegeln sich darin tiefgreifende systemische Umbrüche. Gold wird zur Antwort auf eine Welt, in der Vertrauen schwindet, Machtverhältnisse neu verhandelt werden und traditionelle Sicherheiten ins Wanken geraten. Wer Gold heute betrachtet, muss es im Kontext globaler Machtarchitektur lesen – nicht nur im Kontext von Inflation oder Zinsentwicklung."

Zugleich steht der US-Dollar unter Druck – weniger aus ökonomischen Gründen als wegen seiner politischen Funktion. Die Rolle des Dollars als globale Leitwährung wird infrage gestellt, nicht zuletzt durch Sanktionen, eingefrorene Reserven und das bewusste Ausnutzen von Dollar-Dominanz als geopolitisches Druckmittel.

Für viele Staaten ergibt sich daraus ein strategisches Dilemma: Wer sich der geopolitischen Linie Washingtons nicht unterordnet, riskiert den Zugriff auf seine Finanzmittel. Gold bietet hier eine Alternative – nicht als Ersatzwährung, aber als werthaltige Reserve, die keiner Gerichtsbarkeit unterliegt.


Gold als strategischer Systemanker

Boydak sieht Gold daher nicht nur als Spekulationsobjekt, sondern als Symbol eines neuen, multipolaren Finanzsystems. Es gehe nicht mehr nur um Preisentwicklung, sondern um die politische Funktion des Edelmetalls im internationalen Machtgefüge. Diese neue Rolle verändert auch die Preisbildung: kurzfristige Rückschläge bleiben möglich, doch der übergeordnete Trend sei eindeutig.

„Gold hat sich vom Krisenmetall zum strategischen Stabilitätsanker gewandelt“, so Boydak. Anleger sollten sich bewusst machen, dass die Wertentwicklung künftig weniger von Zinsprognosen und mehr von geopolitischen Verschiebungen abhänge.


Fazit: Gold gewinnt neue Bedeutung

Die Aussagen des Loys-Chefs verdeutlichen, dass der Goldpreis längst nicht mehr nur durch ökonomische Einflussgrößen getrieben wird. Vielmehr spiegeln sich darin tiefgreifende systemische Umbrüche. Gold wird zur Antwort auf eine Welt, in der Vertrauen schwindet, Machtverhältnisse neu verhandelt werden und traditionelle Sicherheiten ins Wanken geraten. Wer Gold heute betrachtet, muss es im Kontext globaler Machtarchitektur lesen – nicht nur im Kontext von Inflation oder Zinsentwicklung.

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