Regelmäßig wird die Forderung nach mehr finanzieller Allgemeinbildung laut

Schulfach Wirtschaft Allgemeinbildung Finanzen

Regelmäßig wird die Forderung nach mehr finanzieller Allgemeinbildung, die schon in der Schule beginnen sollte, laut. Ob eine solche Maßnahme allerdings trägt, bleibt weiterhin fraglich.

Es klingt zunächst plausibel: Ein besseres Allgemeinwissen zum Thema Finanzen und Geldanlage soll dafür sorgen, dass sich Verbraucher sicherer auf dem Markt bewegen, die Risiken besser einschätzen können und somit seltener auf windige Angebote hereinfallen. Allerdings fehlen bislang die Belege für den Erfolg - im Gegenteil.

Autorenbox (bitte nicht verändern)

Theoretische Kenntnisse taugen offenbar nicht für die Praxis

Zwischenzeitlich gibt es einige Studien, die sich mit diesem Thema befassen: In den USA wurde untersucht, ob besser in Finanzfragen gebildete Menschen seltener von einer Insolvenz betroffen sind. Leider war das Ergebnis negativ. Eine ähnliche Erhebung in Ungarn galt der Frage, ob sich die Finanzbildung an höheren Schulen positiv auf den Umgang mit Finanzfragen auswirken könnte. Auch hier war das Resultat ernüchternd, denn auch die besseren theoretischen Kenntnisse wirkten sich nicht auf die praktischen Entscheidungen aus. Selbst eine Metastudie, in der Fernandes, Lynch und Netemeyer sämtliche 168 zu diesem Thema erschienenen Arbeiten untersuchten, konnte keine Verbesserung in Bezug auf Finanzfragen konstatieren.

Finanzbildung ist demnach nur ein Aspekt, der die Entscheidungen in Geldfragen beeinflusst. Allerdings halten sich die Auswirkungen auf das tatsächliche Verhalten offenbar in Grenzen. Selbst wenn die Mechanismen und damit auch die Risiken des Finanzmarktes theoretisch bekannt sind, prägen doch weitere Impulse die relevanten Entscheidungen. Dazu zählen beispielsweise das Bildungsniveau der Eltern und die Häufigkeit, in der das Thema überhaupt angesprochen wird, aber auch die eigene Persönlichkeit und die Erfahrungswerte, die die Jugendlichen selbst mit Geld gesammelt haben.

Über Geld redet man nicht - genau hier liegt wohl das Problem."

Die besten Gelegenheiten zur finanziellen Bildung ergeben sich nicht in der Schule, der die Verantwortung zugeschoben werden soll, sondern im privaten Umfeld: Nur wenn Geld zu einem ganz normalen Thema wird, können sich auch die Verhaltensweisen ändern. 

Problematisch ist jedoch, dass viele Familien hier überfordert sind. Soll es jedoch eine Verbesserung der Situation geben, müssen effektive Mittel gefunden werden - bislang bleibt der Ansatz eines kostenintensiven Schulfachs jedoch den Nachweis schuldig, dass er wirklich für Abhilfe sorgen könnte. 

Gefragt ist also die gesamte Gesellschaft - und nicht zuletzt die Finanzindustrie.

Kontakt zu mir

Hallo!
Schön, dass Sie mich kennenlernen möchten.