Finanzlexikon Die Rentenphase
Kapitalerhalt und planbare Liquidität.
Mit dem Eintritt in den Ruhestand verändert sich die Perspektive auf Geldanlage grundlegend. Jahrzehntelang drehte sich alles um den Vermögensaufbau – jetzt beginnt die Phase der Entnahme. Es geht nicht mehr darum, Kapital zu mehren, sondern darum, es sinnvoll einzusetzen: als Ergänzung zur gesetzlichen Rente, als Sicherheitsreserve für unvorhergesehene Ausgaben und als Quelle für einen planbaren Lebensstandard. Das Ziel lautet Kapitalerhalt bei gleichzeitiger Liquiditätssicherung.
Die neue Rolle des Vermögens
In der Rentenphase ersetzt das Vermögen nicht mehr nur abstrakte Zukunftsvorsorge, sondern dient konkret der Finanzierung des Alltags. Zugleich bleibt die Unsicherheit groß: Niemand weiß exakt, wie lange das Kapital reichen muss. Daher gilt es, eine Balance zu finden zwischen Entnahmen, die den Lebensstandard sichern, und einer Anlagestruktur, die das Risiko des Kapitalverzehrs abfedert.
Kapitalerhalt als Priorität
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Die Hauptaufgabe der Geldanlage in der Rentenphase ist der Erhalt des bestehenden Vermögens.
Das bedeutet nicht, dass Rendite keine Rolle mehr spielt – im Gegenteil.
Da die Lebenszeit im Ruhestand oft zwei Jahrzehnte oder mehr beträgt, droht bei rein konservativen Anlagen die schleichende Entwertung durch Inflation.
Eine ausgewogene Struktur könnte daher so aussehen:
- ein solider Anteil an sicheren Anlagen (Anleihen, Tagesgeld, Festgeld),
- flankiert von einem weiterhin relevanten, aber kleineren Aktienanteil,
- ergänzt durch regelmäßige Entnahmepläne oder Ausschüttungen.
Planbare Liquidität
Planbarkeit wird zum entscheidenden Kriterium. Rentner benötigen eine klare Struktur, die regelmäßige Auszahlungen ermöglicht. Dividendenstrategien, Rentenfonds mit Ausschüttung oder systematische Entnahmepläne bieten Lösungen. Ein Notgroschen für unvorhergesehene Kosten – etwa medizinische Ausgaben oder größere Anschaffungen – ist ebenso unverzichtbar.
Die Kunst besteht darin, Kapital so aufzuteilen, dass sowohl kurzfristige Liquidität als auch langfristiger Werterhalt gewährleistet sind.
Steuerliche Aspekte
Wer in der Rentenphase über ein gut strukturiertes Portfolio verfügt und klare Entnahmepläne verfolgt, kann den Ruhestand finanziell selbstbestimmt gestalten."
Auch in der Rentenphase spielt die Steuerplanung eine Rolle. Kapitalerträge sind weiterhin steuerpflichtig, können aber durch Freibeträge oder geschickte Entnahmestrategien optimiert werden. Zudem ist die Frage wichtig, ob Teile des Vermögens für Erben gesichert oder schon zu Lebzeiten übertragen werden sollen. Wer hier rechtzeitig plant, kann Doppelbelastungen vermeiden und Gestaltungsspielräume nutzen.
Psychologische Dimension
Die Rentenphase verlangt nicht nur finanzielle, sondern auch emotionale Anpassungen. Vielen Menschen fällt es schwer, ihr hart erarbeitetes Vermögen anzugreifen. Gleichzeitig kann die Sorge, „nicht genug zu haben“, das Genießen des Ruhestands beeinträchtigen. Ein klarer Entnahmeplan, der Sicherheit und Struktur gibt, hilft, diese Ängste zu reduzieren.
Fazit
Die Rentenphase ist die Erntezeit des finanziellen Lebenswerks.
- Ja, Kapitalerhalt und Inflationsschutz sind die zentralen Ziele.
- Ja, planbare Liquidität sorgt für Sicherheit und Lebensqualität.
- Aber nein, ein zu konservativer Ansatz ist nicht die beste Lösung. Ein Restanteil an Wachstumsanlagen bleibt notwendig, um Kaufkraftverluste zu vermeiden.
Die Lehre lautet: Wer in der Rentenphase über ein gut strukturiertes Portfolio verfügt und klare Entnahmepläne verfolgt, kann den Ruhestand finanziell selbstbestimmt gestalten. Nicht der maximale Gewinn zählt mehr, sondern die Sicherheit, den eigenen Lebensstandard über viele Jahre halten zu können.
Erst der Mensch, dann das Geschäft